Ohnehin ist der sechste Teil der von Wes Craven begonnenen "Scream"-Reihe psychologisch schlecht umgesetzt. Die Auflösung ist zu geschwätziger Art, bedient sich am schlechten Beispiel des ansonsten geglückten "Scream 2", und bietet uns zudem würdelose Weichei-Killer, von denen man keinem die hart ausgeführten Auftritte, wie jene im Supermarkt, zutrauen würde. Die Mörder passen nicht zu dem vorher Gesehenen, die Auflösung enttäuscht somit in mehrfacher Hinsicht. Das könnte wie bei Teil 2 großzügig akzeptiert werden, wenn der Rest so gut ausgefallen wäre wie die Positivbeispiele zu Beginn der Besprechung, aber was außerdem enorm an Teil 6 nervt ist der bereits in "Scream 5" von den beiden Hauptdarstellerinnen blass gespielte und wie vorgelesen klingende Seifenopern-Part der Geschichte. Jeglicher Gefühlsmoment in Form von Dialogen und Monologen schaut sich stumpf, empathielos, einfach nur theatralisch vorgetragen, anstatt zu berühren. Und diesmal gibt es derartiger Momente mehr als im Vorgänger, so dass das interessante und packend erzählte Treiben rund ums Überleben immer wieder verwässert wird.
Leider betrifft dies auch Szenarien wie der erste Auftritt von Gale Weathers und die völlig unsinnig anmutende Versöhnung mit ihr (die aber zumindest zur Naivität und Dummheit der beiden Protagonistinnen passt). Derartige Szenen wirken unglaubwürdig. Schade, denn die Idee dass Gale doch noch ein Buch schrieb und alles auslöste, ist eine tolle, ebenso wie die Internetpropaganda, die Heldin des Streifens sei der wahre Mörder des vorangegangenen Abenteuers. Die anderen jugendlichen Randfiguren wirken da schon mehr als die Heldinnen, sind bis auf den Stillen, der ewig von der Filmerfahrenen verdächtigt wird, auch gut besetzt. Ihr weit weniger aufdringliches, da besser gespieltes und als Randfigur freilich reduzierteres, zwischenmenschliches Szenario nervt nicht, bereichert sogar manchmal das Geschehen. Die Wiederkehr einer Figur aus "Scream 4", die keiner je vermisste, weiß zu gefallen, eben weil sie dort der einzig sympathische Teenager war, jedoch verschenkt man ihr Potential meiner Meinung nach, da hätte ich mir mehr erhofft. So schlecht sich das alles liest, die spannenden Szenen (wie jene mit der Leiter) sind herausragend umgesetzt und kitzeln gekonnt die Nerven. Die Auftritte des Killers erstaunen und werden immer wieder reizvoll eingesetzt, ganz besonders in der aus dem Trailer angedeuteten U-Bahn-Sequenz.
Insgesamt ist "The Last Scream" (unsinniger Alternativtitel, da Teil 7 als Schluss einer neuen Trilogie bereits eingeplant war) zwar kein überzeugender Film, aber zumindest ein dümmlicher, unterhaltsamer, der somit etwas besser ausgefallen ist als der Tiefpunkt "Scream 3". Nach dem schlicht angenehmen Teil 5 ist man aber vielleicht auch einfach großzügiger, als nach den ersten beiden Vorzeige-Horrors, mag sein dass der Vergleich unfairer Natur ist. Aufgrund der großartigen Szenen freue ich mich trotzdem auf "Scream 7", auch wenn die beiden Heldinnen freilich nach wie vor keine brauchbaren Zugpferde sein werden. Aber da eine von beiden durch "Wednesday" nun ohnehin ein Star ist, braucht man nicht drauf zu hoffen, dass sie nicht noch einmal in den Vordergrund rücken werden. Zumindest kehrt im nächsten Teil Sidney zurück, die hier erstmals pausierte. Wiki
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