29.12.2023

TESS UND IHR BODYGUARD (1994)

Das Zusammenkommen zweier völlig unterschiedlicher Menschen kann immer wieder für amüsante Reibereien sorgen, erst recht wenn beide Personen nicht gleichrangig agieren und einer auf den anderen hören muss. Noch lustiger wird eine solche Ungleichheit, wenn der untergeordnete Part eigentlich die Befugnis hätte sich diverse Schikanen und überhebliches Getue nicht gefallen zu lassen, der dominante Part der unfreiwilligen Partnerschaft jedoch beste Beziehungen zum Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika besitzt und somit im ständigen Machtstreit siegt. Passend besetzt mit Nicolas Cage und Shirley MacLaine gelingt es Autor und Regie die nicht neue Geschichte gut funktionierend erzählt zu bekommen, im nur leicht vor sich hin plätschernden Humorbereich ebenso, wie in dem nötigen Hauch Dramatik, der sich neben der Einsamkeit der ehemaligen Präsidentengattin auch in der heimlichen Dankbarkeit der Frau gegenüber ihrer liebsten Leibwache zeigt, klammert sie doch nicht ohne Grund an ihrem Stamm-Bodyguard, der am liebsten von ihr weg möchte. 

Dass sich beide ineinander täuschen, gute wie schlechte Momente gemeinsam erleben und weder ohne noch miteinander auskommen, ist die nötige Chemie, mit der das Ganze menschlich genug funktionieren kann. Lange Zeit kann Hugh Wilson diese Magie gut genug aufrecht erhalten, um kompromisslos schlicht unterhalten zu werden. Wenn es zum tragischen Kipppunkt Richtung Finale kommt, funktioniert das zuvor aufgebaute Gerüst nun nicht mehr ganz so gut. Humor und Tragik bilden kein Gleichgewicht mehr, Dramaturgie wird zu Theatralik, das schlechte Gewissen des Protagonisten und die Passivität, in die er sich zunächst steigert, sind zu dick aufgetragen, während sein Verbleib inmitten der Ermittlungen ohnehin unglaubwürdig anmutet. Letztendlich dient dies alles nur dem finalen Kniff, den "Guarding Tess" (Originaltitel) eigentlich nie nötig gehabt hätte, dass der von allen Beschuldigte, samt Team, von Tess gegenüber den staatskonformen Ermittlern nach ihrer Rettung bevorzugt wird. Und so fliegen sie grinsend mit der kranken Tess mit, während die selbsternannten Helden das Gefährt verlassen müssen. Ohne diesen unnötigen Machtstreit, samt Gewinnerszenario, wäre "Tess und ihr Bodyguard" weit runder ausgefallen und würde besser funktionieren. Auch das harte Schicksal, welches die gute Frau rückblickend während ihrer Entführung ertragen musste, passt nicht zu der Leichtigkeit eines dem Unterhaltungsfilm verpflichtenden Produktes. Auf schlichter Ebene unterhält diese Tragikomödie jedoch trotzdem genug, um nicht all zu enttäuscht auf die zu lang geratene Schwachstelle zurückzublicken.  Wiki

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