19.11.2022

GOTHAM - STAFFEL 4 (2017)

Die Verspieltheit und Leichtigkeit von Staffel 2 erhält auch Staffel 4 nicht mehr zurück. So übel wie die zweite Hälfte der dritten Staffel ist das vierte Jahr glücklicher Weise trotzdem nicht ausgefallen, häufen sich doch dagegen arbeitend die Ereignisse, die zu einem guten Teil tatsächlich aufregend erzählt sind. Und auch wenn das ewige Formen neuer Allianzen nach wie vor unangenehm anmutet, so erweist sich das Zusammentun verschiedenster Seiten Richtung Finale doch als wirksam in Anbetracht der dort lauernden Bedrohung und  hält im kurzen Moment des Aufatmens doch zumindest manche Überraschung bereit, um nicht vollkommen blauäugig und vergesslich zu erscheinen. Der ebenfalls dort lauernde Weg Bruce Waynes zum dunklen Ritter ist mit dem wichtigen Einfluss Ra's al Ghuls leider etwas arg entmystifizierend, etwas das man der kompletten Serie vorwerfen könnte, mich persönlich hier aber erstmals enttäuscht. 

Die wenigen Augenblicke verspielter Leichtigkeit wirken zumindest entspannend inmitten einer Geschichte, die zu bedeutungsschwanger erzählt ist und die ihre Wichtigkeit, die sich selber zuschreibt, erst in der Finalfolge erfüllen kann, wenn sich der Wendepunkt tatsächlich episch anfühlt. Der Riddler und seine verloren gegangene Intelligenz gehören zu diesen wenigen Lichtblicken der Verspieltheit, ebenso ein kleiner eingebauter Witz in einer Vision Waynes, die ihm einen Gordon mit Schnurrbart offenbart. Im Gegensatz zu den anderen entspannteren Momenten, in denen der Stoff reine verschmitzte Comicluft atmen darf, wirkt die Geschichte rund um besagte Vision jedoch so infantil wie vieles andere, was gern erwachsen anmuten würde. Während ein Pinguin und ein Riddler seit je her kindlichen Gemüts sein durften, sorgt der bedeutungsschwangere Touch der zu ernsten Erzählung für jene Art infantilen Touch, die nicht förderlicher Natur für den zu erzählenden Stoff ist. Insbesondere die Wandlungen der Ex-Freundinnen Gordons muten besonders peinlich an, auch wenn diese Neuorientierungen manche Story-technische Entwicklung positiv zu fördern wissen. Die Frage ist nur, warum man hierfür auf den engen Radius einer Stammbesetzung zurück greifen muss, anstatt einfach andere Charaktere zu entwickeln, um diesen bitteren Beigeschmack ewiger Neuinterpretierungen des eigenen Seins zu verhindern. 

Doch wie unreif sich vieles in Staffel 4 auch gucken mag, der erzählerischen Kraft konnte ich mich erneut nicht entziehen. "Gotham" bleibt eine hoch unterhaltsame Serie mit ihren ewigen Wendungen und immer wieder eingestreuten Highlights. Figuren wie Scarecrow können sich endlich entfalten. Und die Geschichte rund um den zukünftigen Joker hält erneut eine riesen Überraschung bereit, wieder einmal wird der Zuschauer gekonnt getäuscht. Zwei Momente, in denen sich das Drehbuch dort eine hohe Intelligenz zuschreibt, wo man die Wahrheit von Beginn an durchschaut (die Worte von Gordons Ex zu Riddler während Gordon in einer Presse fest steckt und die Frage, die der Riddler ihr stellt, wenn es um den Ort geht, an dem eine irre Quiz Show stattfindet) zeigen die naive Seite der Serie, die sonst inmitten von irrsinnigen Ereignissen recht gut überschattet wird, zu deutlich. Trotz aller Sympathie, die ich noch immer für die schwächer gewordene Serie hege, offenbart sie sich doch leider immer mehr als Mainstream-Produkt, so sehr Fan-Service sie eingefleischten Batman-Kennern auch bieten mag. Aber allein der Cliffhanger macht wieder hungrig auf mehr und zeigt uns auf, dass es durch die Isolation zu vereinzelten, an mehreren Orten parallel stattfindenden Machenschaften jeweils einzelner Superschurken in Gotham kommt, wo sie bislang doch meist in Gruppen agierten. Das mag intellektuell und kreativ abermals kein Kunstgriff sein, aber es unterstützt zumindest wieder die Mystik, die eine Batman-Geschichte benötigt.  OFDb

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