Manchmal möchte man sich Regisseur und Produzent Charles Band am liebsten mal greifen und ordentlich ohrfeigen, so dreist ist der gute Mann, der den Videomarkt seit Jahrzehnten mit Billigproduktionen zuschmeißt und dabei kaum Grenzen der Scham kennt. Es ist nicht zu übersehen, dass „Dark Forest“, oder „Sway“ wie er ursprünglich in Deutschland hieß, eine dreiste Kopie der berühmten Körperfresser-Filme „Die Dämonischen“ und „Die Körperfresser kommen“ ist. Und was macht der gute Mann? Er betont zunächst einmal im Vorspann, dass die Geschichte auf einer Originalidee von Charles Band beruht.
Ach, man muss diesen Mann dafür fast schon lieben, so unermüdlich wie er dreist für billig Geld, ohne Skrupel und doch mit einem gewissen Charme im großen Meer der Filmwirtschaft mitschwimmt und trotz manchem Scheiterns niemals aufgibt. Einen Band-Film erkennt man sofort. Und mögen Regisseure auch häufig wechseln, so ist es doch nie deren Handschrift, die in den Vordergrund rückt. Nein, wenn man für Band arbeitet, dann hat man nur so viele Freiheiten, die zwangsläufig in einem Film enden mit der Handschrift Bands.
Wen interessiert also wirklich, dass Regisseur Manoogian für den guten Mann außerdem mindestens noch „Arena“, „Demonic Toys“ und „Eliminators - Cäsars Rückkehr“ drehte? Am Ende ist ohnehin alles ein Band-Film. Und warum das gar nicht mal schlecht ist, zeigt ein Blick auf den hier besprochenen „Dark Forest“, der alles andere als ein guter Film ist. Unterhaltsam ist er, typisch Band, dennoch.
Unfreiwillige Komik gibt es zuhauf, meist entstehend aus Widersprüchen, und die erntet Band diesmal aus der völlig unnötigen Idee die Geschichte im Rückblick erzählen zu müssen. Nein, was erzählt der Überlebende da tolle Sachen die er nicht wissen kann, und was schweift er immer wieder ab anstatt der Polizei lediglich die konkreten Dinge zu erzählen. Aber dann wäre der Film ja noch kürzer als ein Band-Film in der Regel überhaupt noch ist, um als Spielfilm zu gelten.
Noch amüsanter ist jedoch die Betonung auf etwas, das gar nicht vorhanden ist: das Verstehen der Situation. Immer wieder fallen Sätze wie „noch ahnte ich nicht“ oder manchmal auch in die positive Richtung „mir war bereits aufgefallen“. Aber erscheint der Rückblick, so ist situativ davon nichts zu erkennen. Der Wissenschaftler trampelt ignorant durchs Geschehen. Klammert sich unsensibel an eine Ex-Frau die dies nicht möchte (bzw. aus Macho-Sicht noch nicht weiß dass sie eigentlich möchte) und hat so gar keinen Blick auf die ominösen Dinge die im Dorf geschehen. Er befasst sich nicht damit, wie soll er also die Situation analysieren? Das ist alles unglaublich witzig, und allein deswegen so charmant, weil besagter Rückblick wie erwähnt überhaupt nicht nötig ist.
Scheinbar wollte man damit auf „Die Dämonischen“ verweisen, damit man nicht allein bei „Die Körperfresser kommen“ klaut. Andererseits: wieso sollte man dies wollen, wenn man sich nicht nur nicht als nächstes Remake der berühmten Reihe ausgibt, sondern stattdessen auch noch so tut als sei die Geschichte von wem anders erfunden? Ach, verstehe einer Band. Das einzige was einen ernsthaft verwundert sind Aufnahmen, die an die dritte Verfilmung der Körperfresser erinnern, obwohl „Body Snatchers“ erst ein Jahr nach „Seedpeople“ (Originaltitel) erschienen ist. Absichtlich hat Ferrara wohl kaum von diesem Billigwerk geklaut.
„Seed People“ (Alternativtitel) hat jedoch noch andere Vorzüge als seine unfreiwillige Komik. Das war ja ohnehin immer das Kunststück Charles Bands. Ohne wirklich gelungen zu sein, weiß sein Film zu unterhalten, und dies gelingt ihm unter anderen durch seine handgemachten Effekte (an welche er sich im übrigens auch im Computerzeitalter heutzutage noch immer tapfer und vorbildlich hält). Ob es übertriebene Methoden sind Menschen ins Jenseits zu befördern (mit viel Glibber und weißer Soße) oder ob es die Außerirdischen selber sind, die so schön schleimig und putzig aussehen, dass man sie als Trash-Fan einfach nur ins Herz schließen kann.
In solchen Sequenzen merkt man, dass Band weiß was dem Fan gefällt. Und was stört da noch der Klau aus weiteren Filmen, bewegen sich die Aliens doch fort wie die berühmten „Critters“ und erinnern je nach Aussehen an das Monster aus der Neuverfilmung „Die Fliege“ und an den tazmanischen Teufel der Looney Tunes.
Das tolle an den Monstereffekten ist neben dem Aussehen jedoch die Unnötigkeit innerhalb des Geschehens. In einer Story über menschliche Kopien hätte man schleimige Monster theoretisch gar nicht benötigt. Und die Sequenzen in welchen sie sich in ihr ursprüngliches Aussehen verwandeln sind nicht nur billig getrickst, die Momente ergeben zudem oft gar keinen Sinn. Scheinbar gab es zu wenig Monsterszenen, so dass Band wohl drauf gepocht hat hier und da noch eine einzufügen, so sinnlos das auch sein mag. Aber es wäre auch schade gewesen er hätte dies nicht getan, ich konnte mich an diesen Viechern nicht satt sehen. Herrlich!
Was soll ich noch groß schreiben, wenn alles wichtige doch schon erwähnt ist: „Dark Forest - Aliens des Grauens“ macht Spaß, auch wenn oder obwohl hier so gut wie nichts Sinn ergibt. Mit Kenntnis der Body Snatchers-Filme bereitet er noch mehr Freude, aber auch ohne gibt es genug quantitative freiwillige und unfreiwillige Sehwerte, die den gerade mal unter 80 Minuten laufenden Film unterhaltsam genug machen, ohne durch zu viele Längen genervt zu werden, ein Punkt den sich die Asylum-Schmiede mal zu Herzen nehmen sollte. Dass zudem das biedere Verhalten der US-Amerikaner für uns Europäer wieder einiges zu belustigen weiß, ist auch nicht von der Hand zu weisen und bereichert den Unterhaltungswert. OFDb
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