24.04.2024

PARANORMAL ACTIVITY - NEXT OF KIN (2021)

Als Baby wurde Dokumentarfilmerin Margot von ihrer leiblichen Mutter in einer Klinik ausgesetzt, nun nimmt dank eines DNA-Test einer ihrer Verwandten Kontakt zu ihr auf. Es ist ein Amish, und obwohl Kameras in seinem Dorf nicht gern gesehen sind, gestattet man ihr und ihrem Doku-Team innerhalb der Sekte ihren familiären Ursprung zu erforschen. Geräusche aus dem angeblich leer stehenden Zimmer über ihnen und eine per Drohne entdeckte, versteckte Kirche am anderen Ende des Waldes, lassen die Drei allmählich misstrauisch werden, was es mit den Amish hier vor Ort auf sich hat...

Schneesturm im Paradies...

Als sich das alte Konzept mit "Paranormal Activity - Ghost Dimension", aufgrund dessen Unbeliebtheit, scheinbar nicht mehr finanziell zu genüge ausschöpfen ließ, versuchten sich die Produzenten Jason Blum und Oren Peli an einen Neuansatz, der so gar nichts mehr mit der bisherigen Reihe zu tun hat. Wir haben die Aufnahmen im Found Footage-Stil, und im Laufe der Zeit kristallisiert sich auch hier eine Dämonengeschichte heraus, aber das war es auch schon an Übereinstimmungen. Durch die Waldkulisse gepackt in einige stimmige, an "The Blair Witch Project" erinnernde, Aufnahmen, durchbricht man das bisher hauptsächlich in Innenräumen stattfindende Muster der Vorgänger. Und zwei weitere Werke sind aufgrund ihrer Sektenthematik ebenfalls näher am hier zu erlebenden Geschehen orientiert, anstatt an "Paranormal Activity" und seine Fortsetzungen, und das sind "The Sacrament" und "Apocalyptic - Their World Will End". Dass in Neuansätzen einer beliebten, aber tot gerittenen, cineastischen Marke, alles anders ist und nur der Titel erhalten bleibt, ist nichts Neues, darüber kann man denken wie man will, einmal akzeptiert macht der hier präsentierte Neustart zumindest neugierig. 

Sich merkwürdig benehmende, alternativ lebende Menschen, machen im Horror-Genre grundsätzlich misstrauisch, dennoch war ich in meinem Empfinden für das was richtig oder falsch ist, lange Zeit eher an den Gläubigen gebunden, anstatt am Trio, um dessen Nähe zum Publikum man stark bemüht ist. Das eigentlich sympathische Grundmuster dieser kleinen Gruppe moderner Menschen, wird immer wieder durch penetrante Neugierde und Selbstgerechtigkeit durchbrochen, durch mangelnden Respekt vor den Gastgebern und durch das Missachten von Privatsphäre, Grundstücksrecht und vielem mehr. Sich stets im Recht sehende Menschen, die sich nicht an Vereinbarungen und grundlegende soziale Richtlinien halten, kann man nicht als Sympathiefiguren betrachten, erst recht wenn sie bereits vor dem ersten berechtigten Misstrauen derart agieren. Identifikationsfigur bleiben sie freilich dennoch, und dass ihr stets im Halbwissen voreilig stattfindendes Verhalten zur wichtigsten Eigenschaft der arg vorhersehbaren Schlusspointe führen wird, zeigt dass man sich durchaus dieses zwielichtigen Verhaltens bewusst war. Es macht das Mitfiebern mit den Dreien in mancher Phase jedoch unglaublich schwierig. 

Im Finale ist man dennoch dicht dran am Empfinden der in Panik agierenden Helden, zu einer Zeit wo das gefürchtete Gewackel des Found Footage-Stil nun überhand nehmen darf und uns trotzdem faszinierende Aufnahmen liefert. In der langen Phase zuvor wurde hingegen recht wenig für diese Art Kameraaufnahmen gewackelt. Außerdem lässt sich positiv hervorheben, dass "Paranormal Activity 7" (Alternativtitel) weit unaufgeregter erzählt ist, als der überraschend gut funktionierende, laute, ständig auf Spezialeffekte setzende, Vorgänger. Man geht also wieder einen Schritt zurück, setzt auf subtilen Grusel, auf das Entfalten von Charakteren und Situationen, und dementsprechend viel Geduld muss der Zuschauer aufbringen, bevor etwas Genre-spezifisches passiert. Ich persönlich hatte damit kein Problem, das Geschehen weiß stets zu interessieren, mehr sogar als im eingeweihten Zustand der letzten halben Stunde. Jedoch fiel mir auch in der besseren Phase auf, dass wir viel zu dicht an den Protagonisten dran sind, und der Alltag der Amish viel zu kurz kommt. Da aus einer Grundlage mit viel Potential, trotz wenig innovativer Aufhänger, letztendlich aber doch eine zu austauschbare Geschichte wird und sich in der späten Phase das Angstgefühl des Trios nicht auf den Zuschauer überträgt, ist "Paranormal Activity - Next of Kin", der bislang letzte Beitrag der Reihe, für meinen Geschmack etwas zu unbefriedigend ausgefallen, als dass ich mit Wohlwollen auf ihn zurückblicke. Was bleibt sind zumindest interessante Aufnahmen in ungemütlicher Schneeatmosphäre, einige, wenige Überraschungen im sonst zu erwartenden Plot, und eine Geduld in der ersten Filmhälfte, die ruhig wieder öfter Fuß im Mainstream-Kino heutiger Tage fassen könnte.  OFDb

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