Ein Jahr bevor "Chucky - Die Mörderpuppe" mit "Child's Play" einen Neustart beschert bekam, in welchem alles etwas anders verarbeitet wurde als im Original, geschah selbiges mit Charles Bands Kreation "Puppet Master", welche im Schatten des Erfolges von Chucky entstand. Auch in "Puppet Master - Das tödlichste Reich" ist alles derart anders, dass man nicht wirklich von einer Neuverfilmung sprechen kann, die einzige Parallele zum ersten Beitrag aus dem Jahr 1989 besteht darin, dass sich die Opfer während der Taten in einem Hotel befinden. Obwohl Schöpfer Charles Band, welcher dem Erstling 10 Fortsetzungen bescherte und in "Dämonische Spiele" zusätzlich ein Zusammentreffen mit den ebenfalls von ihm erdachten "Demonic Toys", im Vorspann als Executive Producer genannt wird, hat er mit diesem im Vergleich außergewöhnlichen Teil eigentlich nichts am Hut. Der hier besprochene Film wurde vom Horrormagazin Fangoria produziert, Regie führten die beiden Regisseure Sonny Laguna und Tommy Wirklund, die bis auf Lagunas "Blood Runs Cold" fast alles bisher gemeinsam gedreht haben, so z.B. "Cabin of the Dead" und "We Are Monsters", womit sie über ausreichend Erfahrung im Horrorsektor verfügen. "Puppet Master - The Littlest Reich" (Originaltitel) soll der Start einer eigenen Reihe sein, während Charles Band berechtigt bleibt parallel dazu seine Ur-Reihe ebenfalls fortzusetzen. Dem Freund der Filme wird es freuen, zumal der Mix zwei gleichnamiger Filmreihen mit den selben Killerpuppen nicht mehr Verwirrung stiften wird, als es Bands Ausgangsreihe mit ständig wechselnden Zeitzonen, immer neuen Puppenmeistern und einer sich ständig verschiebenden Position von Gut und Böse bei den Puppen ohnehin schon tat.
Der Fangoria Puppen-Horror setzt andere Schwerpunkte als die 13 Filme Bands. Zwar wird auch hier auf handgemachte Effekte gesetzt, anstatt auf Computeranimationen, aber sie sind weit professioneller ausgefallen, als die erbärmlichen Tricks der Originalreihe. Zudem gehen die Puppen deutlich brutaler vor, als sie es ansonsten jemals taten, und dies präsentiert in einem augenzwinkernden Grundton, anstatt im bislang arg ernsten. Wenn ein Geköpfter am Klo stehend auf seinen eigenen Schädel pinkelt, der ins Klo gefallen ist, dann bemerkt man den Einfluss von "Braindead". So herrlich abartig wie diese Szene auch ausgefallen sein mag, es erfreut, dass der neue Puppet Master nicht zu viel solcher Momente bietet und auch auf andere Sehwerte achtet, so dass das Ergebnis nicht zum monotonen Schlachtfest ohne inhaltlichen Sehwert verkommt, welcher einzig nur jene Sorte Gorehounds gefallen würde, die unempfindlich für die Dramaturgie eines Stoffes und der Charaktere sind. Der Film besitzt eine charismatisch besetzte männliche Hauptrolle, welche den halben Film gestemmt bekommt, ist wie erwähnt mit leichtem Humortouch erzählt, der in seinen nicht zu dominant eingebetteten Szenen treffsicher ausfällt und beispielsweise auf das widersprüchliche Dummdenken von Comic"philosophen" abzielt, und letztendlich ist auch die Geschichte interessant ausgefallen, obwohl man sie glücklicher Weise möglichst schlicht gehalten hat.
In dieser ist alles etwas anders als zuvor. Toulon ist nicht mehr Opfer der Nazis, sondern selber einer, die Puppen werden nicht mehr mit einer Flüssigkeit gesteuert, sondern aus Toulons Mausoleum per Energie heraus, was stark an "Sie greifen nach den Lebenden" erinnert, und der immer weiter lahm wachsenden Schar Killerpuppen werden endlich einmal einige mehr beschert, unter welchen sich auch lustig aussehende, optisch kinderfreundliche Designs befinden, welche im Bezug zum Nutzen der Puppen in dieser speziellen Version auch Sinn ergeben. Fliegende Puppen mit Propeller, hüpfende Heuschrecken, hier wird so allerhand Neues geboten, während gleichzeitig die uns ans Herz gewachsenen Ur-Puppen ebenfalls wieder mit an Bord sind, inklusive der von mir so gern gesichteten Flammenwerfer-Puppe aus "Puppet Master 2", die danach nur noch in wenigen Fortsetzungen Auftritte erfuhr. An fiesen Morden mangelt es nicht, die Opferzahl ist für einen "Puppet Master" enorm ausgefallen und mittels kostengünstiger, aber sehenswerter Spezialeffekte ist es ein Spaß dem mörderischen Treiben der Puppen zuzusehen, so sehr sogar, dass man vom bislang gelungensten Teil sprechen kann. Ich sympathisiere mit der Ur-Reihe, aber selbst ihre besseren Teile besaßen stets ein dröges Restflair. "Puppet Master - Das tödlichste Reich" gibt wesentlich mehr Gas, bietet endlich genügend Schauwerte und ist entspannt und höchst unterhaltsam erzählt. Auch er mag lediglich ein unterhaltsamer Zwischendurchverzehr sein und somit nichts Großes in der Horrorfilmwelt, aber mit diesem Werk wurde endlich einmal ein "Puppet Master" geschaffen, der nicht nur den wenigen Charles Band-Verehrern gefallen wird, sondern auch vielen anderen Freunden des Genres. OFDb
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