Bereits vor dem hohe Wellen schlagenden "Der Staatsfeind Nr. 1" gab es Filme über die Perversitäten von Überwachungssystemen und die zwangsläufig damit einhergehende Ausnutzung dieser Gerätschaften. Einer dieser Filme ist "Das fliegende Auge", der einem noch einmal bewusst macht wie lange bereits das aktueller denn je geratene Thema für Kopfzerbrechen sorgt und wie schon damals die heutige Lügenpropaganda der Terror- und Verbrechensbekämpfung als Vorwand vorgebracht wurde, um die Bürger eines angeblich freien Staates hemmungslos ausspionieren zu können. Die Selbstverständlichkeit mit der diese Gefahr ohne direkte Benennung in Dialogen im hier besprochenen Werk wahrgenommen wird, zeigt wie sensibler man einst auf das Verbrechen reagierte, zu versuchen die Privatsphäre eines jeden Mitmenschen zu durchbrechen. Heute, in Zeiten in denen Menschen zum Erhalt von Schutz regelrecht um jedes Verbot und jede Überwachung betteln, schaut sich ein solcher Film wesentlich subtiler, so dass man sich automatisch die kritische Grundhaltung der Mitbürger von einst zurückwünscht.
Das mag ein bitterer Beigeschmack sein, aber da "Blue Thunder" (Originaltitel) trotz seines Hauptaugenmerks auf Spannung und Action nicht einzig des Unterhaltungswertes wegen gedreht wurde, sondern auch zur Warnung (was die Texteinblendung zu Beginn des Streifens belegt) tut es gut dass es Werke wie ihn gibt, auch wenn sie einem die schrecklichen Zustände heutiger Tage ungewollt bewusst machen. John Badham, der mittlerweile nur noch für TV-Serien wie "12 Monkeys", "Nikita", "Psych" und "Heroes" arbeitet, inszeniert den Film mit einer Ernsthaftigkeit, die in diesem Genre irgendwann Ende der 80er Jahre fast endgültig verloren ging, zumindest in dieser mündigen Ausfertigung, die aus "Das fliegende Auge" weit mehr macht als eine olle geistfreie Rächerstory oder einen simplen Kampf um Verrat. Der in verschiedenen Genres tätige Regisseur ("Dracula '79", "Nummer 5 lebt", "Codename: Nina", ...) entfacht einen Spannungsbogen, der wahrhaft zu packen weiß. Wenn der Film in seinem mindestens über 20 Minuten laufenden Finale actionlastiger wird, dann steht doch stets trotzdem noch der Nervenkitzel im Zentrum, so gekonnt weiß Badham die endlos scheinende Verfolgungsjagd in der Luft und auf der Straße in Szene zu setzen. Hirnloses Herumgeballer findet hier nicht statt.
Ebenfalls zugute kommt dem Film sein langsamer Einstieg ins Geschehen, dauert es doch überraschend lange bis der Testhubschrauber überhaupt in die Story integriert wird, einfach weil man zuvor intensiv die Figuren und den seltenen Job, welchen der Protagonist leistet, beleuchtet. Und dies wird derart interessant erzählt, dass der Film auch wunderbar als simpler Polizeifilm ohne High Tech-Hubschrauber und Überwachungsthematik funktioniert hätte. Dieser Schritt erlaubt es der Geschichte in der zweiten Hälfte um so flotter erzählt werden zu können, so dass das Geschehen nicht nur ohne Umschweife erzählt wird, sondern auch zu erwartende Standardphasen überraschend über Bord geworfen werden, so dass man sich schneller im entscheidenden Prozess des Ganzen befindet, als man zuvor vermutet hätte. Dies beschert dem angenehm ruhig erzählten, aber stets spannungsgeladenen Film eine Energie, die man in dieser Art weder im ruhigen 70er Jahre-Kino, noch im oberflächlich flotten 80er Jahre-Kino all zu oft zu sichten bekam. Die leicht mit trockenem Humor angereicherte Perspektive aus einer unverfälschten Männermentalität beschert dem Streifen zudem seinen zweiten Sehwert, der einen die Gesellschaft von einst zurückwünschen lässt, so dass man es als Gewinn des Streifens erachten kann, dass er nicht zeitlos wirkt, sondern in seiner Entstehungszeit verankert ist. OFDb
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