16.08.2024

DER SUPERCOP (1980)

Aufgrund einer fatalen Fehlplanung muss Polizeineuling Dave ein Knöllchen in einem evakuiertem Gebiet übergeben, in welchem ein wissenschaftliches Experiment stattfindet. Der gutmütige Cop kommt bei einer Explosion in Berührung mit rotem Plutonium, und verfügt von da an über übernatürliche Kräfte. Wenn Dave jedoch etwas Rotes sieht, verschwinden die Kräfte, nur hat er diese Gesetzmäßigkeit nicht begriffen, wundert sich entsprechend warum die Kräfte kommen und gehen und schafft es demzufolge nicht jemandem zu beweisen, was er so kann. Insbesondere sein Partner und Vorgesetzter will vom sogenannten Nullblick nichts wissen...

Blüten, Fische, Barracuda...

Dass Solo-Filme mit Terence Hill in der Hauptrolle, zu funktionieren wissen, bewies bereits sehr früh "Mein Name ist Nobody", der zu den wichtigsten und besten Westernkomödien überhaupt zählt. Das meiste andere was er oder Bud Spencer alleine vollbrachten, entspricht eher dem Ergebnis von Fließbandproduktionen. Und wie Werke wie "Der Supercop" beweisen, muss auch dies für nichts schlechtes stehen, dabei verweigert sich das hier besprochene Beispiel, ausgenommen von kurzen Prügeleien, dem Großteil dessen, was für Werke mit Hill stets üblich war. Dave ist weder ein Taugenichts, noch zwielichtig oder übertrieben stark. Der Film setzt voll und ganz auf seine Fantasygeschichte, deren Protagonist, abgesehen von ein paar typischen Terence Hill-Grimassen und seinem grundsätzlichen Charme, eigentlich auch jeder andere Schauspieler hätte verkörpern können. Da das banale Treiben jedoch genügend Freude bereitet, ist es auch dem Stammzuschauer des Mimen egal, der freut sich, egal ob jung oder alt, seinen Helden immer wieder in verschiedenen Abenteuern zu erleben, selbst wenn der Stoff einmal übernatürlich daher kommt. 

Interessant ist der an Kinderstoffe erinnernde Blick, mit welchem man "Super Snooper" (Alternativtitel) thematisiert. Klar, das junge Publikum gehörte immer mit zum anvisierten Ziel der Produzenten, aber ebenso wie die Gemeinschaftswerke mit Spencer, will "Poliziotto Superpiu" (Originaltitel) kein Kinderfilm sein, er soll lediglich ein sehr einfacher Film sein, ein Streifen den man sich entspannt angucken kann, um einmal seelisch abzuschalten, ein gute Laune-Stoff der trivialen Art. Und dementsprechend geht es in der Geschichte über den Polizisten, der von nun an Superkräfte besitzt, meist nur um den Erfolg, den Humor und den Überraschungseffekt gegenüber Daves Mitmenschen. Typisch Terence Hill darf auch ein gewisser Grad Angeberei nicht fehlen, aber der wird nie zum eigenen Vorteil genutzt oder überstrapaziert. Die größten Probleme, die Dave durchmacht, ganz im Gegenteil zu ernstgenommenen Superheldenstoffen, ist die Frage warum seine Superkräfte ihn immer wieder verlassen (der Zuschauer hingegen ist diesbezüglich eingeweiht, um Momente der Vorfreude des Scheiterns genießen zu können) und die Tatsache, dass ihm keiner glauben will. Um mehr geht es in diesem sehr simplen Kosmos aus Gut und Böse nicht. 

Es gibt keine ernsthaften Bedrohungen, keine echten Komplikationen mit der Lebenspartnerin, keine Zwietracht unter Freunden und Vorgesetzten, selbst wenn man ihnen das Absitzen im Todestrakt verdankt, oder stets nur der störrische, aber nicht unsympathische Vorgesetzte von Daves Ahnungen beruflich profitiert, es geht lediglich um selbstlose Heldentaten, Humor und harmlose Abenteuer. Deutlich wird das Bedienen an der Kinderfilmmentalität an weiteren Beispielen. Die Superkräfte müssen sich nicht entwickeln oder gestärkt werden, zeitliche Abstände ergeben keinen Sinn (siehe die Beschuldigung des Mordes in Bezug auf drei Hinrichtungen und eine Rettung), und das sureale Anwenden der Kräfte in einigen Momenten ergibt auch bezogen auf Fantasystoffe durch das Fehlen einer innereigenen Logik, geschweige denn dem Bezug auf physikalische Regeln, keinen Sinn. Das wird besonders deutlich in der Stadionszene, in welcher der gute Mann fast das komplette Publikum verschwinden lässt. Heutige Stoffe hätten auf Erklärungen wie Alternativuniversen setzen müssen, "Der Supercop" erwartet ein schlichtes Akzeptieren. 

Das Finale mutet extrem bizarr an und liefert mit seiner grotesken Idee etwas, das man in anderen Superheldengeschichten nicht findet, während der Rest nicht gerade durch Innovation auffällt: ein Großteil des Finales spielt auf einer übertrieben großen Kaugummiblase. Es ist der Umgang mit dem Selbstverständlichen auch in solchen Situationen, dem Charme des Helden und das Spiel in Sachen Komik und Fantasy mit dem popkulturell Üblichen, was "Super Fuzz" (Alternativtitel) so angenehm gucken lässt, nicht trotz seiner Trivialität, sondern wegen. In einem Kino angelangt, in dem mittlerweile alles erklärt und hinterfragt sein muss, meist sogar im Kinderfilmbereich, tut es hin und wieder gut derart simple Unterhaltungsluft zu schnuppern, die nicht mehr verspricht, als das kleine, amüsante Filmchen für zwischendurch zu sein. Und dieses schlichte Ergebnis ist Sergio Corpucci, der mit Terence Hill u.a. auch "Zwei Asse trumpfen auf" und "Zwei sind nicht zu bremsen" drehte, meiner Meinung nach geglückt. Dass er auch zu mehr im Stande war, bewies er mit dem großartigen Western "Leichen pflastern seinen Weg". Auch für den Klassiker "Django" war er inszenatorisch verantwortlich.  Wiki

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