28.08.2022

HALLOWEEN HAUNT (2019)

In dem von Eli Roth produzierten Horrorfilm "Halloween Haunt" ist es in etwa so, als wäre John Hughes' Kevin als Erwachsener ein Psychopath geworden, hätte sich ein paar nicht minder geistig ungesunde Kumpels gesucht, um in einem abgelegenen Haus ein angebliches Horror-Event für neugierige Teenager mit allerhand tödlicher Fallen zu errichten. Die werden selbstverständlich eingeladen, anstatt auf einen Einbruch zu warten, und wer einmal drin ist (den Haftungsausschuss freilich brav unterschrieben), kommt nicht mehr heraus. Es sei denn man ist ein Mädel wie unsere Hauptfigur, die in einem Horrorhaus mit Prügelvater aufgewachsen ist und bereits 20 Minuten nach dem Hineintreten in einen Nagel wieder völlig frei jeglichem Humpelns laufen kann. Ja, ich stelle das alles recht lächerlich dar, aber es ist eigentlich nur der übliche Grad Unsinn eines Horrorfilms, der uns hier heimsucht. Und für einen durchschnittlichen, wahrscheinlich schnell vergessenen, Beitrag dieses Genres ist "Haunt" (Originaltitel) meiner Meinung nach ziemlich geglückt. Hier muss nicht alles Sinn ergeben, ganz im Gegenteil fragt man sich ab einem gewissen Punkt z.B. warum unsere Heldin, die längst erkennen musste was für sadistische Spiele an diesem Ort vollzogen werden, noch immer den schriftlichen Anweisungen der Veranstalter folgt. Aber derartiges bleibt das Geheimnis der Autoren, ebenso wie der unnötig angehangene Schluss, der aus der Überlebenden, warum auch immer, die Rächerin gleicher Methoden macht. Nun ja... 

Die beiden "Nightlight"-Regisseure Scott Beck und Bryan Woods inszenieren diesen ganzen angenehmen, wie unsinnigen Standard überraschend stimmig, teilweise gar mit funktionierender Grusel-Wirkung und passablen Schockeffekten. Als Autoren der ganzen Sache leisten sie zwar nicht so anspruchsvolle Arbeit wie in ihrem Drehbuch zu "A Quiet Place", den wer anderes inszenierte, aber sie zeigen zumindest, dass sie die Grundlagen des Horrorfilms beherrschen, um einen durch einen kurzweiligen Film zu leiten. Der erfindet das Genre nie neu und nutzt bereits Bekanntes nur bedingt, um uns in die Irre zu führen, aber es funktioniert. Denn dankenswerter Weise schwebte den Beiden ein Horrorszenario vor, wie man es auch schon in den 80er Jahren hätte erzählen können (nein, "Halloween Haunt" ist kein Retrofilm, der besagtes Jahrzehnt imitiert). Zwar durchleben die gar nicht mal ängstlichen und relativ taffen Teenager hier harte Momente, aber die Geschichte um Geisteskranke, die eine Gruppe Menschen für sadistische Spiele gefangen hält, wird nie für den Bereich des Toture Porn genutzt, der statt stimmiger Momente lediglich Folterszenarien geboten hätte. 

Es ist schön, dass dieser scheinbar noch immer finanziell lukrativen Versuchung widerstanden wurde und stattdessen ganz im Gegenteil, immer dann wenn sich ein solches Szenario einzuschleichen scheint, verspielt abgebremst wird, z.B. indem in dem Moment einer abscheulichen Tat plötzlich der Vorhang wie in einer Theatervorstellung fällt. Derartige Augenzwinkerei weiß zu gefallen, zumal man es bei solch angehauchtem Niveau belässt und nie Richtung Horror-Komödie arbeitet. "Halloween Haunt" bietet ein spannendes Szenario, ist zügig erzählt und mit Charakteren versehen, die für den Grad ihrer Oberflächlichkeit überraschend gut als Identifikationsfiguren funktionieren. Und mit diesen drei Pluspunkten hat der Streifen vielen Konkurrenzprodukten gegenüber bereits einiges voraus. Dem Dauergast im Genre wird es zudem freuen zu erfahren, dass der Blutgehalt nicht gerade zimperlich ausgefallen ist. Dem allgemeinen Filmfreund sei hingegen verraten, dass dieses Werk dennoch nie zum reinen bluttriefenden Happening wird. Die Dosierung stimmt, die Härte auch, sie bereichert stets das Geschehen, anstatt es zu dominieren. Kurzum ist "Halloween Haunt" zwar ein recht gewöhnlicher Horrorfilm für den angenehmen Schnellverzehr für zwischendurch, aber er macht einiges richtig, so dass man ihm ruhig einen Blick würdigen kann.  OFDb

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