09.03.2014

DIE NACHT DER CREEPS (1986)

Mitte und Ende der 80er Jahre war im US-amerikanischen Kino die Hochzeit für den Bereich der Horror-Komödie. Harte Werke wie „Tanz der Teufel 2“ waren dabei ebenso Alltag wie leicht harmlosere Filmchen a la „House“. Gerade der Bereich des Zombiefilms, ein zu diesem Zeitpunkt beim Zuschauerinteresse abflauendes Sub-Genre, konnte mit dem Mix beider Filmrichtungen letzte Atemluft schnuppern, bevor er danach zunächst Jahre lang ein Dasein im Amateursektor hegte. Werke wie „Re-Animator“ und „Return Of The Living Dead“ sollten letzte Höhepunkte sein, sind sie doch nicht so würdelos und albern ausgefallen wie der völlig überzogene „C.H.U.D. 2“, der geradezu Pate dafür steht wie schlecht sich der Mix macht, wenn der Komödienpart zu dominant ausgefallen ist.

Sicherlich war der Bereich der Horror-Komödie als Kompromiss bei manchem Genre-Freund nicht all zu gern gesehen, aber verglichen mit ernsten Zombie-Werken dieser Zeit, wie der unterirdische „Rebellen des Grauens“ und der lahmarschige „After Death", boten die gelungenen Horror-Komödien dieser Zeit, trotz der Symbiose mit Humor, das was der Horror-Fan sehen wollte, und allein schon wegen der Härte weniger das was ein Freund von Komödien sichten will.

„Die Nacht der Creeps“ ist etwas harmloser ausgefallen als die eben erwähnten „Re-Animator“ und „Return Of The Living Dead“. Aber auch er genießt einen Kultstatus, und den hat er meiner Meinung nach auch verdient, so treffsicher wie er sich im Horrorbereich auskennt. Da weht einen allerhand Ironie an, am deutlichsten wohl im Kommentar des agierenden Polizisten zu bemerken, der kurz die Grenze der Leinwand durchbricht, indem er einen Spruch darüber bringt, dass er sich wie im B-Film fühlt. Die Komik wird grundsätzlich als Unterstützung des Horror-Parts eingesetzt, nie hat dieser unter der Komik zu leiden, nie rutscht Regisseur Fred Dekker in zu alberne Bereiche ab.

Und wenn man sich so anguckt was der Film zu bieten hat, braucht man für ein solches Ergebnis auch ein gutes Händchen, würden doch so manche Ideen geradezu die Grundlage dazu bieten falsch umgesetzt all zu albern zu wirken. Ob es nun der Killerhund und die Killerkatze sei, die etwas arg plumpen Oneliner des Polizisten oder solch wunderbar unnötig lustige Szenen wie ein klärendes Gespräch unter Teenagern nach dem Schlussmachen, bei welchem der weibliche Part nicht bemerkt, dass er sich gerade mit einem Zombie unterhält. Fred Dekker inszeniert solche Momente stets mit der nötigen Würde.

Dass die eigentliche Idee ein wenig an den berühmten Ed Wood-Science Fiction „Plan 9 From Outer Space“ erinnert, wird von Dekker gar nicht erst verheimlicht, werden als Verweis doch einige Szenen besagten Werkes im Fernsehen innerhalb des Filmes gezeigt. Aber nicht nur in solch deutlichen Momenten beweist die Geschichte Kenntnisse im Horror- und Science Fiction-Bereich, immer wieder weht einem eine Anspielung an prägende Werke an, immer wieder spielt Dekker mit dem Klischee, manchmal um ihm den Stinkefinger zu zeigen, ein anderes Mal um es als Teil des Genres zu ehren und um zu zeigen, wie man es positiv anwenden kann.

