13.07.2024

VERHÖR AM NACHMITTAG (1965)

Ein Lungenkranker wird im Bett erschossen. Im durchwühlten Kleiderschrank fehlt ein höherer Geldbetrag. Im Gegensatz zu seinen Leuten glaubt der leitende Kriminalbeamte nicht an Raubmord. Vor Ort werden die Ermittlungen eingeleitet und sämtliche Bekannte aus dem nahen Umfeld des Toten verhört...

Kalter Kaffee für Kriminalbeamte, die zu wenig Fragen stellen...

"Verhör am Nachmittag" ist ein Fernsehspiel, das sich wie ein Theaterstück guckt, vielleicht auch auf einem basiert (der Vor- und Abspann gibt diesbezüglich keine Informationen preis) und dementsprechend in nur wenigen Räumen bei überschaubarer Personenzahl spielt. Die wächst im Laufe der Ermittlungen, da Befragungen nicht nur zu neuen Erkenntnissen, sondern auch zu weiteren Personen im nahen Umfeld des Verstorbenen führen, nichtsdestotrotz spielt alles weiterhin in besagter Wohnung. Das mag sich für manch einen nüchtern gucken, so ganz ohne Actionszenen, bedrohlichen Spannungsmomenten oder anderweitigen Schauwerten, für Freunde von "Der Alte" und "Derrick" guckt es sich jedoch wie eine der besseren Folgen dieser Art Serie, und das funktioniert auch auf Spielfilmlänge. 

Interessante, manchmal augenzwinkernde Dialoge, reflektierende Beamte, Menschen mitten aus dem Leben mit Macken, Ecken und Kanten und ein Drehbuch, das sich der Psychologie seiner Figuren bewusst ist (ein besonderer Moment bildet jener des nicht trauernden Bruders), all das bietet das in Schwarz/Weiß schlicht abgefilmte Kriminalstück, welches in jeglicher Rolle passend besetzt ist, auf seine nüchterne Art flotter umgesetzt ist, als man meinen sollte, und zum Mörderraten animiert, inklusive einer überzeugenden Auflösung. Ich habe mir diesen kleinen Geheim-Tipp bereits kurz hintereinander zwei Mal angesehen, und er hat mich auch beim zweiten Sichten, eingeweiht in die Hintergründe der Tat, noch immer für sich gewinnen können, eben weil sich alles so unverkrampft und menschlich schaut, so lebensnah wie heutige Produktionen nur selten sind, und so vorbildlich Kraft aus der Ruhe erntend, wie es ebenso kaum noch in diesem Genre heutiger Tage stattfindet. Sicherlich spielt beim Gelingen des Ganzen auch der Retroaspekt aus heutiger Sicht eine Rolle, früher formulierte man ganz andere Dialoge. Aber dieses Gefühl des Vergangenen ist nicht der Motor eines Stücks, das ansonsten nicht wirklich funktionieren würde, es ist das Sahnehäubchen eines interessant erzählten Kriminalfalls.  Wiki

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