Ich mag die von Seth Rogen geschriebenen Komödien, gerade dann wenn er mit James Franco ein Team bildet. Ob sich Rogens Humor jedoch auf einen Zeichentrickfilm übertragen lässt, ließ in mir Zweifel aufkommen. Und auch wenn ein Blick auf den Trailer zum Film durchaus belustigend ausfiel, so blieb ich doch trotzdem kritisch. Man kennt sie, diese auf erwachsenerem Humor getrimmten Trickfilme, die entweder in ihrer Provo-Art zu kindisch, zu unterkühlt oder zu Genre-anbiedernd daher kommen. Und was soll man sagen? Letztgenanntes ist auch in „Sausage Party“ der Fall.
Es ist nicht so, dass es nicht hervorragende Ideen gäbe, die durchaus zum Lachen anregen, einzelne sind sogar recht brillant und intelligent ausgefallen, warum man eine so lustig auf grenzwertigen Humor angelegte Komödie jedoch in einen Handlungsverlauf zwängen muss, der für den Animationsbereich leider geradezu typisch geworden ist, will ich nicht verstehen. So trifft Anarchie auf Mainstream und wechselt sich immer wieder ab, so dass man als Zuschauer ständigen Stimmungsschwankungen ausgesetzt ist. Da wird brav gesungen (provokativ gemeint, aber doch nur brav ausgefallen), da gibt es die typischen Actionmomente aus dem Animationsfilmbereich, der in der Regel für den jungen Part des Publikums eingebaut wird, also einer Gruppe von Menschen, die nicht zum Zielpublikum von „Sausage Party“ gehören, und da muss die Geschichte harmonisch schließen, wie ein jeder Trickfilm aus Amerika.
Würde zwischendurch nicht gefickt, gekifft und gestorben werden, es wäre der typische Handlungsablauf einer familientauglichen 08/15-Geschichte für den übersättigten Zeichentrickmarkt. Da zudem manche Provokation, wie meist in solchen Filmen, zu infantil ausfällt, bleibt das Ergebnis leider ein mageres. Das ist schon schade, schließlich weiß die Religionskritik in ihrer abgedrehten Art zu gefallen (bis zu jenem Moment, wo die alte Laier des Respekts vor dem Glauben anderer stattfindet), der Gegenpart in Form eines ausgespuckten Kaugummis als Stephen Hawkings-Parodie ist ebenfalls gelungen, und wenn in der Küche das Massaker losgeht, welches alle Gläubigen extremst schockiert bevor sie sterben, ist „Sausage Party“ ohnehin auf seinem Hoch.
Der Rest stolpert zwischen amüsant, gewollt und kindisch hin und her und lässt sich zwar mit gelegentlichen Lachern bis zum Schluss schauen, doch auch wenn ich zwischendurch mit allerlei Ideen sympathisierte, so hatte ich am Ende doch eher ein unbefriedigtes Gefühl, der letzte Schwung zur akzeptablen Unterhaltung war nicht vorhanden. Zudem hatte ich das Gefühl, dass die Idee nicht genügend ausgeschöpft wurde, und die Figurenzeichnung pendelte auch immer wieder zwischen gelungen und einfallslos.
Im nachhinein fragte ich mich zudem, warum man die Geschichte bei all seinen Schwerpunkten aus der Sicht künstlich hergestellter Lebensmittel erzählt hat. Wäre eine provokante Konsumkritik nicht noch erfolgreicher gewesen, wenn man sich auf die Massentierhaltung und dem Ende im Schlachthaus konzentriert hätte? Das hätte sicherlich weniger Leuten geschmeckt, hätte für Diskussionen gesorgt und wäre eine radikalere Kritik am Konsumverhalten der Amerikaner gewesen, ohne die Schönmalerei eines Zeichentrickfilms, welche die Anarchovariante eigentlich ohnehin nicht benötigen müsste.
So wie tatsächlich angegangen überschattet der Mainstream jedoch die zu brav ausgefallenen Grenzüberschreitungen, womit „Sausage Party“ eher ein Jugendfilm geworden ist, anstatt eine Komödie für Erwachsene. Zumindest ist er nicht ganz so anbiedernd ausgefallen wie „Angry Birds - Der Film“, hierfür nervt der Plot des hier besprochenen Filmes glücklicher Weise kaum. In Zukunft möchte ich aber doch lieber wieder realverfilmte Rogen-Komödien sichten. Die schaffen es trotz und manchmal auch aufgrund infantiler Ausrutscher den Bildschirm zu einer wilden Party werden zu lassen. Das müde Getue in „Sausage Party“ kann da nicht ansatzweise mithalten. OFDb
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen