09.07.2023

TODESKREIS LIBELLE (1975)

Nachdem ich nun schon einige Zeit kein glückliches Händchen bei meiner Auswahl von Paul Naschy-Sichtungen besaß, begegnete mir ausgerechnet im Bereich des Kriminalfilms, anstatt in seinem Stamm-Genre Horror, ein sympathischer Film mit dem wenig talentierten Mann in einer Hauptrolle, und das war "Todeskreis Libelle". Inhaltlich vermutete ich den spanischen Versuch eines ursprünglicher Weise aus Italien stammenden Giallos, was "Una Libélula para cada muerto" (Originaltitel) sicherlich auch sein möchte, viel mehr erinnert der Streifen jedoch an die bunten Edgar Wallace-Beiträge unter der Regie von Alfred Vohrer, ein Bereich der ebenso wie der Giallo Folgewerk der vorangegangenen schwarzweißen Grusel-Krimis von Rialto ist. Was dort eher absichtlich verspielt anmutete, wird hier eher durch die Unzulänglichkeiten unfreiwillig humoristisch aufgebrochen, beispielsweise durch die kaum wahrzunehmende Ermittlung des Kommissars, während dieser sich wundert, dass sein Nichtstun zu keinem Fortschritt führt. Weit weniger Einfluss auf ein amüsantes Misslingen hat zur großen Überraschung Naschy selbst, der recht gut in die Rolle besagten Ermittlers passt und auch optisch dank des Tragens eines Schnurrbarts in ernster Mimik zu überzeugen weiß. 

Ohnehin ist "A Dragonfly for Each Corpse" (Alternativtitel) kein reiner unfreiwillig komischer Trash, bitte deutet meine Belustigung nicht als Totalversagen des Filmes oder meiner Reflexion. "Red Killer" (Alternativtitel) ist stimmig erzählt, erhält meist die zur Atmosphäre passende Musikuntermalung und weiß auch optisch das ein oder andere gelungene Bild einzufangen, freilich ohne diesbezüglich zum großen Kunstwerk manchem Giallo-Vorbilds zu werden. Zudem ist der Kriminalfall interessant gestaltet, das Mitraten des Täters ist integriert, die Auflösung akzeptabel und die Umsetzung mit quantitativen Schauwerten angereichert, so dass es an dieser kleinen Wundertüte des Gelingens und des Scheiterns in diesem wunderbaren Mix nichts zu beanstanden gibt. Gesichtet habe ich die internationale Fassung auf einer DVD, die beide Versionen bot. Hier soll mehr nackte Haut gezeigt werden, als in der spanischen Variante. Der Unterschied scheint aber nicht der Rede wert zu sein, was hier an Nackedeimomenten geboten wird, ist recht übersichtlich. Da hat manch einer sicherlich mehr erwartet, wo "Teufelskreis Libelle" mitunter doch in der Rotlichtbranche spielt. Harte Momente vermischen sich mit verspielt anmutenden, bunte Bilder vereinen sich mit einem düsteren Touch, nüchternes Schauspiel trifft auf eine reißerische Geschichte. Und genau so mag ich diesen Film, und so halte ich ihn bis zur nächsten Sichtung in Erinnerung. Und die wird kommen, bei solch sympathischem Retro-Kino.  OFDb

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