17.03.2023

IN THEIR SKIN - SIE WOLLEN DEIN LEBEN (2012)

"Replicas" (Originaltitel) ist einer dieser Filme, die vollends auf eine tolle Optik setzen, uns wahrlich geglückte Fotografien servieren, und denen auch sonst handwerkliches Können wichtig sind. Mit Selma Blair garantiert man dies hier auch vor der Kamera, auch wenn sie diesmal unter ihren Möglichkeiten spielt. Doch wieder einmal gilt das eingehaltene Niveau auf der einen Seite nicht für den gern unterschätzten Bereich des Drehbuchs. Kanada erweist sich erneut lediglich als kostengünstige Alternative zu den Drehbedingungen in den USA, anstatt eigenes Kino zu servieren, dementsprechend haben wir hier mit "In Their Skin" (Alternativtitel) vom Niveau her doch nur eine Art US-Film vorliegen. Und der wird nicht einmal wirklich seines interessant klingenden Aufhängers gerecht, dass hier wer kopiert werden soll. Im phantastischen Sinne sowieso nicht, gemeint ist die "Weiblich, ledig, jung sucht..."-Art, mit der Ausnahme dass ein einzelner Psychopath diesbezüglich glaubwürdig ist und die Beweggründe im 90er Jahre-Thriller aus dem Verstand einer verstörten Person heraus Sinn machte, eine ganze Psycho-Familie hingegen weit weniger überzeugend ist, zumal wir ihre Motivation nie erfahren. 

Und so passiert, was so oft passiert wenn uns ein schlechter Film eine Psychopathen-Thematik serviert: sie kippt ins Lächerliche um, nervt mit ewigem Gebrabbel der Aggressoren und strampelt sich in Sachen Spannungsaufbau verzweifelt einen ab, wo mangelndes Psychologieverständnis und die Intelligenzversuche eines durchschnittlichen Schreibers den Nervenkitzel im Keim ersticken. Dass "In Their Skin - Sie wollen dein Leben" eine cineastische Katastrophe ist, offenbart er uns glücklicher Weise nicht erst mit der entscheidenden Wende ins Thriller-Genre, schon in der Vorphase ist der Streifen lediglich idiotisch ausgefallen, versteht man doch nie warum sich das Heldenpaar rechtfertigt, besagte Familie überhaupt einlädt, jegliche noch so aufdringliche Frage beantwortet und viel zu lange höflich bleibt. Erschwerend kommt der Beruf des Anwalts hinzu, der dieses Verhalten noch unsinniger erscheinen lässt, als ohnehin schon. Selbst diesbezüglich beweist sich das Drehbuch als vollkommen missglückt. Man versteht seine eigen kreierten Figuren nicht. Jeremy Power Regimbal, der auch Ideen fürs Drehbuch lieferte, drehte nach diesem Debüt keinen weiteren Film mehr. Ich danke ihm hierfür von Herzen.  OFDb

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