08.11.2012

BIOHAZARD (1985)

Wissenschaftler transferieren einen Außerirdischen mit ihren Forschungen in ihr Labor. Der Gast ist ihnen nicht freundlich gesonnen...

Das Alien, das ich rief...
 
"Biohazard" ist so schlecht, dass es schwer fällt dies in Worte zu fassen. Ein solcher Dilettantismus gibt ihm freilich einen gewissen Unterhaltungswert für Schund-Fans, lässt ihn aber auch im Trash-Bereich nicht gerade zu einer Perle werden.

Die Schnitte wirken wie aus dem Amateurfilm-Bereich, von Regie ist nicht viel zu merken, ein Buch schien es gar nicht zu geben (das erkennt man daran, dass der Film eigentlich gar nicht weiß was er erzählen will, da er sich hinten und vorne widerspricht und ständig seinen Schwerpunkt ändert), die Logiklücken sind so extrem hoch, dass sie ein blinder Gehirnamputierter erkennen würde, das Monster ist eine grottenschlechte Gummikreatur, die Dialoge sind dümmlicher als das was der typische Trashfilm bietet, und die Darsteller stellen einen neuen Rekord in Sachen Untalent da.

Allen voran gibt es die Königin des schlechten Schauspiels. Die telepatisch begabte Wissenschaftsassistentin wird nicht nur hervorhebenswert schlecht gespielt, sie hat zudem eine sehr talentlose deutsche Synchronstimme erhalten und wurde optisch mit einer sehr lächerlichen Perücke bestraft, die nur noch dann in ihrer Hässlichkeit getoppt wird, wenn sich die werte Frau für ein Experiment einen bescheuerten Metallhelm aufsetzen muss, der so meschugge aussieht, dass er nicht einmal in "Raumschiff Orion" verwendet worden wäre.

Zudem darf sie zwei mal unnötig ihre Brüste präsentieren, die unechter nicht aussehen könnten. Insgesamt bekommt man in „Biohazard" drei mal eine weibliche nackte Oberweite zu Gesicht. Man kann in vielen Filmen darüber streiten, ob dies nun wichtig, vielleicht sogar künstlerisch nötig oder atmosphärisch unterstützend sein soll. In "Biohazard" sind die Nackedei-Momente derart unnötig und zudem noch unerotisch eingebracht, dass man vor Lachen fast vom Stuhl fliegt.

In einer Szene sitzt eine Blondine versteift und schlecht agierend in der Badewanne. Und in meiner Lieblingsnackt-Szene zieht die oben erwähnte Assistentin ihren Bademantel aus und hat ihre unechten Brüste schon vorher aus dem BH gepresst, so dass die Nippel bereits freigelegt sind, was nicht nur das Gefühl vermittelt, dass die Frau es das nächste Mal entweder mit einem größeren BH versuchen sollte oder aber lernen sollte diesen richtig anzuziehen, sondern auch in zweifacher Hinsicht tiefe Einblicke gewährt, eins davon ist die Regie.

Wunderbar hirnlos ist auch eine Szene, in welcher der Hauptdarsteller von der Assistentin einen Eintopf vorgesetzt bekommt. Sie unterhalten sich ohne zeitliche Straffung durch Schnitte, also in Echtzeit. Wenn es hoch kommt hatte der Mann zwei Gabeln mit Essen im Mund und wird dann gefragt, ob er denn satt geworden sei. Nun packt er sich an den Bauch und behauptet, dass da nun echt nichts mehr reinpassen würde. Das ist entweder mitunter einer der schlechtesten Filmfehler in der Geschichte des Zelluloid oder aber die plumpste Art einer Hausfrau zu verschweigen dass ihr Essen ungenießbar war.

