Das Kannibalen-Genre schwappte beim Interesse des Publikums langsam ab, das Zombie-Genre war dagegen gerade im Kommen, also dachten sich einige Leutchen in Italien müsste es doch lohnenswert sein ein Cross Over beider Schrecken auf die Kinozuschauer loszulassen. Warum man für die Regie ausgerechnet Marino Girolami erwählte, der mit Werken wie „Das völlig irre Klassenzimmer“ und „Herr General, sie könn‘n uns mal“ seit Jahren nach diversem Stöbern in verschiedenen Genres auf Komödien abonniert war, wird dabei ein Rätsel für sich bleiben.
Aber bereits das wirre Drehbuch verrät, dass „Zombies unter Kannibalen“ unter anderer Regie nicht sonderlich besser ausgefallen wäre. Seinen größten Fehler begeht es wohl darin die Ereignisse aus den USA, welche überhaupt erst Grundlage für die völlig unorganisierte Expedition waren, nie wieder in Zusammenhang zu bringen mit den Geschehnissen auf der Insel. Warum das was dort geschieht zu einem kannibalistischen Treiben in Amerika führen soll erfährt keine Sau, kann man sich nur selbst in vielerlei Varianten als Märchen zusammenreimen, ist den Verantwortlichen der Geschichte aber auch ebenso egal, wie die Frage was die Hauptfigur auf der Reise verloren hat, lebt sie den eigentlichen Grund kultureller Beratung doch kein bisschen aus, was doch eigentlich spätestens wenn man in Gefahr gerät recht hilfreich hätte sein können.
Die Geschichte ergibt also wenig Sinn, könnte in einem billig heruntergedrehten Horrorfilm aus Italien auch egal sein, wenn der Streifen wenigstens halbwegs funktionieren würde. Leider tut er dies bei mir persönlich nicht, konzentriert er sich doch viel mehr auf das von mir ungeliebte Subgenre der Kannibalen-Filme, als auf den von mir gemochten Zombiebereich. Der kleine Sub-Plot der sich mit ihnen befasst greift auf klassischste Horrorfilm-Klischees zurück, jedoch ohne dadurch Charme zu gewinnen, ist den Verantwortlichen von „Kannibalen Zombies“ (Alternativtitel) sinnloses, blutiges Treiben doch wichtiger als der Aufbau einer wirksamen Atmosphäre, was selbst kleine Schundwerke wie „Die Nacht der reitenden Leichen“ und „Dawn Of The Mummy“ zu bewerkstelligen schafften, weshalb man sie trotz ihrer Idiotie durchaus gucken kann.
„Zombie Holocaust“ (Originaltitel) ist hingegen ohne Reiz erzählt, hinterlässt bereits in seiner Amerika-Phase nicht den besten Eindruck, stürzt aber haltlos ab, wenn die Kannibalen auf der Insel unglaubwürdig loslegen dürfen. Weder Musik noch Fotografie weiß der uninteressanten Geschichte Zusatzreize zu bescheren, und die erst recht spät auftauchenden Zombies sehen auch nicht gerade toll aus. Leider konzentriert man sich auch mehr auf den durch die Voodoo-Thematik bekannten Erzählstrang Zombies als willenlose Helfer zu erwecken. Dass dahinter die Suche nach ewigem Leben steht, erfährt man nur über die Worte eines irren Wissenschaftlers, nie aber durch seine Taten und die der Untoten.
Dass man sich die Ausrede um die Suche nach dem ewigen Leben nicht einfach hätte sparen können, zeigen spätere Dialoge, die das Verhalten der Kannibalen erklären sollen. Auch die finalen Ereignisse stehen mit dieser Ursache im Zusammenhang, doch auch wenn man begreift warum die Kannibalen ihre Meinung nun ändern und unsere Heldin verschonen, während sie sich an ihrem falsche Versprechungen predigenden Peiniger rächen, „Zombies unter Kannibalen“ ist so undurchsichtig erzählt, dass man dies auch nur erkennen kann, weil man genug ähnliche Stoffe gesehen hat und weil man sich in etwa durch durchgesickerte Informationen alles irgendwie zusammen reimen kann.
Girolami selbst ist es egal ob da irgend etwas verstanden wird bzw. ob da überhaupt etwas im Zusammenhang steht. Er dreht die ganze Chose uninspiriert herunter und baut, wahrscheinlich aus Produzentenzwang, lieber ein paar Gore-Effekte mehr mit ein. Soll der Film vor Blut und menschenverachtenden Sequenzen doch noch so triefen, das wird eine Handlung schon ersetzen.
Ja, würde es, wenn eine gewisse Stimmung herrschen würde und das blutige Treiben nicht rein zum Selbstzweck integriert wäre. Dass ein solcher Film aufgrund seiner fiktiven Geschichte trotzdem nicht auf den Index gehört und von so vielen legalen Filmen heutiger Tage in ihrer Härte ohnehin in den Schatten gestellt wird, braucht man trotzdem nicht diskutieren, versteht sich in einem demokratischen Staat ja wohl von selbst, in welchem man von der Mündigkeit des Bürgers ausgeht.
Die von mir gesichtete Dragon-Fassung hinterließ übrigens noch aus einem anderen Grund einen negativen Beigeschmack. Zuvor fehlende Sequenzen wurden leider nachsynchronisiert. Wo andere Produkte im Originalton mit deutschem Untertitel ergänzt wurden, eine Methode die sich häufig positiv bewährt hat, darf man hier übelste Synchronsprecher hören, denen selbst in einer solch flachen Story wie dieser hier jegliches Einfühlungsvermögen fehlt, um nach mehr zu klingen als schlecht betont abzulesen. Diesen Murks kann doch wohl keiner ernsthaft einem Untertitel vorziehen. Aber wie auch immer: wenn schon in den Sand gesetzt, dann bitte hier, „Zombies - Cannibal Ferox“ (Alternativtitel) ist ohnehin schon völlig misslungen und keines dieser sympathischen europäischen Zombiewerke seiner Zeit, die auf etwas schundige Art für atmosphärische Stimmung sorgen. OFDb
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