Dass wir es hier lediglich mit einem (anderen) Dämon, anstatt mit dem Teufel höchstpersönlich, zu tun haben, macht bereits deutlich, dass wir keiner aufregenderen Geschichte beiwohnen dürfen. Um eine solche ist man freilich bei höherem Budget dennoch bemüht und verpulvert das Geld u.a. in unnötig aufgeblähte Spezialeffekte, die sich meist mit dem biblischen Thema des Heuschreckenschwarms auseinandersetzen, manches Mal aber auch Verwendung darin finden mit beliebten Bildern des Vorgängers visuell Kontakt zu den aktuellen Geschehnissen aufzubauen, denn man will schließlich nicht nur im Titel von der Prominenz des Originals profitieren. Der Zuschauer soll in einen ihm bekannten, wohlwollenden Zustand versetzt werden, ein sich zu Hause Fühlen kommt trotz der Wiederkehr etlicher Figuren, Bilder und dem Filmtitel trotzdem nicht auf. Zu übel sind die experimentellen Elemente, die uns als so rational wie möglich dargeboten werden. So erlaubt sich "Exorcist 2 - The Heretic" (Originaltitel) z.B. einen groben Mix aus Wissenschaft und Esoterik, wenn es um die völlig unsinnige, neumodische Hypnosemaschine geht, die völlig ernst genommen ins Zentrum der Geschehnisse des ersten Drittels gerückt wird (womit ein höfliches Ignorieren ausgeschlossen wird).
Auch die spät erwähnte Züchtung einer veränderten Heuschrecke und deren komplette Thematik, sowie jene rund um ihre Gattung, sowohl als Gleichnis zu den Vorfällen, als auch als Konsequenz daraus, überfordern die Großzügigkeit des Publikums, einen derart unsinnigen Plot nach einem solch bodenständigen Teil 1 zu akzeptieren, bei weitem. Wenn nun noch zusätzlich unverzeihlicher Blödsinn nebenbei integriert wird, wie mein folgendes Beispiel, dann kann man "Exorzist II" (Alternativtitel) einfach nicht mehr ernst nehmen: ein Mann und eine Frau befinden sich in einem Keller, ein Karton fängt Feuer, ohne dass dieses sich weiter ausbreitet. Während der Mann den Karton aus dem Kellerraum in den Flur zieht, läuft die Frau hysterisch rufend besagten Gang herunter, und schreit sie würde schnell die Feuerwehr rufen. Ein Telefon befindet sich am Ende des Gangs. Sie alarmiert die Feuerwehr, geht das kurze Stück wieder zurück, schnappt sich auf dem Weg von der Wand einen Feuerlöscher, und der brennende Karton wird gelöscht. Zusätzlich zu dieser Ansammlung an Idiotien in nur wenigen Sekunden Handlung, gesellt sich die Anschlussszene dazu, in welcher die Feuerwehr vor dem Gebäude gerade groß in Aktion ist, und den Helfern in Rot gedankt wird etliche Leben mit ihrer Ankunft gerettet zu haben.
Aua! Das tut weh! Und das wurde von keinem während der Produktion (spätestens beim Zusammenschnitt) als völlig idiotisch bemerkt? Am Budget kann das optische Kleinhalten einer Dramaturgie, die in Worten derart aufgebauscht wird, wohl kaum gelegen haben, so sehr wie man ansonsten Geld verprasst, ohne dem Werk einen tatsächlichen Mehrwert zu bescheren. Zwar ist auch "Exorist 2 - Der Ketzer" darum bemüht möglichst seriöses Kino abzuliefern, beispielsweise wenn etliche Orte rund um den Globus aufgesucht werden, um Respekt vor Kulturen und Vielschichtigkeit ins Geschehen integrieren zu können, letztendlich wirken diese Versuche aber eher bemüht darin, die Chose lang zu strecken, bis tatsächlich konsequent etwas in der Geschichte geschehen darf, die zwar lobenswerter Weise das Original nicht plump kopiert, in ihren neuen Gedankengängen aber nur die Intelligenz des Zuschauers beleidigt, anstatt ihm einen würdevollen Anschlussstoff zu servieren. Das ewige Herumreisen des Mannes, der pseudo-dramatisch umgesetzt droht vom Gottesglauben in eine Verehrung des Dämons überzugehen, bereichert den Plot kaum und bremst ihn stattdessen immer wieder aus, während der blödsinnige Esoterik-Mumpitz zumindest versuchte Tempo und Schauwerte in die dünne Handlung zu integrieren.
Und dass wer anders zur Bedrohung wird, obwohl das Drehbuch stets darum bemüht ist jemanden vordergründig, mit dem Holzhammer präsentiert, als Gefahr für die mittlerweile jugendliche Regan und ihrem Anhang vorzugaukeln, interessiert auch nicht wirklich und wird dem Zuschauer kurz vor der Auflösung dieser Täuschung ohnehin schon bewusst. Den Spannungsbogen weiß dieses verfrühte Eingeweihtsein so wenig anzufeuern, wie jeglicher andere Versuch im Gesamtwerk Spannung zu erzeugen auch. "Der Exorzist 2" ist eine Enttäuschung, zu professionell inszeniert um Spaß mit ihm als unterhaltsamen Trash zu haben, zu missglückt um ihm seine Fehler zu verzeihen, auch wenn es billige Horrorwerke gibt, die man trotz größerer, offensichtlicher Schwächen dennoch konsumiert und mag. Es braucht weder verwundern, dass nach Filmen wie diesem, der Ruf des Horrorfilms allmählich wieder so stiefmütterlich wurde, wie er zuvor war und wie seit dem immer wieder mit diesem wundervollen, vielschichtigen Genre umgegangen wird, noch überrascht es, dass "Der Exorzist 3", an den man sich erst 13 Jahre später heranwagte, die Geschehnisse von Teil 2, soweit ich informiert bin, komplett ignoriert. Was solle man auf diesem Müll auch aufbauen? Sicherlich nur weit größeren Unsinn! Wiki
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