Wahnvorstellungen, Betrug, Hexen, Psychopathen und Vampire, in Peter Duffells erstem Spielfilm nach diversen Arbeiten an TV-Serien geht es um vieles, was den deutschen Titel „Totentanz der Vampire“ Fehl am Platz wirken lässt, auch wenn er mit Zugpferd Christopher Lee werbetechnisch sicherlich erfolgreich war. Allerdings spielt „Dracula“ diesmal keinen Vampir, stattdessen einen zwielichtigen Vater, und dies auch nur in einer von vier Geschichten, denn „The House That Dripped Blood“ (Originaltitel) gehört zu dem Gebiet des mir verhassten Episodenfilmes, was ich vor der Sichtung leider nicht wusste.
Auch „Totentanz der Vampire“ krankt an den üblichen Makeln von Episodenfilmen, die ich schon an anderer Stelle angesprochen habe, trotzdem gehört er zu den angenehmeren Werken dieser Art, zumal es Duffell schafft hin und wieder einen wahren Hauch Grusel zu versprühen, was bei der Vorhersehbarkeit und dem Abarbeiten klassischer Horror-Klischees sicherlich keine Leichtigkeit war.
Diese Klischees lesen sich recht negativ, gerade sie machen jedoch den Charme des Werkes aus, das sich seiner klassischen Herangehensweise durchaus bewusst ist und ohnehin augenzwinkernd erzählt ist. Filme dieser Art sind selten so verbissen ernst gemeint wie so manche Werke dieses Genres heutiger Zeiten, und doch (oder gerade deswegen?) kann man sie als Konsument ernst nehmen, denn die Verantwortlichen gingen seinerzeit trotz schmunzelnder Distanz mit Respekt mit solchen Filmen um, so dass ihre liebevolle Gestaltung zum Einschalten einlädt.
Freilich sind die Settings neben der schauspielerischen Leistungen von Cushing und Lee wieder das Schmuckstück des Streifens, wie schon so viele britische Horrorfilme zuvor, und man erkennt all die kleinen Mühen, die in all die mal mehr mal weniger interessanten Geschichten hinein investiert wurden. Ganz besonders auf die Charaktere wurde wert gelegt, selbst wenn diese nur je 20 Minuten des Filmes ausmachen. Sicherlich sind sie nicht aus dem Leben gegriffen, es sind offensichtliche Protagonisten einer Horrorgeschichte (gerade der Schauspieler der letzten Geschichte ist zu sehr Parodie, als dass er authentisch wirken könnte), aber das ist durchaus so gewollt.
„Totentanz der Vampire“ macht Spaß - nicht mehr, nicht weniger. Das ist wahrscheinlich das Maximum dessen was ich einem Episoden-Horror abgewinnen kann. Dramatische Stoffe wie „Dead Girl“ wissen dieses Gebiet meiner Meinung nach besser zu füllen, Horror/Grusel benötigt mehr Zeit zur Entfaltung, hat es schwieriger auf so kurze Lauflänge zu wirken, und da bieten Kurzgeschichten zu wenig Chancen konsequent zu sein. Erschauern wird bei Duffells Film keiner mehr, fraglich ob das je so war oder gewollt war, spannend wird es wie erwähnt trotzdem hin und wieder, und das ist schon mehr als beispielsweise der sehr beliebte „Irrgarten des Schreckens“, welcher der selben Filmreihe wie „Totentanz der Vampire“ angehört, je erreicht hat.
Wer seichte Horrorunterhaltung im klassischen Stil mag, deren qualitativ tiefer gehende Themen eher versteckt aufzufinden sind, der kann mit „Totentanz der Vampire“ nicht viel falsch machen. Für Leute wie mich ist er der angenehme Kompromiss zum durchgehenden Horrorfilm, sprich angenehm, aber doch nur Kompromiss. OFDb
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