12.08.2023

DU LEBST NOCH 105 MINUTEN (1948)

Für einen US-Film aus den späten 40er Jahren ist "Der Täter meldet sich" (Alternativfilm) äußerst modern erzählt. Fast sämtliche Ereignisse, alle Informationen, erhält man über Telefonate, während die telefonierende Hauptfigur krank im Bett liegend festsitzt und allein im Haus ist. Der Großteil der Handlung wird über Rückblicke als Konversation am Apparat erzählt, teilweise auch etwas ungelenk mit Rückblicken in Rückblicken. Nach und nach offenbart sich uns die (mit den heutigen Sehgewohnheiten vermutete) Wahrheit. Zwar geht das Drehbuch nicht immer clever vor, manche heikle Information wäre nie derart grundlos ausgeplaudert worden, letztendlich ist ein Film wie dieser in dieser damals experimentellen Art aber ein Werk im Versuchsstadium, und darf sich deshalb derlei Fehler erlauben. Leider gibt es nie falsche Fährten, und das Eingangstelefonat dient dem reißerischen, aber interessanten Aufhänger, der aber auf diese Art nur bedingt förderlich für die Geschichte ist. Zwar zieht der Film einen guten Teil des Spannungsbogens aus diesem, aber dass die passive und hysterische Heldin (alles durchaus positiv gemeint, da förderlich für die Handlung eingesetzt) auf diese Art von einem Mord erfährt, der möglicher Weise der an ihr selbst ist, dient tatsächlich nur dem Einstieg und ist aufgrund der zu vorhersehbaren Auflösung etwas arg zufälliger Natur, um als gute Drehbuchidee zu gelten. Es ist jedoch die Konsequenz besagter Auflösung, die "Sorry, Wrong Number" (Originaltitel) ebenfalls für seine Zeit derart aus den Rahmen fallen lässt, war das Publikum ein derartiges Ende doch nicht gewohnt, nicht einmal in einem düsteren Thriller-Drama. Kurzweilig erzählt und zur Entstehungszeit selbstverständlich in stimmigen Schwarz/Weiß abgefilmt, weiß dieser Mix aus verzeihlichen Schwächen und gewagten Stärken durchaus auch heutzutage noch gut zu unterhalten. Etwas raffinierter hätte der Plot durchaus ausfallen können, aber die Dramatik des Stoffes ist treffsicher eingefangen, inklusive der finalen des zu Recht verzweifelten Ehemannes, der als der Böse der Geschichte trotzdem eine nachvollziehbare Motivation seiner Taten erhalten hat. Auch dies ist für ein Werk dieser Zeit aus den USA ungewöhnlich zu nennen.  Wiki

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