Ähnlich wie „Critters“ beginnt „Die Nacht der Creeps“ zunächst im Weltraum. Hier wie dort gab man sich, trotz der Tatsache dass diese Szenen lediglich als Randerscheinung dienen, bei der Umsetzung der dazugehörenden Spezialeffekte Mühe, so dass die Bilder an Bord einer uns fremden Zivilisation wunderbar anzusehen sind. Sicherlich wirken sie etwas nostalgisch naiv, und doch schauen sie sich in dieser Naivität charmanter als es jede zu ernst umgesetzte Computeranimation heutiger Tage leisten könnte.

Auch die Spezialeffekte der Hauptgeschichte können sich sehen lassen. Zudem sind sie gut über den Film verteilt. Durststrecken gibt es diesbezüglich keine. Immer wieder wird einem ein Monsterhappen zugeworfen, immer wieder bietet „Night Of The Creeps“ (Originaltitel) trotz seiner eigentlich recht monotonen Grundidee etwas neues. Mögen die großen Überraschungen innerhalb der Geschichte auch fehlen, als Fan des Genres wird man immer wieder mit interessanten Gymmicks bei Laune gehalten, so dass einem das arg bekannt vorkommende Szenario gar nicht erst auf den Wecker gehen kann.

Das tut es ohnehin nicht, sind doch dafür auch die Mimen viel zu brauchbar ausgewählt, die Charaktere gerade sympathisch genug um ihnen nicht den Tod zu wünschen und die Geschichte durch den Zusatzaspekt von Vorkommnissen aus den 50er Jahren um ein weiteres Element bereichert, so dass die Zeit nur so im Flug vergeht.

Allein mal wieder langsam schluffende Zombies zu sichten, anstatt die hyperschnellen Untoten heutiger Produktionen, tat einfach gut. Mögen die Monster auch nicht die klassische Wiedererweckung widerfahren haben, mögen sie aufgrund des Alien-Hintergrundes theoretisch gesehen sogar gar keine echten Zombies sein, rein vom Anblick her wirken sie viel klassischer, als so manche „echte" wiedererweckte Tote moderner Werke.

Gesichtet habe ich die Kinofassung, auch wenn der Director‘s Cut ebenfalls auf meiner DVD vorhanden war. Da ich mit dieser Art Schnittfassung mit Ausnahme von „Abyss“ und „Léon - Der Profi“ eigentlich nur Negativerfahrungen gemacht habe, hielt ich es für die richtige Wahl. Der Schluss des Streifens sollte mir auch Recht geben. Ich habe mir nach dem Film mal kurz den Schluss der Director‘s Cut-Fassung angesehen, und der war auch gleich wesentlich schlechter, trotz (oder wegen?) aufwendigerer Ideen und größerer Verwendung von Spezialeffekten. Das große Pamm-Pamm ist halt nur selten besser als die subtile kleine Idee. Sicher mag die Schluss-Szene des Streifens nicht gerade einfallsreich ausgefallen sein, sie war schon zu ihrer Zeit der Standard, der auf eine mögliche Fortsetzung hinwies. Aber eine solch abgenutzte Idee nett umgesetzt inszeniert weiß halt eher zugefallen als das was Dekker gerne als Schluss gehabt hätte.

Da ich das Wort Fortsetzung gerade selbst verwende, möchte ich zum Schluss noch einmal kurz auf den in den 00erJahren erschienenden „Night Of The Creeps 2“ zu sprechen kommen: der besitzt mit Nacktschnecken, die Menschen zu Zombies machen, zwar eine ähnliche Thematik, aber er ist keine Fortsetzung des hier besprochenen Streifens. Ohnehin trägt er den Fortsetzungs-Titel nur in der deutschen Fassung, im Original heißt er lediglich „Zombie Town“. Außerdem sollte man bei Interesse nur zu jenen deutschen Veröffentlichungen greifen, die nur den Originaltitel ohne Fortsetzungsschwindel verwenden, denn nur diese Fassungen sind auch wirklich uncut. So gut wie Dekkers „Die Nacht der Creeps“ist er nicht, aber als kleiner Zombiefilm für zwischendurch geht er schon in Ordnung.  OFDb

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