Dieter Hallervorden nur ganz leicht blödelnd in einer Satire zu sichten hätte 1992 keinen Kinozuschauer mehr negativ überraschen dürfen. Während er 1986 in „Didi auf vollen Touren“ den klassischen Didi-Humor versuchte in eine dominant gesellschaftskritische Satirehandlung zu integrieren, ging er mit „Der Experte“ 1988 einen Schritt weiter Richtung tragikomisch angehauchter Polit-Satire. Es wurde zwar einer seiner besten Filme, dem Publikum schien dieser andere Hallervorden jedoch nicht sonderlich zu schmecken. Mit „Bei mir liegen sie richtig“ erneut einen Schritt zurück setzend zwischen klassischem Didi-Geblödel und Gesellschaftskritik, sollte der einzig ernstzunehmende Schritt nach „Der Experte“ im Bereich der Kinofilm-Satire „Alles Lüge“ werden, die Hallervorden in einer zurückhaltend gespielten, tragikomischen Rolle zeigt, was aber auch für viele Jahre das Ende für Hauptrollen für die große Leinwand für Hallervorden bedeutete.
Vielleicht mag es dran liegen, dass mancher Spätzünder noch immer auf den blödelnden,klassischen Didi hoffte, aber auch ich muss nach aktueller Sichtung dieses unbeliebten Stück Ostalgieverarbeitung vorwegnehmen, dass mir „Alles Lüge“ im Kino sicherlich ebenfalls nicht geschmeckt hätte. Dafür ist die Geschichte zu beliebig ausgefallen, sie dümpelt seicht vor sich hin, ohne eine Orientierung erkennen zu lassen. Diverse negative Situationen regnen auf den erfolglosen Kasulke nieder, die Situation scheint hoffnungslos, und ebenso wie diverse Episoden in kurzen Zeitabständen für sich auf den Antihelden der Geschichte einwirken, so schnell und ohne Vorwarnung löst sich alles mit allerhand Löchern in der Glaubwürdigkeit urplötzlich in Wohlgefallen für alle auf.
Klingt schrecklich? Ist es aber nicht, es ist lediglich zu gewöhnlich erzählt, um im Kino mit solch einem Stoff glücklich zu werden. Die hohe Qualität, die das Genre Tragikomödie ermöglicht, wird nicht ereicht. Aber dank eines wie immer glaubwürdig agierenden Hallervorden, sympathischen und absichtlich unsympathischen Stars und Figuren an seiner Seite und einer emotionalen Nähe zur Hauptfigur weiß „Alles Lüge“ auf simpler Ebene doch noch zu gefallen. Mag der Plot auch Episoden-haft anmuten und der Schluss für solch einen pessimistischen Blick auf das Zusammenwirken von Ost und West zu wohlwollend ausgefallen sein, es bereitet einerseits Freude Kasulke ins Fettnäpfchen treten zu sehen, in geringerem Maße bewegt es teilweise auch.
Großes Plus ist neben Hauptdarsteller Hallervorden Peter Fitz in der Rolle Hartmanns. Billy Zöckler als dessen Frau kann trotz ähnlichem Spiel ihren Erfolg aus „Im Himmel ist die Hölle los“ jedoch nicht wiederholen. Das ist etwas schade, wirkt sie doch wie die erwachsen gewordene Mimi, so wirklich bereichern will das die Geschichte von Kasulke jedoch nicht, was aber auch daran liegt, dass das Drehbuch nichts aus ihrer an sich interessanten Situation herauszuholen weiß.
Mag „Alles Lüge“ auch etwas desorientiert vor sich hinplätschern, ohne wirklich erkennbar zu machen was er eigentlich erzählen will, so weiß der Film doch überraschender Weise zumindest von Moment zu Moment zu gefallen, und dies ohne erkennbare Längen oder missglückter Zwischenmomente. Hart an der Grenze ist der etwas zu zotige Auftritt auf der Feier eines Zahnarztes ausgefallen. Wüsste man wie Kasulkes Job danach genau aussieht, wäre diese Szene aber zumindest wichtig für die Karriere, die er daraufhin aufzubauen versucht. Andeutungen lassen jedoch nicht genau erkennen, ob die eher anspruchslosen Mitmenschentäuschungen, denen sich Kasulke beruflisch in einer Szene hergibt und die ein wenig an den Kaufhausjob aus „Mein Gott, Willi“ erinnern, Hauptaspekt seiner neuen Karriere sind oder nicht.
Ich erwähne dies, um deutlich zu machen, wie sehr „Alles Lüge“ diverse, gar nicht mal uninteressante Bereiche, zu oberflächlich behandelt, oder sogar nur andeutet, obwohl sie über mehr Potential verfügt hätten. So plätschert der Streifen auf einer interessanten Oberfläche treibend seicht vor sich her ohne zu tief einzutauchen und unterhält somit solide, so dass man zwar verstehen kann, dass „Alles Lüge“ kein zu unrecht übersehenes Glanzstück geworden ist (man bedenke nur einmal wie viel bissiger „Schtonk“ im selben Jahr ausgefallen ist), er Zuschauern mit einfachem Gemüt und wenigen Erwartungen aber zumindest einen unterhaltsamen Abend bescheren kann. OFDb
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