Der Mann, der sowohl eine Mahlzeit als auch die eben erwähnte entblößte Weiblichkeit vorgesetzt bekommen hat, soll eigentlich das Film-Alienjagen. Er setzt jedoch ständig andere Prioritäten. Zum Ende des Film hin kommt ein Vorgesetzter und schnauzt ihn zurecht an, weil der Außerirdische noch immer nicht gefangen ist. Da schnauzt der Held zurück noch hätte er das Sagen und würde das Wesen jagen, wie er es für richtig hält. Noch weiter Richtung Finale muss er eine Halle untersuchen, in der das Alien sich aufhalten soll (warum auch immer). Zur Seite steht ihm ein Kerl, mit dem er sich schon immer gestritten hat. Es kommt erneut zu einem Streit, und wieder erleben wir das belustigende Einsetzen falscher Prioritäten. Scheiß auf das Alien, der belanglose Streit muss erst einmal im Kampf entschieden werden. Angst wegen des Monsters und der vielen Toten? Nö, warum denn?
 
Lustig ist auch die Tatsache, dass lange Zeit nie auf die Kreatur geschossen wird, und noch bevor dies zum Ende hin passiert, heckt man Pläne aus, wie das Wesen denn zu vernichten wäre. Das könnte man durch die geschulten Sehgewohnheiten von B-Filmen glatt übersehen, ist man es vom Vielsehen doch gewohnt, dass herkömmliche Handfeuerwaffen bei fremden Wesen nicht fruchten. Es aber nie zu versuchen hat wohl selbst der überforderte Fred Olen Ray übersehen.

Woher das Wesen kommt, wie es zu uns herübergeholt wurde, warum es nicht gefangen wird, warum da andere kleine Viecher sind, welche die Jäger zu keinem Zeitpunkt interessieren, warum ein Wanderer mit Hund so tut als wäre er mitten in der Botanik, weit ab von der Zivilisation und tausend andere Fragen beantwortet der Film nicht. Im Abspann wirft er dafür noch weitere Fragen auf. Dort werden uns nun die sehr unterhaltsamen Filmpatzer gezeigt.

Neben dem üblichen "mit dem Kostüm"-Hängenbleiben und dem ständigen Textvergessen, zeigen diese durchaus lustigen Szenen aber auch die dicke Luft am Set. Mal mehr mal weniger witzig gemeint schimpfen die Darsteller über die Schlechtheit ihrer Dialoge und Rollen. Der Produzent, der eine kleine Rolle selbst spielt, macht seinem Unmut Luft und schimpft pausenlos rum und kritisiert dabei nebenbei die Notwendigkeit einer besonders billigen Requisite. Die Darstellerin der Assistentin hat während einer Erotikszene (kann man die so nennen?) keine Lust mehr und will erst am nächsten Drehtag weitermachen. Die „Schauspieler“ zeigen uns mit sehr peinlichen Textpatzern dass sie entweder noch untalentierter waren als ohnehin schon vermutet, oder dass im Budget kein Platz für Proben war. Hier kann man gewiss von Mut sprechen, derartige Patzer einzubauen.

Die Crew war nicht blind und dürfte trotz allem Untalents erkannt haben wie schlecht das war, was sie da geschaffen hat. Wahrscheinlich wollte Fred Olen Ray mit diesem Schlussbonus Heiterkeit in seinem Werk vorgaukeln. Leider sieht man dem Film aber an, wie ernst er seine plumpe Sache erzählt.

Das einzig gelungene am ganzen Streifen ist die Einleitung zu den besagten Patzern. Immerhin ist der Übergang eine gute Idee: die auflösende Schlussszene des Films endet mit einem Patzer, dem folgen, abgewechselt mit der Abspannschrift, die weiteren. Dass die Auflösung der Geschichte zum Ende hin noch mehr Fragezeichen aufwirft als ohnehin schon, muss wohl kaum erwähnt werden.

Das Schlechte macht "Biohazard" guckbar, man sollte aber eine Nebenbeschäftigung oder einen Gesprächspartner haben, sonst kann diese Lawine Trash auch erdrückend wirken. Trotz aller Lustigkeit ist dieses Filmchen nämlich zäh wie Kaugummi, auch wenn dies nach all den hier aufgezählten Beispielen kaum noch zu glauben ist.  OFDb

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