Allerdings dauert es etwas, bis die gute Phase im zweiten Jahr des Spin Off beginnt. Wann sie genau eintritt, ist schwer zu sagen. Sie kommt schleichend. Denn nicht nur die Geschichten werden Schrittchen Weise interessanter, auch die Figuren. Die bleiben weiterhin keine Sympathiecharaktere, aber das müssen sie auch gar nicht sein, denn ihre heuchlerische Art streifen sie nach und nach ab. Sie werden zu einem Teil der neuen Welt. Sie müssen sich neu erfinden, dies selbst reflektieren und wahrhaben wollen, und versuchen dennoch so gut Mensch zu sein wie möglich. Gerade die Geschichte um einen Vater, der seinen vom Weg abdriftenden Sohn zeigen will, dass es noch Grenzen der Ethik gibt, die man beibehalten muss, wird zu einer interessanten Geschichte. Beginnt die zweite Staffel zunächst damit einzelne Geschichten pro Episode abzuschließen, so sorgt eine Trennung der Figuren im Stile der vierten Staffel von der Mutterserie für verschiedene, aber folgenübergreifende, durchgehende Plots. Besagter ist einer davon, die anderen sind nicht minder interessant ausgefallen.
Ein wenig an "Zombie" erinnernd, aber weit leichter als dort zu bewerkstelligen und freilich mit mehr Seifenopernelementen angereichert, erleben wir u.a. wie mittels Teamarbeit ein Ort, in diesem Falle ein großer Hotelkomplex, von Zombies befreit wird, um einen neuen, abgeschotteten Lebensraum zu sichern, der noch Restluxus ermöglicht. Die Geschichte um den ehemals drogensüchtigen Sohn, der sich nun einer Colonia anschließt, die zur Heimat von vielen geworden ist, greift auf ähnliches zurück, wovon ab Staffel 6 rund um Rick in der Ur-Serie erzählt wird. Dies zu wagen ist interessant, begann doch mit dieser Entscheidung bei "Walking Dead" jene umstrittene Phase, mit welcher die Serie etliche Zuschauer verlor. Hier wie dort weiß der Versuch des Aufbaus eines sicheren Dorfes jedoch zu interessieren. In der hier besprochenen Serie greift u.a. der Religionsaspekt recht gekonnt. Und die Umstände in jedweder Geschichte, die Staffel 2 erzählt, macht doch noch deutlich, wie frisch die Zombiewelt im Vergleich zur Mutterserie noch ist. Sei es im Bewusstsein der Leute, oder auf den oft noch Zombie-leeren Straßen, das Ziel ist zwar Überleben, aber nicht jeder Moment dient der Sicherheit und der Abwehr vor Zombies. Oft fühlt man sich im Freien noch recht sicher, mal berechtigt, mal nicht.
Ob im dramaturgischen Bereich, oder im Spannungsaspekt, "Fear the Walking Dead - Staffel 2" ist gut erzählt, in der zweiten Hälfte weit stärker als in der ersten. Gern kann die Serie von nun an diese Stärke beibehalten, dann wird noch eine sehenswerte aus der bislang lediglich "nur" unterhaltsamen Chose. Die zweite Hälfte für sich betrachtet ist bereits hoch interessant und packend erzählt ausgefallen. Es liegt an der verwässerten ersten Hälfte, die einfach zu sperrig erzählt ist, dass ich noch nicht komplett positiv von dieser TV-Reihe berichten kann. Besser als SyFys Versuch einer "Day of the Dead"-Serie ist das Ganze aber definitiv ausgefallen. Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass das nach 8 Staffeln beendete "Fear the Walking Dead" das Niveau der zweiten Hälfte einige Zeit halten kann. Ich gehe erst einmal optimistisch ins dritte Jahr. Und diesmal wird weit weniger Zeit zwischen den Sichtungen vergehen. Wiki
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