Es ist gar nicht so lange her, da wurden Studienergebnisse aus den Anfängen des letzten Jahrhunderts bekanntgegeben, die sich ein bekannter Pinguin-Forscher seinerzeit nicht traute zu veröffentlichen. Grund war das höchst asoziale Paarungsverhalten der Pinguine, das bis hin zur Nekrophilie alles beinhaltete was man den süßlichen Tierchen nie zutrauen würde. Dass „Mr. Poppers Pinguine“ das Verhalten der Tiere auch ohne dieses radikale Vorwissen verharmlost und verniedlicht, sieht jedoch ein Blinder. Neben diverser Körperfunktionen ist das einzig negativ gezeichnete an ihrem Charakter, dass sie lieber wem Fremdes folgen der etwas zu futtern hat, als dem liebenden Mr. Popper, und selbst diese Regel hält in einem Happy End-orientierten Film nicht bis in alle Ewigkeit.
Aber das geht schon vollkommen in Ordnung, denn in der Realität orientiert würde „Mr. Poppers Pinguine“ bereits nach 15 Minuten enden. Mark Waters Werk, an welchem drei Drehbuchautoren eine Novelle in eine Film-taugliche Geschichte umfunktionierten, ist jedoch als Kinderfilm konzipiert und zieht von diesem Bereich den Vorteil in einer kindlichen, geradezu surrealen Parallelwelt spielen zu dürfen, ein Luxus der bereits Werken wie „Pippi Langstrumpf“ gut getan hat. Wer im hier besprochenen Film über mangelnde Realitätsnähe schimpft, dem ist nicht zu helfen. Wer jedoch beklagt, dass die Geschichte etwas arg 08/15 ausgefallen ist, dem kann man nicht widersprechen.
„Mr. Poppers Pinguine“ ist alles andere als innovativ, sein roter Faden ohne jegliche Überraschungen versehen, und so ziemlich jedes inhaltliche Klischee ähnlicher Geschichten ist mit eingebunden. Aber dieser kleine Familienfilm besitzt drei große Vorteile. Das ist zum einen die Anwesenheit des eigentlich immer gut agierenden Jim Carrey, auch wenn dieser hier nur mit halber Backe grob gesehen seine Rolle aus "Der Dummschwätzer" noch einmal spielt, das sind zum anderen die wirklich göttlich animierten Pinguine, die niedlich und lustig zugleich sind, und es ist drittens das Fehlen von moralisch-triefendem Kitsch, wie es ihn in einem Disney-Film gegeben hätte.
Klar, Mr. Popper wandelt sich vom Karrieristen zum Familienmenschen, und zu einem Kinderfilm gehört ein Happy End für alle und jeden zwingend dazu. Aber das ist alles kindgerecht und passend zur Grundsituation eingebracht und nicht, wie im modernen Kinderfilm fast schon üblich, um 400 % Gefühl, Kitsch, Schmalz und Pathos aufgepumpt.
Sicherlich gibt es einfallsreichere Filme, Klassiker die sich als Familienfilm an einem gemeinsamen Sonntagnachmittag mehr lohnen. Aber „Mr. Poppers Pinguine“ geht als Alternative durchaus in Ordnung. Charme ersetzt Einfallsreichtum und Drolligkeit fehlende Humor-Höhepunkte. Wer hofft mit diesem Film eine typische Jim Carrey-Komödie zu gucken, der wird zutiefst enttäuscht werden. Wer sich aber daran gewöhnen kann einen Kinderfilm zu sichten, der dementsprechend in der auf kindlichste Naivität zurückgesetzten Umwelt spielt und alles Rationale ausblendet, der kann Spaß mit einem Film haben, der zum Glück nicht so Menschen-anbiedernd daher kommt, wie die meisten anderen US-amerikanischen Filme mit tierischen Helden. OFDb
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