Es gab den kommerziell gelenkten und dementsprechend schwach ausgefallenen „Futureworld“, und es gab den großartig erzählten kleinen Kult-Hit „Die Frauen von Stepford“. Sie alle erzählen thematisch verwandte Geschichten zu „Schach dem Roboter“, der dementsprechend genau dem Zeitgeist entspricht. Und da die Vergleichsfilme aus den USA stammen, war der Film um den Schachroboter ein interessanter Vergleich was wohl Europäer, in diesem Falle Franzosen, aus diesem Stoff ernten würden.
Es fällt auf, dass die Geschichte zu meiner Überraschung arg naiv erzählt ist. Die Pianistin wird viel zu schnell misstrauisch. Ihr Freund ist viel zu schnell mit an Bord und buddelt mal eben illegal den Sarg des Verstorbenen aus, und der Roboterschöpfer ist naiv genug ausgerechnet die Frau des Schachprofis für einen Pianistenroboter als Vorbild haben zu wollen. Das ist nicht nur arg zufällig und durch die Geschichte nicht mit möglichen Zusatzbegründungen gestützt, wenn man weiß wie die Roboter funktionieren ist es auch ein viel zu gefährliches Unterfangen für den Schöpfer überhaupt ein solches Risiko einzugehen.
Aber was soll man sagen, „Schach dem Roboter“ guckt sich trotz dieser Risse in der Fassade doch sehr angenehm, u.a. weil er die typische 70er Jahre-Atmosphäre seiner Zeit ausstrahlt, Dialoge und stille Momente sich Zeit lassen, Charaktere trotz mangelnder Vertiefung dem Zuschauer vertraut vorkommen, ebenso aber auch die Geschichte, die neben bereits genannter Vergleichsfilme auch an Stoffe erinnern wie „Das Geheimnis des Wachsfigurenkabinetts“ und modernerer Genrebeiträge, an denen sich der hier besprochene Film freilich nicht hat bedienen können.
Wenn es im letzten Drittel einen kleinen Aufmarsch an Robotern gibt (nur zwei Stück an der Zahl), reizt das ungemein, zumal diese Momente, die locker den Trash-Bereich streifen könnten, stimmig umgesetzt sind und trotz der tricktechnisch simplen Umsetzung ein nostalgischer Augenschmaus sind. Hier wirkt die Geschichte moderner und mutiger als sie es ansonsten ist, ist Michel Subielas Werk vom Handlungsablauf und seinen Figuren her (ganz besonders dem rätselumwobenen Roboterschöpfer betreffend) doch eher auf klassischen Gruselfilm getrimmt, der von seiner Roboterthematik einmal abgesehen so auch in den 60er Jahren hätte verfilmt werden können.
Als Sympathiebonus kommt noch das Design des Schachroboters hinzu, das bei Filmnostalgikern seine Wirkung einfach nicht verfehlen kann. Und wenn der Apparat bei jeder Bewegung vor sich hinklickert mag das aus heutiger Sicht antiquiert wirken, seltsamer Weise aber keineswegs belustigend. Heute wie damals weiß dieses Klickern zu beunruhigen, womit die Maschine in jeder seiner Szenen zu wirken weiß und den Zuschauer in seinen Bann zieht. Ein auf Spannung getrimmter Film, der gar nicht so aufwühlend wirkt wie er es gerne möchte, gewinnt in diesen Momenten endlich sein erwünschtes Spannungspotential, allein aus diesem simplen Effekt heraus.
„Schach dem Roboter“ ist ein Kultfilm, ein Geheim-Tipp, er macht auch Spaß und ist interessant umgesetzt. Ob er seinen hohen Ruf jedoch auch genießen würde wenn seine TV-Ausstrahlungen nicht so rar gesät gewesen wären und der Streifen eine frühere DVD-Veröffentlichung erhalten hätte, sei einmal dahin gestellt. Dieser ruhig erzählte Mix aus Science Fiction und Horror hat definitiv seine Qualitäten, ich habe ihn bei dieser meiner ersten Sichtung lieb gewonnen und weiß, dass ich ihn unbedingt irgendwann noch einmal wiedersichten werde. Aber aufgrund seines Rufes hatte ich schon etwas mehr erwartet als einen sympathisch erzählten naiven Nostalgie-Grusler. Als solcher weiß er aber definitiv zu punkten. OFDb
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