29.02.2020

FESSELN DER MACHT (1981)

"Fesseln der Macht" verarbeitet einen anspruchsvollen Stoff und kommt, wie alle sieben Regie-Arbeiten von Ulu Grosbard, Star-besetzt daher, ist aber alles andere als typischer Hollywood Mainstream. Viel mehr handelt es sich bei diesem Mix aus Drama, Krimi und Politfilm um einen späten Vertreter des New Hollywood, bei derart unangenehmen Themen, die er schonungslos anspricht, und damit Religion und Politik in ein authentisches Licht rückt, anstatt die Fassade dessen zu präsentieren, was der brave Bürger in solchen Institutionen sehen will. Ein passendes Fazit von Tom Spellacy persönlich dazu ist es, dass ein Polizist gesellschaftlich nichts zu melden hat. Um eine öffentliche Institution mit Verantwortung und Macht zu sein, musst du Zuhälter gewesen sein. Stets geht es im Film um Korruption, und in eine solche ist der Bruder des Ermittlers, ein Pfarrer, involviert, was beide an Grenzen ihres Handelns und ihres Gewissens heranführt. Denn so sehr beide Charaktere in ihrer Vergangenheit auch Fehler gemacht haben und nicht dem Standard des konservativen Bürgers entsprechen, so sind sie im Herzen doch ehrbare Menschen, denen Aufgedecktes nicht kalt lässt.

Professionell die Vergangenheit am Set wiederbelebend und ebenso professionell in den wichtigsten Rollen besetzt, punktet "True Confessions" (Originaltitel) in erster Linie damit nie reißerisch zu erscheinen. Egal wie sehr es um Sex, Skandale und blutige Tatsachen geht, stets kommt das auf einem Roman basierende Drehbuch sachlich und zurückhaltend daher und zeigt sich nicht nur aufgrund seiner schonungslosen Tatsachen unserer Welt erwachsen, sondern auch im Umgang mit dem Zuschauer, der im oftmals subtil dargebotenen Treiben nie etwas zusätzlich erklärt bekommt. Man erwartet Aufmerksamkeit, und das macht einem allein der sehr trocken umgesetzte, arg ruhige Umgangston von Anfang an deutlich. Generell hätte ich kein Problem damit, zumal der Streifen inhaltlichen Anspruch und handwerklich hohes Niveau gleicher Maßen präsentiert. Einzig die zu sperrige Art der Erzählung hindert mich daran in "Gefährliche Beichte" (Alternativtitel) das große Werk zu sehen, das er eigentlich sein könnte. Zwar sind der Geschichte seine Charaktere unglaublich wichtig, und diese gehen tief und lassen einen schlussendlich gekonnt an ihrem Dilemma teilhaben, aber es dauert bis man Zugang zu ihnen gewinnt, so distanziert alles in eher theoretischer Tonlage vorgetragen wird. Und das sorgte dafür, dass mich der eigentlich fesselnde Plot phasenweise nicht mehr richtig interessiert hat. Es war der optischen Professionalität und dem Spiel der beiden Hauptdarsteller zu verdanken, dass ich in solchen Momenten dennoch dran blieb, um schließlich wieder emotional den Zugang zu den Figuren zu finden. Und ich bin dankbar dafür, allein schon weil mich die Schlussszene des Streifens wahrlich berührt hat.  OFDb

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