14.04.2024

BEGIERDE (1983)

Miriam ist eine Vampirin und gönnt sich mittels ihres ungewöhnlichen Blutes Wegbegleiter, bis bei diesen nach langer Zeit ein plötzlicher Alterungsprozess auftritt, der sich nicht verhindern lässt. Als erste Anzeichen dieses Prozesses bei ihrem aktuellen Begleiter John auftreten, kontaktiert dieser die Biologin Dr. Roberts, die auf die Untersuchung des Alterns spezialisiert ist. Zunächst hält sie ihn für einen Verrückten, und als sie ihm doch noch glaubt, ist er längst verärgert aus dem Krankenhaus verschwunden. Deswegen kontaktiert sie schließlich Miriam, ohne zu wissen dass John inzwischen verstorben ist. Dr. Roberts soll die nächste Wegbegleiterin des Blutsaugers werden...

Das ägyptische Kreuz...

"Begierde" mixt die Regeln des Vampirismus neu. Als moderne Variante berichtet er bei den typischen Halbvampiren, welche Vampiren als Begleiter dienen, von einem dominanten Blut, welches das ursprüngliche Blut der Menschen nach und nach erobert, bis ohne Drittblut ein Leben nicht mehr möglich ist. Tageslicht und Spiegelbild gönnt man den phantastischen Wesen des Streifens entgegen der bisherigen Regeln, und Blut wird nicht mittels Fangzähnen getrunken, stattdessen sticht man mit einem als Kette getarnten Messer zu, um sich dann an der offenen Wunde zu nähren. Der fieseste Fakt in der neu kreierten Vampirmythologie: Begleiter altern zwar, aber sterben nie und vegetieren endlos in ihren Särgen vor sich hin, in die sie von der Obervampirin, unbrauchbar für ihre Zwecke geworden, abgeschoben werden. "The Hunger" (Originaltitel) lebt von der Lüge der Liebe und des Begehrens der Vampirin. Ob sie in ihrer unmenschlichen, oberflächlichen Art selbst glaubt zu lieben, wird nicht ganz deutlich, aber letztendlich sind ihre Begleiter, denen sie das ewige Leben anders verspricht, als es sich nach Jahrhunderten schließlich auf diese schreckliche Art wendet, nur ein Spielzeug, ein Zeitvertreib, um mit dem Fluch des ewigen Lebens besser umgehen zu können.

"Begierde" nimmt sich für diese und seine anderen Themenbereiche viel Zeit, führt uns meist erst mit subtilen Andeutungen heran, bis er uns die Bestätigung, oder auch manche nicht erwartete Erkenntnis schließlich per Paukenschlag präsentiert. Der komplette auf Kunstfilm getrimmte Film lebt von diesen beiden Extremen. Sie spiegeln sich in der Sinnlichkeit im Kontrast zum morbiden Grauen wieder, in der Gegenüberstellung von moderner Gothic-Musik und dem Zelebrieren klassischer Stücke, sie zeigt sich in Schönheit und Modrigkeit. Für Tony Scott ist "Begierde" rückblickend ein ungewöhnliches Werk, war er doch eher der Haudrauf-Typ des Action-Genres und zeichnete sich, nicht immer unempathisch, durch lautes Kino wie "Top Gun", "True Romance" und "The Last Boy Scout" aus, während er hier eher eine ruhige Vampir-Oper präsentiert, die europäischer wirkt als der weniger auf kultiviert getrimmte "Interview mit einem Vampir", der etwa ein Jahrzehnt später das Publikum begeistern sollte. Manche Stelle wirkt zu gewollt, um dem Ergebnis wirklich die Qualität eines europäischen Werkes zu attestieren, z.B. dann wenn die feinsinnige Musikuntermalung einer gerade stattfindenden Liebschaft nur darüber hinwegtäuschen soll, dass man lediglich eine erotische Szene, des lüsternen Aspekts wegen, unnötig in die Länge zieht. Auch dieser Moment ist atmosphärisch geraten, wie die meisten im Film, keine Frage, die Ausrutscher sind somit zumindest welche mit Stil. 

In seinen optisch härteren Momenten bleibt "Begierde" ebenso qualitativ, wie in den restlichen Aspekten. Dem Zerfall eines Affen zuzuschauen, der grandiose Alterungsprozess des von David Bowie verkörperten John, die mumifizierten, ehemaligen Begleiter der Vampirin im Finale, an professionell getricksten Schauwerten mangelt es auch in der auf sinnlich und künstlerisch wertvoll gehaltenen, meist subtilen Herangehensweise nicht. Wer einzig auf derartiges aus ist, muss jedoch eine unglaubliche Geduld besitzen, denn es geht im Film mehr um das Drama, anstatt vordergründig um Horror und Gewalt. Und auch das Zielpublikum muss Geduld besitzen, so langsam wie manche Sequenz inszeniert ist, mal brillant anmutend, wie in der Wartezimmerszene mit John, mal doch an den Nerven zerrend, wenn eine Musiksequenz rein des Stückes wegen in die Länge gezogen scheint. Insgesamt reden wir dennoch von einem überdurchschnittlichen Film der sensiblen Art, vielleicht nicht wirklich empathisch erzählt und dadurch eine Distanz zum Zuschauer aufbauend, dennoch aber beeindruckend inszeniert, eingefangen und vorgetragen. Während das Drehbuch uns durchweg eine nachvollziehbare Geschichte präsentiert, auf mündige Art zum selbst entdecken serviert, anstatt per Fakten vorgekaut, bleibt "Begierde" uns mit der Schlussszene Antworten schuldig, zwar jener Art, welche die Fantasie anregt, letztendlich aber doch auch welche der aufklärenden Art, so willkürlich wie die Schlusspointe bei den bisherigen Informationen, in die man eingeweiht war, anmutet. 

Als kleine Information am Rande sei noch augenzwinkernd erwähnt, dass als Pärchen die Janet von "Die Rocky Horror Picture Show" (Susan Sarandon), auf den Brad der Fortsetzung "Shock Treatment" (Cliff De Young) trifft.  Wiki

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