Ich bin im Marvel-Universum nicht bewandert genug, um zu wissen was es mit Spider-Woman genau auf sich hat. Ich kenne ihre Entstehungsgeschichte nur aus der Version, der naiv gestrickten 70er Jahre Zeichentrickserie und weiß nicht wie genau die mit der Comicvorlage übereinstimmt. Ich kenne auch nicht die Vorgeschichte der Skrulls, die hier als selbstverständlich thematisiert werden, in welchem Medium auch immer ihr Invasionsversuch stattgefunden haben mag. Um so verwirrter guckt sich "Spider-Woman - Agent of S.W.O.R.D.", ein Fünfteiler, dessen Episoden je 10 Minuten gehen, so dass man aufgrund der zusammenhängenden Geschichte am Ende eher einem kurzen Film, anstatt einer wirklichen TV-Serie beigewohnt hat. Bereits der eingeweihte Zuschauer wird absichtlich verwirrt, wenn diverse Interessengemeinschaften in Spider-Womans Auftrag mitmischen und man nie weiß wer Skrull ist und wer nicht. Um so undurchsichtiger ist das ganze Treiben für einen Neuling wie mich gewesen, der die komplette Geschichte drumherum nicht kennt. Habe ich nur deswegen mitunter daran gezweifelt, ob der Auftrag, der angeblich von S.H.I.E.L.D.S. stammt, auch wirklich echt ist, oder war dies vom Autor so gewollt?
Wie auch immer, allein von seiner Erzählung her distanziert sich die kurze TV-Serie stark von der ersten aus den 70er Jahren. "Spider-Woman - Agent of S.H.I.E.L.D.S." ist ein recht erwachsen gehaltener Stoff, und obwohl er eigentlich von weniger erzählt, als es sich anfühlt, kann man die Geschichte als gelungen betrachten. Allerdings wirkte die Heldin auf mich immer ein wenig zu intuitiv handelnd und naiv denkend, was scheinbar nicht sein soll, weswegen man ihr im Nachhinein jeder Entscheidung stets einen Sinn beschert, der sie klüger macht als alle um sie herum, was meiner Meinung nach jedoch nicht wirklich glaubwürdig herüber kommt. Letztendlich ist eine derartige Glaubwürdigkeit für ein solch simples Produkt auch egal, denn die Serie soll nicht hauptsächlich wegen ihres Inhalts und einer plausiblen Geschichte punkten, es ist der Stil, der das Interesse des Zuschauers wecken möchte. Dieser ist nicht in klassischer Zeichentrick-Animation gehalten, sondern schaut sich eher wie ein zu Film gewordenes Art-Book, was wohl auch erklärt, warum Comiczeichner Joe Quesda erstmals die Regie übernahm.
"Spider-Woman - Agent of S.W.O.R.D." ist kein Zeichentrickfilm im herkömmlichen Sinne, er ist im erwachsenen Zeichenstil gehalten und präsentiert fast nur Standbilder, die als Bildkomposition aneinandergereiht werden. Nur selten finden Bewegungen statt, oft ist es nur die leicht umher wandelnde Kamera, die Bewegungen suggeriert. Kampfsequenzen werden durch schnellere Schnitte flott gehalten, aber auch sie bestehen nur aus aneinandergereihten Einzelbildern. Dieser Stil weiß jedoch zu gefallen, auch wenn er zunächst etwas gewöhnungsbedürftig anmutet. Jedoch ist es vielmehr die zu bemüht klingende englische Synchronisation (auf der deutschen DVD befinden sich lediglich deutsche Untertitel), die einen Zugang zunächst erschwert, anstatt die bewegungsarme Animation. Das wurde mir jedoch erst im Laufe der Sichtung bewusst. Letztendlich dient jedoch auch diese zu Genüge dem Zweck, um sich das Produkt als triviales Kunstwerk zu gönnen. Gerade Freunde von Art-Books werden hier bestens bedient. Wer jedoch auf viele Aufnahmen von Spider-Woman in ihrem Kostüm hofft, wird enttäuscht. Dies bekommt man erst zur Mitte der Laufzeit präsentiert, und dann auch nur kurzzeitig. Im Gegenzug treten jedoch, wie für eine Marvel-Produktion üblich, diverse andere Helden des Marvel-Universums am Rande auf, um das Spektrum zu bereichern. OFDb
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