Im Gegensatz zu meinen bisherigen Erfahrungen mit Filmen von Ingmar Bergman fiel "Det sjunde Inseglet" (Originaltitel) weit entspannter erzählt aus, als erwartet. Zwar fordert er, wie typisch für seine sehr erwachsenen und kunstbetonten Werke, trotzdem Aufmerksamkeit vom Zuschauer, da dieser selbst entdecken muss, anstatt alles gesagt zu bekommen, aber diese geforderte Konzentration fällt leicht bei einem derart unverkrampft ausgefallenen Streifen, der sich als recht humorvoll inszeniert dafür schaut, dass er vordergründig keine Komödie sein möchte. Ein wenig hat mich das Ergebnis, wenn auch in einem anderen Jahrhundert spielend, an die fast zeitgleich erschienene "Schinderhannes"-Version mit Curd Jürgens erinnert. Der gewährte einem ebenfalls einen unverkrampften, sich in seiner Menschlichkeit authentisch anfühlenden Blick auf die Lebenswelt der Bürger ihrer Zeit, hier jene des Mittelalters, in welcher die Pest um sich greift und Kreuzzüge beendet werden.
Es gibt also genug schwerwiegende Probleme, mit denen man sich herum plagen muss, was das Volk nicht davon abhält kleinkariert auch unnötige innerhalb eines Blickwinkles nur bis zum eigenen Tellerrand zu provozieren. Dieser Blick fällt nie bitter oder moralisch aus, sondern schwankt irgendwo zwischen verstehen und augenzwinkernd akzeptieren, frei nach dem Motto: so sind die Menschen eben - eine entspannte Haltung, die man sich in heutigen Zeiten der Prinzipempörung geradezu zurück wünscht. Der populäre Aspekt von "The Seventh Seal" (Alternativtitel), dass ein Ritter gegen den Sensenmann Schach spielt, um sein Schicksal hinauszuzögern, fällt überraschend beiläufig aus, wenn es um die direkte Aktion geht. Wie sehr dieser Aspekt tatsächlich mit all den anderen Geschehnissen zu tun hat, die sich auch oftmals um andere Personen kümmern, bemerkt man eher unterschwellig, spätestens aber mit der Auflösung der Geschichte.
Diese hält zudem einen schönen Seitenhieb auf eine Mutter Maria-Situation, die ziemlich zu Beginn mitzuerleben war, bereit. Sie gehört mit zu den besagten augenzwinkernden, humorvollen Momenten, die Auflösung diesbezüglich ist aber auch ein tolles Beispiel für die Täuschung, die "Das siebente Siegel" gerne für den mitdenkenden Zuschauer bereit hält, der oft anderes vermutet als schließlich geschieht. Dass der Tod gerne mal unfaire Methoden auffährt, oder der Ritter auch gerne mal trotzig die Figuren umwirft, in der Hoffnung sein Gegner hätte vergessen auf welchem Feld welche standen, macht ebenfalls das humorvolle Gewandt dieser Nicht-Komödie deutlich und den sanften Umgang mit dem Akzeptieren von menschlichem Fehlverhalten (von dem sich selbst der Tod nicht los sagen kann, wie man sieht).
Inmitten dieses leichten und dennoch spürbar und mitempfindbaren dramatischen Treibens schleichen sich auch immer wieder mal mehr, mal weniger gut funktionierende philosophische Gedanken mit ein. Besonders gut gefallen hat mir die Andeutung (die aber auch Trick oder Lüge gewesen sein kann), dass selbst der Tod nicht weiß was nach dem Ableben kommt und somit auch nicht was Gott bewegt zu handeln wie er es tut, bzw. die Frage ob dieser überhaupt existiert. "Das siebente Siegel" ist ein überraschend kurzweilig zu schauender, unterhaltsamer Ingmar Bergman-Film in gewohnt guter Besetzung und wie so oft sehenswert durch seine reichhaltig ausgefallenen Dialoge. Wieder einmal wird deutlich, dass der Regisseur hier selbst zum Genre wird. Welche er tatsächlichen für seine Erzählung benötigt, scheint nicht wirklich wichtig. OFDb
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