14.02.2025

DOCTOR WHO - STAFFEL 11 (2018)

Überraschend in seiner 13. Daseinsform (den Kriegsdoktor ignoriert) in eine Frau transformiert, gewinnt der Doktor schnell drei neue Freunde, die ihn von nun an auf seinen Abenteuern begleiten...

Das Fehlen atmender Individuen...

Zum ersten Mal in meinen Reisen durch das "Doctor Who"-Universum der alten und der neuen Phase bin ich unzufrieden mit einer kompletten Dekade, sogar regelrecht enttäuscht, so schwach wie sich die Serie mit einem Mal präsentiert. Das hat nichts mit einem weiblichen Doktor Who zu tun, der freilich umstritten war und ist. Meiner Meinung nach hätte diese Idee reizvoll ausfallen können, wie jüngst zuvor bereits das Spiel mit einer weiblichen Variante des Erzgegners, dem Master, gezeigt hat. Der war aber auch Teil eines verspielten, geistreichen Umfeldes, während mit Staffel 11 ein intellektueller Rückgang zu verzeichnen ist, dessen Reflexionsvermögen starrer und plumper ausgefallen ist, während er, entsprechend dem Zeitgeist seiner Entstehung, glaubt im sozialen Sinne fortschrittlich zu sein. Dass wir es hier mit einer unangenehmen Form der an sich lobenswert gemeinten politischen Korrektheit zu tun haben, lässt bereits die Figurenkonstellation erahnen, die sich in den drei Begleitern des Doktors manifestiert. Mal davon abgesehen, dass ich für die Übersicht der Serie drei Begleiter schlichtweg zu viel finde, verkörpern sie insgesamt drei verschiedene Ethnien, Jung und Alt, Hetero und Homo, gesund und beeinträchtigt, sowie Mann und Frau. Das wirkt konzeptionell schon arg gewollt.

Damit könnte ich letztendlich aber leben, wo die Serie doch oft für Vielfalt stand und dem Hineindenken in verschiedene Mentalitäten. Doch exakt dies findet mit dem so bunt gemischt scheinenden Team nicht statt, dessen eben aufgezählte Präsenzen gleichzeitig zu ihren gleichgeschalteten Charakteren werden und jedwede Eingenschaften außerhalb der gewünschten Ideologie nicht besitzen - außer wenn eine solche zum Wandel zum anvisierten Ideal führen soll. Besonders deutlich wird diese Gleichschaltung in der dominant gewordenen Moral, die über allem schwebt und nicht nur für einzelne Figuren als Charakterisierung gedacht ist, sondern für die komplette Serienmentalität der elften Staffel steht. Es ist nicht so, dass Moral nicht schon früher Einzug ins Who-Universum gehalten hätte. Gerade der 10. Doktor war diesbezüglich recht stark charakterisiert. Aber es war für ihn eine Orientierung in der Verzweiflung einen Kompass für sein Tun zu finden, während die hier gelebte Moral selbstgerecht daher kommt, unabhängig vom Zeit und Ort, in dem die jeweiligen Abenteuer spielen. Da kann es noch so fremde, andersartige Spezies geben, mit eigener Vergangenheit, Motivation und Lebensbedingungen, da kann es Zeiten geben, in denen die Lebewesen (noch) nicht die Chance hatten sich empathisch zu entwickeln oder weit größere Probleme zu bewältigen haben, als die Überwindung von Egoismus, was ichtig und falsch ist, wird im neuen Who-Team überregional und als unanfechtbar angesehen, nicht einmal als Zeichen der aktuellen Zeit, und damit in Bewegung bleibend, sondern als Erkenntnis, die immer zu gelten hat, auch in Zukunft, und deren Zuwiderhandeln bereits kritisiert und verachtet wird, noch bevor man sich den Alltag in der Fremde verinnerlicht hat. 

Entsprechend brav fallen die Abenteuer aus, da die Reisenden und kaum noch Forschenden von den Autoren freilich Zustimmung für ihre Haltung erhalten, und entsprechend eintönig fühlt sich das alles an, wenn es nicht mehr zu ungesühnten Gemeinheiten kommt, Vielfältigkeit gelebt wird und keine intellektuellen Diskurse mehr stattfinden, während die arg brave und gefühlvolle Doktorin gleichzeitig des öfteren betont wie clever ihr Team und sie doch wären. Passend zur verkrampften Mentalität, die stets um Korrektheit bemüht ist, fällt erstmals auch das Einbringen einer historischen Figur unangenehm auf. Brach man die Erwartungen von diesen stets ironisch und verspielt auf, um sie letztendlich dennoch zu ehren, so ist der "Gastauftritt" von Rosa Parks leider nur von Respekt und Demut geprägt, ohne belustigende, überraschende, oder zum Ruf widersprüchliche Elemente einzubinden, schade. Ihre Episode ist jedoch nur ein Beispiel vieler magerer Abenteuer. Nur wenige Folgen bilden eine Ausnahme. So ist beispielsweise eine Geschichte um Riesenspinnen nett ausgefallen, atmet sie doch zumindest im Ansatz jene verspielte Luft, die der zu ernst gewordenen Serie nun meist fehlt. Eine Geschichte rund um Riesenspinnen nicht in den Sand zu setzen, ist jedoch keine Königsübung, und selbst hier schafft man es eine ordentliche Dosis Moral vom Stapel zu lassen. 

Dass die Finalfolge sich nicht vom Rest abhebt, quasi als besonderer Schlussmoment einer Staffel, passt zum nüchternen Restergebnis. Scheinbar glaubte man die Wiederkehr des Auslösers von der ersten Folge des weiblichen Doktors würde bereits reichen, etwas Hervorhebenswertes zu erzählen. Dass die Geschichte um die Wiederkehr eines neuen Bösewichts allein deswegen frei von wahrer Empathie ausfällt, weil man uns im zügig voranschreitenden Plot glauben lassen will, dass sich ein Jahrhunderte gelebter Fehlglaube zu einem falschen Gott durch das Einreden ins Gewissen von Eindringlingen in nur wenigen Augenblicken zu einem Überdenken bisher praktizierter Genozide führt, zeigt wie naiv und plump die Serie mittlerweile ausgefallen ist, die im bunten, oft trivial scheinenden Treiben weit geistreicher, erwachsener und sozialer ausfiel, als die Ignoranz, die hier als lebenswerte Mentalität verkauft wird. "Doctor Who" ist mit diesem Weltbild nicht mehr weit von der Scientology-ähnlichen Ethik von "Star Trek - The Next Generation" entfernt. Zwei Jahre bleibt die blass wirkende Jodie Whittaker Doktor, keine Ahnung ob man sich bereits zu ihrer Zeit wieder der bisher gelebten Serienmentalität zuwendet. Fotos im Internet von ihrem Nachfolger Ncuti Gatwa lassen zumindest ebenso auf eine Verbesserung hoffen, wie das Zwischenspiel dreier Specials, die vor dessen Auftauchen spielen und für kurze Zeit David Tennant noch einmal in der Rolle des Doktors zurückkehren lassen. Ich bleibe selbstverständlich dran, um Antworten darauf zu bekommen. Aber wenn die Geschichten rund um den dreizehnten Doktor so trostlos bleiben wie bisher, wird es ein langsamen Voranschreiten. Noch nie habe ich für eine Staffel so viel Zeit benötigt, wie für Staffel 11 - und das obwohl sie lediglich 10 Episoden enthält.  Wiki

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