04.08.2023

SCREAM 6 (2023)

Ja, "Scream 6" ist etwas anders ausgefallen als der Rest der Reihe, da haben die Leute vom Marketing nicht gelogen, und er ist in aufregenden Dingen anders. Die ersten beiden Kills werfen bereits allerhand Fragen auf, so dass die Geschichte rätselhafter wirkt, als sie eigentlich ist. Und der Killer geht selbstbewusster und härter vor als bislang und macht auch nicht vor Bluttaten in der Öffentlichkeit vor Zeugen Halt. Das kommt so krass herüber wie es klingt, sorgt für bedrohliche Situationen, die wiederum dem Spannungsgehalt des Streifens gut tun. Zudem mordet der Killer nicht zimperlich, da wird x-fach zugestochen und auch sonst ziemlich pervers gemordet. Das wiederum führt zu den Negativpunkten des Streifens, denn da wo besonders hart gekillt wird, da sind Wunden zu extrem, um mal eben am Ende als "hat doch überlebt" aus dem Zauberhut gezogen zu werden. Das nervte bereits im Vorgänger beim ersten Opfer in seiner (selbst für diese Art Film) Unglaubwürdigkeit, und das geschieht diesmal inflationär, kaum ein Sympathiecharakter der nicht überleben darf, egal wie hart er attackiert wurde. Blutige Szenen dürfen extrem sein, aber das Seelenleben des Zuschauers darf dann doch nicht leiden und wird in Watte gepackt, schade. 

Ohnehin ist der sechste Teil der von Wes Craven begonnenen "Scream"-Reihe psychologisch schlecht umgesetzt. Die Auflösung ist zu geschwätziger Art, bedient sich am schlechten Beispiel des ansonsten geglückten "Scream 2", und bietet uns zudem würdelose Weichei-Killer, von denen man keinem die hart ausgeführten Auftritte, wie jene im Supermarkt, zutrauen würde. Die Mörder passen nicht zu dem vorher Gesehenen, die Auflösung enttäuscht somit in mehrfacher Hinsicht. Das könnte wie bei Teil 2 großzügig akzeptiert werden, wenn der Rest so gut ausgefallen wäre wie die Positivbeispiele zu Beginn der Besprechung, aber was außerdem enorm an Teil 6 nervt ist der bereits in "Scream 5" von den beiden Hauptdarstellerinnen blass gespielte und wie vorgelesen klingende Seifenopern-Part der Geschichte. Jeglicher Gefühlsmoment in Form von Dialogen und Monologen schaut sich stumpf, empathielos, einfach nur theatralisch vorgetragen, anstatt zu berühren. Und diesmal gibt es derartiger Momente mehr als im Vorgänger, so dass das interessante und packend erzählte Treiben rund ums Überleben immer wieder verwässert wird. 

Leider betrifft dies auch Szenarien wie der erste Auftritt von Gale Weathers und die völlig unsinnig anmutende Versöhnung mit ihr (die aber zumindest zur Naivität und Dummheit der beiden Protagonistinnen passt). Derartige Szenen wirken unglaubwürdig. Schade, denn die Idee dass Gale doch noch ein Buch schrieb und alles auslöste, ist eine tolle, ebenso wie die Internetpropaganda, die Heldin des Streifens sei der wahre Mörder des vorangegangenen Abenteuers. Die anderen jugendlichen Randfiguren wirken da schon mehr als die Heldinnen, sind bis auf den Stillen, der ewig von der Filmerfahrenen verdächtigt wird, auch gut besetzt. Ihr weit weniger aufdringliches, da besser gespieltes und als Randfigur freilich reduzierteres, zwischenmenschliches Szenario nervt nicht, bereichert sogar manchmal das Geschehen. Die Wiederkehr einer Figur aus "Scream 4", die keiner je vermisste, weiß zu gefallen, eben weil sie dort der einzig sympathische Teenager war, jedoch verschenkt man ihr Potential meiner Meinung nach, da hätte ich mir mehr erhofft. So schlecht sich das alles liest, die spannenden Szenen (wie jene mit der Leiter) sind herausragend umgesetzt und kitzeln gekonnt die Nerven. Die Auftritte des Killers erstaunen und werden immer wieder reizvoll eingesetzt, ganz besonders in der aus dem Trailer angedeuteten U-Bahn-Sequenz. 

Insgesamt ist "The Last Scream" (unsinniger Alternativtitel, da Teil 7 als Schluss einer neuen Trilogie bereits eingeplant war) zwar kein überzeugender Film, aber zumindest ein dümmlicher, unterhaltsamer, der somit etwas besser ausgefallen ist als der Tiefpunkt "Scream 3". Nach dem schlicht angenehmen Teil 5 ist man aber vielleicht auch einfach großzügiger, als nach den ersten beiden Vorzeige-Horrors, mag sein dass der Vergleich unfairer Natur ist. Aufgrund der großartigen Szenen freue ich mich trotzdem auf "Scream 7", auch wenn die beiden Heldinnen freilich nach wie vor keine brauchbaren Zugpferde sein werden. Aber da eine von beiden durch "Wednesday" nun ohnehin ein Star ist, braucht man nicht drauf zu hoffen, dass sie nicht noch einmal in den Vordergrund rücken werden. Zumindest kehrt im nächsten Teil Sidney zurück, die hier erstmals pausierte.  Wiki

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