12.02.2023

THE SACRAMENT (2013)

Ti West, ein Regisseur der unter manchen Cineasten als Geheimtipp gehandelt wird und meiner Meinung nach mit "TheRoost" seinen bislang besten Beitrag abgeliefert hat, bereichert das Horrorgenre meist auf ruhige Retro-Art. Da darf es schon überraschen, dass er sich für seine Sektenthematik den Bereich des Found Footage ausgesucht hat, ein eher moderner Bereich, der mit seiner Wackeloptik nicht gerade für Ruhe steht. In den Händen Wests ändert dies jedoch nichts am langsamen, bedachten Voranschreiten einer schlichten Geschichte. West setzt auf das unangenehme Unterschwellige, das unter der Fassade glücklicher, scheinbar freiwilliger Außenseiter brodelt, und die Wirkung des Streifens gibt ihm recht. Stets schwebt ein unbehagliches Gefühl über den Dingen, während wir einer entrückten Kultur zusehen, deren selbstverständlicher Alltag auf uns bizarr und wundersam wirkt. Und der Trumpf einer hervorragend wirkenden Besetzung als Sektenführer, sorgt für das gewisse Etwas, gerade in jener Szene, in welcher er sich angeblich ganz offen dem Fernsehteam per Interview stellt. 

Leider gelingt es West in seiner Zweitfunktion als Autor des Projekts nicht, den Wendepunkt psychologisch glaubwürdig vorzubereiten, der das Finale einleitet. Das kommt ruppig daher, fühlt sich unnötig und überhastet auf Seiten der Sekte an. Diese Herangehensweise verstärkt das Überrumpeln der Gläubigen, die von einem Moment auf den anderen etwas umsetzen müssen, für das sie dachten bereit zu sein, ich verstehe warum West das Element der spontanen Entscheidung wählt. Der Auslöser hierfür hätte jedoch ein anderer sein müssen, bzw. der Vorwurf gegen die Dokumentarfilmer hätte ein konsequenterer sein müssen. Trotz dieses Bruchs in der Erzählung schafft es West die Dramatik hinter den Finalgeschehnissen gekonnt aufzufangen. Hier muss man schockierenden Taten beiwohnen, wenn auch nicht in harten Bildern eingetaucht. Der psychologische Schock hat zu reichen, es werden keine auffälligen Spezialeffekte benötigt. Ein zu plötzlicher Schluss und das Mitziehen des Sektenführers lassen die Geschichte leider nicht befriedigend enden. Auch wenn "The Sacrament" von einer entrückten Alternativkultur handelt, die man nicht, bzw. schwer begreifen kann, so wird das Nichtverstehen der Tat des Anführers meiner Meinung nach zu einem Fehler. Zumindest konnte ich seine Motivation weder diesbezüglich verstehen, noch warum er dann überhaupt Sektengründer wurde.  OFDb

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