19.08.2022

DOCTOR STRANGE (2016)

Da soll mal einer sagen Marvel kann nicht auch anders. Okay, vieles ist wie gehabt, so der mangelnde Tiefgang aller zwischenmenschlichen Bereiche, der Zerrissenheit und anderweitiger grob angeschnittener Charaktereigenschaften. Wie so oft wird alles nur so weit wie nötig angeschnitten, um im Fantasybereich in die Vollen gehen zu können. Aber bei "Doctor Strange" geht das meiner Meinung nach in Ordnung. Nicht nur weil man sich für eine derart komplexe Story, wie hier dargeboten, trotz klassischer Laufzeiteinhaltung dennoch genügend Zeit für die Vorgeschichte lässt und dann noch einmal für die Entstehung des Helden, sondern auch weil das obligatorische Effektgewitter diesmal lediglich maximal zur Hälfte zur Zerstörungsorgie verkommt. Vieles andere was mit dem Computer gezaubert wurde reicht eher an die (später entstandene) kreative Zwischensequenz über Realität und Täuschung aus "Spider-Man 2 - Far from Home" heran, sprich man nutzt die Unsummen an Geld und technischen Möglichkeiten die zur Verfügung standen, um tatsächlich beeindruckende Bilder zu zaubern, die unser Denken und unsere Vorstellungskraft auf den Kopf stellen. 

Auch da wäre manchmal weniger mehr gewesen, z.B. zu Beginn wenn das Umformen eines Stadtteils mehr beeindruckt hätte, wenn nicht ganz so krass in die Kacke gehauen worden wäre, aber wenn es um die Geheimnisse von Zeit, Paralleluniversen und anderem mal auf Fantasy, mal auf Science Fiction fußenden Hokuspokus geht, dann darf man staunen bei einer Bilderflut an Ideen, die etliche Filme mit eigenen Geschichten hätte stemmen können. Zugegeben, das kann man positiv wie negativ sehen, wenn derart inflationär mit phantasiefördernden Mitteln gearbeitet wird und gefühlte 98% davon schneller vorüber sind, als man innerlich konsequent verarbeiten konnte, aber das macht die Sache nicht weniger geistreich und kreativ. "Doctor Strange" hat nichts davon als Innovation gepachtet, das sind keine neuen Ideen aus den Medien Buch und Film, die hier aufgegriffen werden, aber sie werden in eine interessante Geschichte gepackt, aufregend präsentiert und fördern die Phantasie und das Staunen, was will Popkorn-Kino mehr? Da das Ganze mit Benedict Cumberbatch und Tilda Swinton zudem hochgradig professionell besetzt ist (Erstgenannten beschert man zudem einen Insider-Gag außerhalb des Marvel-Universums), kann man wahrlich nicht meckern. 

Ich habe mich bestens unterhalten gefühlt und kann nur hoffen, dass man es bei der Fortsetzung "Doctor Strange in the Multiverse of Madness" erneut so erzählfreudig angeht. Dass die Fortsetzung sechs Jahre auf sich warten ließ, lässt zumindest kein Schnellschuss-Produkt vermuten. Aber bei Marvel-Filmen bin ich immer im Vorfeld vorsichtig und kritisch, die hauen trotz vieler sympathischer Beiträge halt auch immer wieder gleichermaßen daneben.  OFDb

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen