In Afrika wurde eine Hotelanlage
errichtet, die in der Nähe eines kleinen Stammes Eingeborener liegt, die
hilfreich dem Projekt zur Seite stehen. Als eine Frau und ein Wilder
verschwinden, ist es lediglich der Fotograf Daniel, der unbequeme Fragen
stellt. Seine Vermutung ist, dass ein Riesenkrokodil den Fluss unsicher
macht. Und dass die Wilden einen großen Fluss-Gott anbeten, scheint ihm
recht zu geben...
Ein großer Appetit...
Filme über Krokodile, Alligatoren und Co sind heutzutage aus dem Genre Tier-Horror nicht mehr weg zu denken. Während „Der Horror-Alligator“ 1980 eine große Welle der Nachahmer nach sich zog, war es allerdings „Fluss der Mörderkrokodile“, der ihm zuvor kam. Ein Jahr vor dem berühmtesten Vertreter seiner Gattung erschienen, erzählt dieser auch eine ganz andere Geschichte, in welcher das im Titel genannte Tier (dort fälschlicher Weise in der Mehrzahl erwähnt) auch einen anderen Stellenwert bekam, als in den späteren Beiträgen der Reptilien-Welle.
Das Tier selbst kommt recht selten vor und bekommt erst im Finale einen unstillbaren Appetit, den man entweder als Unlogik bezeichnen kann, oder als versteckte Botschaft, die dem Glauben der Wilden Recht gibt, dass das Krokodil ein Gott auf Rachefeldzug ist.
In vielen, meist geglückten, modernen Horrorbeiträgen um die unverarbeiteten Handtaschen wird das seltene Auftauchen des Tieres für Spannungsmomente eingebracht, während sich die komplette Story am nicht zu sehenden Reptil orientiert. „Fluss der Mörderkrokodile“ setzt jedoch mehrere Schwerpunkte und wird dadurch trotz blasser Charakterzeichnung niemals uninteressant. Dass das Krokodil nicht der einzig gewollte Schwerpunkt war, beweist Martino spätestens dann, wenn er den Touristen eine weitere, überraschende Bedrohung entgegensetzt, die dem Finale wahren Zunder bietet.
Da ist es schon schade, dass der Film an sich die ein oder andere Lücke in der Logik bietet, die sein Ergebnis abschwächen lässt. So kämpfen unsere beiden Helden z.B. gegen das Krokodil und retten sich auf ein Floß. Es kommt zum Szenenwechsel, in welchem wir zusehen dürfen, was anderen Personen passiert. Wieder zurückgewechselt zur Situation der Helden, schiebt der Fotograf das Floß an, auf dem die Mitarbeiterin des Hotels liegt. Wo ist das Krokodil hin? Gab es einen Kampf, der uns vorenthalten wurde? Ein klappriges Floß wird es wohl kaum von seinem Imbiss abgehalten haben, wenn es in anderen Sequenzen ganze Boote zerstört.
Aber „Fluss der Mörderkrokodile“ ist nun mal ein italienischer Film, und die hatten es in diesem Genre ohnehin immer produktionstechnisch schwer. Wer solche Filme guckt, kennt ihre Schwachpunkte. Wer sich mit ihnen auskennt weiß aber auch, welch interessanten Stil nah am Trash die Italiener im Horrorbereich zu bieten haben. Martinos Werk ist wahrlich kein Prachtstück, aber ein unterhaltsamer, kleiner Schundfilm mit dem richtigen Gefühl für seine Erzählung.
Ohnehin ist es der musikalische Bereich, der in diesem Film am meisten trumpfen kann. Meist baut die Musik auf dem rhythmischen Getrommel der Eingeborenen auf. Seine besten Momente hat der Soundtrack immer dann, wenn die synteziserlastige Melodie sich einfach über das in den Szenen gezeigte Trommeln drüberlegt. Das gibt dem ganzen einen für damalige Zeit modernen Touch, der auch heute noch Atmosphäre schafft.
Weniger positiv zu nennen sind die Krokodilszenen selbst, die recht erbärmlich zusammengeschustert sind. Neben der bescheuerten Krokomaul-Attrappe nervt vor allen Dingen der hektische Schnitt, der krampfhaft verbergen soll, dass es eigentlich nichts zu sehen gibt. Die wenigen Male, die man das Krokodil als Ganzes sehen darf, sind besser umgesetzt, erreichen aber auch in diesem Bereich keine hohe Qualität.
Trotz einer namhaften, durch „Der Spion, der mich liebte“ bekannt gewordenen Barbara Bach, bekommt der Streifen diese auch nicht im schauspielerischen Bereich. Passend zu den mauen Charakteren agieren die Darsteller etwas zu versteift, wenn auch gerade noch brauchbar.
Eine Szene, in welcher ein Weißer sich seit vielen Jahren vor dem Riesenvieh versteckt, wird nicht eins mit dem Rest der Geschichte, hat nichts womit er sie bereichert und ist auch eher nervig zu gucken. Etwas lächerlich wirken die Auseinandersetzungen zwischen Hotelprojekt-Leiter und Fotograf, bei der Erstgenannter die Gefahr nicht wahr haben will, während Letztgenannter vor dieser warnt.
Das ist die typische Rezeptur dieses Sub-Genres, wirkt aber trotzdem anders, da der „Bösewicht“ sich korrekt verhält und viele Sicherheitsmaßnahmen getroffen hat und weil der Held völlig hysterisch das Unheil predigt, obwohl es dafür zu diesem Zeitpunkt keinen konkreten Grund gibt. Er ist es ja auch nicht, der Millionen Dollar zu verlieren hat. Auf der Gegenseite darf der Fotograf allerdings durch seine Öko-Botschaften trumpfen, die ihn nicht nur an einem solchen Projekt in einer derartigen Umgebung zweifeln lassen, sondern auch daran, dass der Tourismus Auswirkungen auf das friedliche isolierte Leben der Wilden haben wird.
Ohnehin versucht sich der Film in seinen etwas verkrampften Dialogen gerne an der Tiefe seiner Themen, die er streift. Doch mehr als akzeptable philosophische Basis-Ansätze sind da nicht zu holen, dafür geht man solche Bereiche wiederum zu oberflächlich an.
Dennoch, allein wegen der Anwesenheit solcher Anklänge weiß „Fluss der Mörderkrokodile“ etwas gehaltvoller zu wirken, als Filme mit ähnlicher Thematik. Sein Soundtrack unterstützt ihn atmosphärisch, während allerhand Geschehnisse, die neben der Krokostory herlaufen, vom wahren dünnen Gehalt der Geschichte gut ablenken können und somit Langeweile vermeiden. Ein actionreiches Finale mit allerhand Krokoattacken und einer zusätzlichen Bedrohung, geben dem Streifen zum Ende hin noch einmal richtig Schwung. OFDb
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