04.02.2023

THE MENTALIST - STAFFEL 1 (2008)

Wenn man bedenkt, dass die Serie vom Konzept her dem üblichen Strickmuster dieser Art TV-Reihe folgt und die Figuren ähnlich distanziert anmuten, wie die beiden Helden der "Akte X"-Serie, darf man sich schon wundern wie gut "The Mentalist" funktioniert, zumal die Hauptfigur ein arrogant grinsender Egomane ist, den man erst mit der Zeit zu verstehen lernt und selbst dann an seine Grenzen stößt ihn zu mögen. Das macht man freilich irgendwie dennoch, auch wenn man ihn im richtigen Leben zum Teufel jagen würde, aber trotz aller guten Taten, die er meist spätestens gegen Ende einer Folge vollbringt, überschattet die Selbstherrlichkeit alles andere, selbst dann wenn man begreift wie sehr dies eine Schutzidentität der Trauer ist. Ein tragischer Hintergrund der Hauptfigur widmet sich dem roten Faden der Serie, der von der Jagd auf einen Serienkiller namens Red John handelt. Die von diesem Kern losgelösten Kriminalfälle der einzelnen Folgen orientieren sich ebenfalls gern an der Dramaturgie eines Mordes. Atmosphärisch bleibt jedoch immer eine Restdistanz, die einem dabei hilft die Fähigkeiten des Täuschers etwas intellektueller zu betrachten, und das entspricht ganz gut dem Umgang mit den Stammcharakteren, die man mit der Zeit besser, aber nie zu persönlich, kennen lernt. Ein jeder trägt sein Schicksal, besitzt seine Tücken, seinen Charme, aus Hüllen werden greifbare Menschen, denen man aber doch nie zu freundschaftlich näher kommt, wie es sich meist mit der Zeit in anderen Serien anfühlt. Man könnte es eine Distanz des Respekts nennen, denn dieser Abstand ist keinesfalls negativ geprägt und verleiht der Krimi-Reihe eine besondere Note und Würde. Und dass wir sofort in den Alltag der Ermittler geschubst werden, ohne dass Jane erst neues Mitglied des Teams wird, mutet ebenfalls positiv an, zumal wir Hintergründe immer wieder über Rückblicke und Dialoge erfahren.

Dass immer auch ein Hauch Humor mit einher weht, wenn wer mit speziellen Fähigkeiten die üblichen Ermittlungsmethoden torpediert, Staatsanwälte nicht anders behandelt als Kleinganoven und ethische Grundwerte zum Erreichen des Ziels mit Füßen tritt, dürfte ebenso wenig überraschen, wie der kleine Hauch Superheldenkraft, den die Hauptfigur mit ihren antrainierten Fähigkeiten beweist, immer dann wenn man sympathisch comicartig übertreibt, z.B. wenn Jane aufgrund der Mimik und Reaktionen seines Gegners die Züge von Schere, Stein, Papier vorhersehen kann. Meist wendet er jedoch lediglich eine besonders ausgeprägte, aber nachvollziehbare Beobachtungsgabe an, wie man es aus "Sherlock" und Co kennt. Einzig das zu häufige Einbringen der Hypnose schadet meiner Meinung nach dem Gesamtbild seiner Fähigkeiten, da uns die typische TV-Hypnose vorgesetzt wird, die es dem Autor zu einfach macht Fortschritte im Lösen des Kriminalfalls herbei zu schreiben. Je weiter die Staffel voran schreitet, desto weniger wird hypnotisiert, das gefällt, und dank der außergewöhnlichen Methoden des Mentalists, und weil man nicht in alle seiner Erkenntnisse sofort eingeweiht wird, macht es stets Spaß ihn in seiner dreisten und intelligenten Art zu begleiten und die Auflösung zu erfahren. Oft errät man den Täter aufgrund einer auffälligen Besetzung schneller, als es den Verantwortlichen der Serie lieb ist, aber selbst dann freut man sich auf "Columbo"-Art wie der Täter letztendlich überführt werden kann. Mit der Folgen-übergreifenden Red John-Thematik hält man  sich im ersten Jahr noch ein wenig zurück, taucht aber genug ein um das Interesse des Zuschauers gekonnt zu wecken. Und kleine Running Gags und sich entwickelnde zwischenmenschliche, Folgen-übergreifende Momente sorgen für den nötigen Gefühlsgehalt, um mit der kompletten Mannschaft warm zu werden und mitzufiebern, nicht nur Kriminalfälle betreffend.  OFDb

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