11.11.2023

DER EXORZIST 3 (1990)

Der Titel "Der Exorzist 3" ist eigentlich Augenwischerei. Zum einen setzt der Film die völlig unsinnige Geschichte von "Exorzist 2" glücklicher Weise nicht fort, und zum anderen hat der Autor des Originals, William Peter Blatty, eher etwas geschaffen, das mit "Prometheus" im "Alien"-Universum vergleichbar ist, jedoch als Folgeerzählung, anstatt als Vorgeschichte. Er lässt beide Erzählungen miteinander zu tun haben, konzentriert sich aber auf eine andere Hauptgeschichte. Dementsprechend nannte er sein Buch "Legion", so dass man wohl davon ausgehen kann, dass es eine Produzentenentscheidung war, die Verfilmung als Teil 3 zu vermarkten. Deren Regie übernahm Blatty diesmal persönlich, und er beweist ein gutes Händchen für eine stimmige Atmosphäre in einem ruhig erzählten Film. Die Dialoge wirken manchmal etwas überheblich, so als wollten sie große literarische Kunst krampfhaft entfachen, an anderer Stelle ist es jedoch von üblichem Vorteil ein Werk zu sichten, das auf einer Buchvorlage beruht. So ist z.B. die Idee, die beiden langjährigen Freunde in einem uns wirr und ansatzweise feindlich klingenden Stil miteinander kommunizieren zu lassen, wie aus dem Leben gegriffen und unterstützt dabei das Individuelle der hier präsentierten Figuren, deren Innenleben dem Autor sehr wichtig sind. 

Dementsprechend erfreut es, eine derart interessante Hauptfigur vorgesetzt zu bekommen, die zudem hervorragend besetzt ist. Der Kommissar macht die halbe Miete am unterhaltsamen Gelingen des Streifens aus, trägt auch jene Phasen, in denen wohl überlegt nichts Direktes im Bezug zur Hauptgeschichte passiert, und man lässt ihm selbst dann sein Niveau, sein Selbstbewusstsein und sein geschultes Reflexionsvermögen, wenn er aufgrund der Ereignisse des Films einen Wandel in Sachen Glauben und Wahrnehmung erfährt. Hauptsächlich geht es um einen Serienmörder, der die Methode eines ehemaligen Serienkillers nutzt, und dabei Details anwendet, die seinerzeit nicht an die Presse gingen. Wenn in der Nervenheilanstalt ein totgeglaubter Pfarrer als Insasse behauptet, eben jener Killer von einst zu sein, was nach weltlichen Kriterien nicht möglich ist, dann kreuzt "Der Exorzist 3" in dieser späten Phase nicht nur deutlicher denn je die Geschichte des Original-"Der Exorzist", auch wird eine Verwandtschaft zu Fritz Langs "Das Testament des Dr. Mabuse" deutlich, in welchem der Aggressor ebenfalls über die Mauern eines Irrenhauses hinaus scheinbar Verbrechen verüben konnte. 

Zu starke Verwicklungen mit den Geschehnisse des 70er Jahre-Films hätte die Geschichte meiner Meinung nach gar nicht nötig gehabt, aber diese spät einsetzende, intensivere Auseinandersetzung mit Teil 1 stützt "Exorcist III: The Legion" (Alternativtitel) nicht in eine Krise. Sie lässt ihn keineswegs schwächer als zuvor erscheinen. Allerdings ist "The Exorcist 3" (Originaltitel) auch zuvor kein Meisterwerk, sondern lediglich ein unterhaltsamer, übernatürlicher Thriller, so sehr er auch darin bemüht ist, großes Kino zu sein. Dafür fehlt ihm das gewisse Etwas. Zu oft plätschert der Streifen lediglich angenehm vor sich hin. Das unterstützt zwar den Spannungsbogen, der von dem Unheilvollen, das über den Dingen schwebt" ebenso lebt, wie von den Entdeckungen der Taten des Verbrechers, dennoch ist und bleibt es ein Dahinplätschern. Großartig wird es, wenn "Der Exorzist 3" in seltenen Fällen urplötzlich inmitten seines sanften Stiles eines harten Stoffes überraschend aus dem Nichts zu einem gruseligen Moment ausholt. 

Highlight ist diesbezüglich meiner Meinung nach die plötzlich aus einem Krankenhauszimmer auftauchende Person, mit der man zum angegangenen Zeitpunkt nicht gerechnet hat, was einen Schreckmoment zur Folge hat, der auch Stammzuschauer des Genres zusammen zucken lässt. Weniger erschreckend, dafür ebenso überraschend und beunruhigend, ist eine unerwartete Aufnahme, in welcher plötzlich eine der Klinikinsassen an der Decke herum krabbelt. Dass "Der Exorzist 3" nicht nur willkürlich in einer Nervenheilanstalt spielt, sondern aus wohl überlegten Gründen, beweist eine Teilauflösung zum Finale hin, die in ihrer Idee wahrlich zu gefallen weiß. Und auch wenn es gegen Ende etwas aktionsreicher als zuvor zugeht und die zweite Fortsetzung dort ihre lautesten Momente erfährt, so bleibt die Geschichte doch trotzdem stets besonnen und reflektiert, und hält weiterhin seine Figuren, allen voran den Kommissar, im Mittelpunkt.  Wiki

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