„Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe“ war Louis de Funès vorletzter Film. Sichtlich alt ist er geworden, und die Verantwortlichen der Maske helfen diesbezüglich noch ordentlich nach, damit der gute Mann auch als alternder Säufer um so fertiger aussieht. Für mich gehört das Spätwerk des beliebten Komikers zu einem seiner besten Filme, besitzt das Drehbuch doch das Herz am rechten Fleck und gehen Hintergründigkeit und hemmungsloses Kalauern hier doch brüderlich Hand in Hand. Wann erlebt man es bitte tatsächlich, dass Furzkomik zu funktionieren weiß, und dies auch noch ohne sich dafür schämen zu müssen? Die Leichtigkeit der Lebensphilosophie der Protagonisten, sowie der kulturelle Hintergrund der beiden Rentner macht dies möglich, und die Spielfreude von de Funès und Jean Carmet hilft ungemein dabei.
Wer einmal Jean Giraults Komödie gesichtet hat, der wird niemals die hemmungslos alberne Sprache des Außerirdischen vergessen, die einen der Höhepunkt des gelungenen Streifens ausmacht. Unverkrampft zelebriert man zudem die französische Lebensart, benutzt man fast losgelöst vom eigentlichen Sinne das Genre der Science Fiction und dezimiert man das zur Entstehungszeit moderne Gehabe der damaligen Generation. „Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe“ vereint vielerlei Themen, u.a. von dem Generationenkonflikt von Alter und Moderne, von Vernunft und Tradition, von glücklich sein und glücklich sein wollen. Gekonnt schaffen es die Verantwortlichen der Geschichte derbe Albereien mit gefühlvollem Tiefgang zu vereinen. Ein kleiner Sub-Plot um die Wiederauferstehung von Claudes verstorbener Frau schenkt der Story gar eine kleine Portion Tragikomik, was einem Kunststück gleicht, gerade mit Blick auf den zotigen Einstieg in den Film. So gelungen dieser auch sein mag, nie würde man derart ernste Momente in den kommenden Minuten vermuten, nie mit derart gefühlvollen Szenen rechnen, die einen emotional zu beschäftigen wissen.
Allerdings ist auch der Klamauk zu Beginn für gute Beobachter kein reiner Nonsens, sondern bereits von der kommenden Grundaussage des Streifens geprägt, die dem Zuschauer eine Rückkehr zur Lebensfreude geben will, frei von den neu gesetzten Ansprüchen der gerade aufkommenden Leistungsgesellschaft. Dies schafft man ohne im Umkehrschluss auf die hirnlose Spaßgesellschaft zu pochen. Nein, die Lebensfreude, die der Film propagiert, bezieht sich auf kulturelle Errungenschaften der französischen Gesellschaft, ein Aspekt den de Funès in der Regel ansonsten zu persiflieren wusste. Die Botschaft kommt an, denn so unverkrampft wie die Lebensart von Claude und Francis ist, so lockerleicht guckt sich auch der Streifen, der nach diversen kulturell und emotional düsteren Wolken, die über den Alltag der beiden Säufer hereinbrechen, zu einem Happy End führt, den die beiden sich mit der im Film gelebten vorurteilsfreien Betrachtung auf ihre Art zu leben auch verdient haben.
Dass es Jean Girault schafft, die Botschaft dieses kulturell geprägten Lebensgefühles mit der letzten Aufnahme noch einmal deutlicher denn je zu machen, ist eine Meisterleistung für sich und entlässt den Zuschauer mit einer dementsprechend guten Laune aus dem Film - heute vielleicht gar mehr denn je, denn in unserer gesundheitsorientierten, selbstgerechten Protestgesellschaft ist kaum noch wer in der Lage so vorurteilsfrei dem Treiben der beiden Rentner beizuwohnen, wie das Publikum einst. Diesbezüglich besitzt „La soupe aux choux“ (Originaltitel) die Fähigkeit als Nachhilfe für den Zuschauer heutiger Tage zu dienen, der von der Leistungsgesellschaft negativ geprägt viel verbohrter und nachtragender auf all die Belanglosigkeiten des Lebens reagiert, als die drei wichtigsten Figuren der hier besprochenen Geschichte. OFDb
Einer der besten von De Funes. Und tatsächlich tiefsinniger als die Anfangsszenen vermuten lassen, da kann ich nur zustimmen.
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