So raffiniert wie der verstörende "Ich seh, ich seh", der 2022 in den USA als "Goodnight Mommy" von wem anders neu verfilmt wurde, ist das Ganze dann doch nicht ausgefallen, entpuppt sich "The Lodge" trotz intellektuellem Touch doch als weniger intelligent und auch als psychologisch weniger kreativ als er vorgibt zu sein. Das Spiel mit der Täuschung ist manches Mal schnell durchschaut, die einzelnen Auflösungen nicht so interessant ausgefallen, wie es die Regisseure, welche mit wem Drittes auch die Autoren sind, gerne hätten, und was noch viel gravierender auffällt: der komplette Plot ist auf die Auflösung konzentriert. Das Füllmaterial auf dem Weg dorthin ist nicht interessant und packend genug ausgefallen, um sich vom Finale angenehm überrumpeln lassen zu können. Der Vorgänger war die komplette Laufzeit über interessant, er legte es nicht einzig darauf an am Ende plötzlich mit einem anderen Blickwinkel auf die Dinge zu überraschen, aber freilich war dies eine Stärke, die sich rückwirkend auch in vielen anderen Aspekten des Films zeigte. Auf diese allein, gemeinsam mit dem künstlerischen und intellektuellem Touch, verlässt man sich bei "The Lodge", und das haut trotz hübscher Bilder und manch überzeugender Mimen nicht hin. Die Fährten, die gelegt werden, sind reizvoller Natur, was daraus geschaffen wird, inklusive letztem Einblick ins Geschehen, besitzt nicht das psychologisch raffinierte Potential des grandiosen Vergleichsfilmes. Das ist schade, denn es gibt manchen spannenden Moment, einige rätselhafte Augenblicke, und das verfrühte Aufdecken einer als final vermuteten Auflösung, weiß auch im späteren, zu theoretisch ausgefallenem, Verlauf zu überraschen. "The Lodge" scheitert schlussendlich an seinem Intellekt, der weder so ausgeprägt ist, wie erhofft, noch im Zentrum stehend eine Geschichte des Hinhaltens bis zur anvisierten Auflösung allein zu tragen weiß. Wiki
Von einem der daheim blieb, um die weiten Welten des Films zu entdecken...
21.01.2024
THE LODGE (2019)
Das Regie-Duo Severin Fiala und Veronika Franz bescherte uns 2014 den künstlerisch wertvollen, intellektuellen Horror-Geheimtipp "Ich seh, ich seh", und es sollte 5 Jahre dauern, bis sie diesem ein weiteres Werk nachschoben. Erfreulicher Weise handelt es sich erneut um ein Horror-Drama, die Erwartungen verringerten sich jedoch automatisch, als ich las, dass der Nachfolger mit US-Geldern finanziert wurde. Europäische Regisseure unter der Fuchtel der amerikanischen Filmpolitik sind nach dem Locken des großen Geldes oft wieder enttäuscht in die Heimat zurückgekehrt, da ihr kreativer Geist unterdrückt wurde. So geschah es u.a. mit Dario Argento und Oliver Hirschbiegel, um nur ein paar wenige zu nennen. Ob es nun an der britischen Mitbeteiligung liegt, oder einfach daran, dass wer in den USA dann doch die künstlerische Stärke in der Ruhe am Regie-Duo begriffen hat: die Geschichte um eine zukünftige Stiefmutter, die mit den zwei Kindern des baldigen Gatten eine Woche lang allein in einer einsamen Schneehütte festsitzt, ist im intellektuellen Sinne von den Amis kaum verwässert worden. Da gibt es ein paar Stützrädchen mehr, damit das Publikum begreift, was andere in den subtilen Anspielungen von selbst entdecken, für ein Werk unter US-Beteiligung ist "The Lodge" aber nicht gerade Mainstream geworden. Noch immer begeistern hübsche Fotografien, eine Langsamkeit in der Erzählung und das besagte Setzen auf Stille. Die Figuren besitzen genügend dramatischen Hintergrund, ablenkende Fäden sind schnell gespannt, lange Zeit darf der Zuschauer rätseln worauf die Geschichte hinaus will.
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"Ich seh, ich seh" war tatsächlich sehr sehenswert. "The Lodge" habe ich bisher noch nicht geschaut, könnte aber ein guter Kandidat für den diesjährigen Horrorctober sein.
AntwortenLöschenLese bei Dir immer mit, bin schon auf Deine Besprechung gespannt, wenn's in 9 Monaten soweit ist (huch, ist ja wie das Warten aufs Baby, lach)
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