08.05.2020

DAS URTEIL - JEDER IST KÄUFLICH (2003)

Ich konnte ja nicht viel mit Gary Fleders "Sag' kein Wort!" und "...denn zum Küssen sind sie da" anfangen, aber seinen "Das Urteil - Jeder ist käuflich" habe ich nun schon des öfteren geschaut, und ich bin jedes Mal wieder von ihm angetan. Mag er auch dem selben Genre wie die Vergleichsfilme angehören, einen düsteren Still oder einen enormen Spannungsbogen braucht man hier nicht erwarten. Der Film über den Kampf um ein Gerichtsurteil ist eine Art verspielter Thriller, mischt doch eine dritte Partei die Profis zweier anderer Parteien auf, so als würde man einer humorbefreiten Show um Streiche mit versteckter Kamera beiwohnen. Freilich macht das Drehbuch aus Nick einen überbegabten Trickser, der etliche Züge voraus sieht und zusammen mit seiner Frau gegen fast alles gewappnet ist, was kommen mag. Der Film soll Kino sein und trotz seiner ernsten Gesellschaftskritik um Waffengesetze unterhalten, anstatt authentisch dokumentarisch daher zu kommen. Und auf diese Art weiß er zu funktionieren, zumal das Drehbuch dennoch genügend Raum lässt das angegangene Thema ernst zu nehmen und die Überlegenheit des Pärchens immer wieder abzudämmen, indem ihr Gegner sich als erfahrener, einfallsreicher und linker erweist, als sie es einschätzten.

Es ist eine Freude Nick und Begleitung bei ihren Manipulationen zuzusehen, beginnend mit der beeinflussenden Methodik bei der Auswahl der Geschworenen. Für sein Genre lockerleicht daher kommend, mischt sich Thriller zwar mit Drama, präsentiert das Geschehen aber oft auf satirische Art, ohne Elemente des Plots der Lächerlichkeit preis zu geben. Man nimmt den Stoff innerhalb seiner Kinorealität ernst genug, sogar in jener späten Phase, in welcher aus dem gewitzten Mainstream eine Art Anti-"Die 12 Geschworenen" wird. Dass das Ganze so wunderbar funktioniert, verdankt der Film zu einem großen Teil seiner Star-Besetzung. Allein der treue Blick Hoffmans ist Gold wert. Cusack ist wie so oft überzeugend als zwielichtiger Charmeur besetzt, und Hackman lebt geradezu auf in seiner überheblich anvisierten Bösewicht-Rolle, toll unterstützt von den Verantwortlichen für Maske und Kostüm.

"Runaway Jury" (Originaltitel) lässt einen fast über die komplette Lauflänge von den tatsächlichen Absichten des illegal handelnden Paares im Unklaren, diverse Andeutungen am Rande lassen einen aber vermuten, was wirklich Sache ist. Und da dies über Informationen vermittelt wird, welche der Filmgegner sich erhascht, leidet unter diesem Aspekt ein wenig die Glaubwürdigkeit der Geschichte, müssten die heimlichen Mitarbeiter der Verteidigung doch weit vor dem vor Genugtuung nur so übersprudelnden Finale den Braten riechen. Das ist aber auch mein einziger Kritikpunkt innerhalb eines ansonsten wunderbar funktionierenden Werkes, welches man sich als Freund von Gerichtsfilmen, Betrüger-Geschichten und Themen um Ungerechtigkeiten des Alltags unbedingt ansehen sollte. "Das Urteil" bietet dies alles vereint in verschmitzter, aber nicht verharmlosender Form, eingebettet in den Gesetzmäßigkeiten des US-Mainstream-Kinos der angenehmen Sorte.  OFDb

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