Heute, nach meiner ersten Sichtung seit 2004, gefällt mir der von Anderson geschriebene und produzierte und der einzige von Alexander Witt inszenierte Streifen (zumindest als Haupt-Regisseur) besser als damals. Allerdings ist man nun nicht nur in die Zukunft der Kino-Reihe eingeweiht, auch die Sehgewohnheiten haben sich seit damals geändert. Früher war ich genervt von der Wackelkamera bei jeder Zombie-Attacke, heute stört mich dies nicht mehr. Damals nervte mich der Endgegner, der eher einem Kinderfilm entlaufen schien, anstatt in einen ernstzunehmenden Horrorfilm zu gehören, heute gefiel er mir als verspieltes Comicelement in einem Streifen, der dennoch genug Platz für die Zombies lässt. "Resident Evil 2" atmet die völlige Übertreibung in all seinen Poren, und dies einmal begriffen und akzeptiert funktioniert er auf banaler Trivialebene wunderbar. Alice ist nun selbst ein Experiment mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, das Unternehmen Umbrella fällt noch weit dämonischer aus als bisher vermutet, die Fehler des Konzerns haben fatalere, teils beabsichtigte Folgen als bisher, darf doch nun eine ganze Stadt unter den illegalen Experimenten leiden und wird dies, wie wir schnell erfahren, auch nicht überleben.
Die Geschichte mag arg konstruiert sein, aber sie bietet genug roten Faden, um das Actiongewitter zu tragen, um das es hauptsächlich gehen soll. Die Figurenzeichnung mag nicht originell sein, allein schon weil Alice erneut krampfhaft eine starke Frau zur Seite gestellt wird, aber es reicht um zu funktionieren, um sich für die Geschehnisse zu interessieren und um mitzufiebern, und dies gelingt obwohl ein Kind einen nicht geringen Anteil am Hauptgeschehen hat. Freilich waren bei dieser zweiten Sichtung meine Ansprüche stark nach unten gesenkt, aber ich habe mich gut unterhalten gefühlt, in einem Geschehen dass sich nie ausbremst, gehaltvoll genug bleibt um sich nicht vollkommen plump anzufühlen (so wie es u.a. "Resident Evil 4" erging) und seine Gut-Böse-Trennung gekonnt ausspielt in einem hoffnungslosen und gnadenlosen Szenario. Einzig dass die Zombies immer dort eingesetzt und weggeblendet werden, wo gerade nötig, egal wie glaubwürdig es scheint (einmal ist eine ganze Zombiehorde innerhalb von Minuten im Nirgendwo verschwunden), wirkt manches Mal auch inmitten der aufgrund der absichtlichen Übertreibungsmentalität zu verzeihenden Unsinnigkeiten zu widersprüchlich.
Aber da dieses Makel vom Tempo des Streifens fast überrannt wird, kann man da großzügig drüber hinweg sehen. Glücklicher Weise sind die Computereffekte weit besser ausgefallen als im Erstling. So stark wie diesmal darauf gebaut wird, wäre es ein Desaster gewesen die billige CGI des Vorgängers ertragen zu müssen. Für ein kurzweiliges Kopf aus-Kino ist "Resident Evil 2" meiner Meinung nach genau der richtige Film, das Sichten von Teil 1 sollte man trotz geringem Anspruchs der Handlung und obwohl noch einmal alles aus diesem erklärt wird, aber mitbringen, um hier kompromisslos trivial unterhalten werden zu können. OFDb
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