Entführte Menschen erwachen in der Natur in der Fremde aus einer Betäubung und werden von Unbekannten wie Tiere gejagt. Doch eines der auserwählten Opfer erweist sich als zähes Biest, das sich zur Wehr zu setzen weiß...
Jagen, weil man nicht jagt...Die Produktionsfirma Blumhouse mag ja viel Mainstream in unterschiedlicher Qualität bieten, aber mit ihrer Satire "The Hunt" schießen sie exakt ins Schwarze, so gekonnt wie in beide Richtungen zweier im Clinch liegender Mentalitäten heutiger Tage gezielt wird. Im Horrorsektor ist das Thema Menschenjagd seit "Graf Zaroff", allerspätestens jedoch seit "Open Season", ein ständig aufkommendes Thema. In humoristisch angegangener Form, in welcher brutale Szenen nicht einzig zum geistlosen Splatstik verkommen, schaut er sich dennoch ungewohnt und frisch. Sicher wirkt manches undurchdacht, wenn die Jäger z.B. dümmliche Fehler begehen, man sollte aber die Handlung abwarten, ehe man diesbezüglich mault. Und dass der Film in einer comicübertriebenen Parallelwelt spielt, in welcher auch wer Aufgespießtes aufstehen und wieder laufen kann, macht der Film so früh deutlich, dass ein Kritikpunkt diesbezüglich zu recht von ihm abprallt. "The Hunt" ist verspielt gemeint, ob in seinem schwarzen Humor, seinen gesellschaftspolitischen Seitenhieben, ja selbst in der Charakterzeichnung seiner abgefuckten Heldin, die immer einen neben sich her zu laufen haben scheint, und die ich gern in einer Fortsetzung jederzeit wiedersehen möchte, in der sie sich der nächsten scheiß Situation, in die sie versehentlich hineinschliddert, stellen muss. Eins steht fest: Betty Gilpin hatte sichtlichen Spaß an ihrer Rolle, eine, die man als attraktive Darstellerin sicherlich selten angeboten bekommt, und die nicht leicht zu greifen ist.
Dass ihre Rolle die Hauptfigur ist, klärt sich ohnehin erst recht spät, denn "The Hunt" spielt immer wieder gekonnt mit Sehgewohnheiten und Erwartungen, am intensivsten wohl mit dem Ende einer Zugfahrt, die alle Karten neu zu mischen scheint. Verschmitzt ist ebenso der Umgang mit der Initiatorin der Menschenjagd ausgefallen, deren prominent besetztes Gesicht wir nach langen optischen Spielereien, die ihr Anonymität bescheren, erst mit Beginn des letzten Drittels präsentiert bekommen, wenn der Film uns an einen seiner handvoll gekonnt gesetzter Rückblicke teilnehmen lässt. In "The Hunt" wimmelt es vor lauter Holzhammer-Komik, aber unauffälligere Späßchen am Rande, das Verstehen von psychologischen Zusammenhängen in Harmonie mit Cartoon-Komik und Argumente und Sichtweisen rund um Streitthemen, wie Sexismus, kulturelle Aneignung und die Leichtgläubigkeit bei Verschwörungstheorien, sowie die inszenatorische Raffinesse und das einzelne Figurenverständnis, lassen den groben Spaß, der auch in seinen derben Bösartigkeiten Freude bereitet, zu einem intensiven und gekonnten Seherlebnis der cleveren Art werden, zu einem Film, den man sich immer wieder geben kann, ohne dass er dadurch seine Wirkung verlieren würde. "The Hunt" ist ein Geheim-Tipp, in dem alles so herüberkommt, wie es von den Verantwortlichen auch gemeint ist. Das mag nicht jedem schmecken, z.B. wenn sich der Film im Finale mit langen Dialogen und einer endlosen Kampfsequenz oberflächlich betrachtet auszubremsen scheint. Aber wer das so empfindet, hat eben nicht begriffen, warum in solchen Momenten was/wie erzählt wird. Ob man sich nun nur den stumpfen Späßchen hingibt, oder den geistreichen Kern erkennt, der gar nicht erst Arthaus sein will, ist egal, so oder so erlebt man viel Kurzweile und gute Unterhaltung mit Craig Zobels Werk, das meiner Meinung nach unbedingt mit der selben Hauptrollenbesetzung fortgesetzt werden sollte. Wiki
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