30.01.2020

SPIDER-MAN 2 - FAR FROM HOME (2019)

Auch in der Fortsetzung von "Spider-Man - Homecoming" spielen andere Figuren des Marvel-Universums eine wichtige Rolle. Nur wer die "Avengers"-Filme gesehen hat, besitzt alle nötigen Informationen der Hintergründe, auf welchem die hier erzählte Geschichte aufbaut. Iron Man ist tot, sein ehemaliger Gehilfe ist nun eine Art Babysitter Spider-Mans, dessen Verpflichtung irgendwo zwischen Spider-Man und Avengers-Anführer Fury hin und her pendelt. Einige andere Superwesen tauchen nebenbei auf, zentral eine neu eingeführte Figur, Mysterio, die als Freundschaft mit Peter Parker beginnt, sich im Laufe der Geschichte jedoch zu etwas anderem wandelt. "Spider-Man 2 - Far from Home" ist voll von Wendungen innerhalb einer Geschichte, die einem keine Zeit zum Atmen lässt, es erstaunlicher Weise dennoch schafft genügend Raum für die Entwicklung der sympathischen Figuren zu schaffen. Was uns zunächst als Handlung vorgesetzt wird, klingt wie der typische 08/15-Einsatz einer einfallslosen Superhelden-Geschichte, der jegliche Innovation zu fehlen scheint. Doch die Fortsetzung des überraschend sympathischen dritten Starts einer Spider-Man-Reihe kommt so gewitzt daher wie der Erstling und führt den Zuschauer absichtlich an der Nase herum. Das passt zu seinem humoristischen Grundton, der nicht nur unauffälliger Nebeneffekt ist, sondern auch aus der Fortsetzung ganz bewusst eine Komödie macht.

Ein funktionierendes Team soll man nicht trennen, so ist es gut, dass Regie, Darsteller und diverse Leute der Crew in Teil 2 wieder zusammen kommen, um den hohen Erwartungen einer Fortsetzung gerecht zu werden. Herausgekommen ist ein atemberaubender, leichtfüßig inszenierter Actionfilm mit einer reizvollen, da erzählenswerten, Geschichte versehen, freilich nicht immer logisch gestrickt, aber der nötigen Glaubwürdigkeit dieser Art Film verpflichtet. Zwischenmenschlich ist "Spider-Man - Far from Home" (Originaltitel) ebenso aufregend ausgefallen, wie im Abenteuersektor, ist die Annäherung an Mary Jane doch sehr gefühlvoll eingefangen und nah am Teenagerempfinden orientiert, zumindest innerhalb einer humorvollen Comicabwandlung unserer Welt. In der eigentlichen Superhelden-Geschichte wird nicht an Spezialeffekten gespart, da ist der Film keine Ausnahme innerhalb des kompletten Marvel-Universums, allerdings ist zu beobachten, dass keiner der vielen Computertricksereien zum Selbstzweck eingesetzt wird. Alles was gezeigt wird, ist förderlich für die Handlung und unterstützt das jeweilige Geschehen perfekt, was im Kino unserer Tage nun wirklich keine Selbstverständlichkeit ist.

Die Kernereignisse des Streifens, die hier nicht verraten werden, da sich diese erst über eine trickreiche Vorgeschichte entfalten, boten den Verantwortlichen zudem die Möglichkeit mit irrationalen Elementen zu spielen, etwas vergleichbar mit der Alkohol-Phantasie aus "Dumbo, der fliegende Elefant" oder der Alptraumsequenz aus "Die Abenteuer von Winnie Puuh". Die CGI-Trickspezialisten durften sich hier derart surreal austoben, dass es eine große Freude bereitet, ihnen bei ihren Einfällen zuzusehen, inhaltlich integriert in eine Filmphase der Hoffnungslosigkeit für Peter Parker und somit trotz all der Witzigkeit und skurrilen Art, mit welcher wir fasziniert werden, einen ernsten Teil der Gesamtgeschichte einnehmend, den es für Spider-Man zu meistern gilt. Zum Großteil ist er auf sich allein gestellt, was zwar aus Avengers-Sicht versucht wird zu erklären, aber zur größten Lücke in der Glaubwürdigkeit einer Geschichte wird, die ansonsten innerhalb seines Comicuniversums Hand und Fuss besitzt. Einfallslosigkeit kann man den Autoren keinesfalls vorwerfen. "Spider-Man: Far from Home" ist ein vielschichtiges und allerhand Überraschungen bietendes Stück Popkornkino, voller faszinierender Ideen, denen stets weitere folgen, reichhaltig bestückt mit Computereffekten und sich liebevoll den interessant charakterisierten Figuren zuwendend, die in den wichtigsten Rollen zudem ur-sympathisch besetzt sind. So kann die neue Spider-Man-Reihe gerne weiter gehen. Ich muss zugeben dass ich misstrauisch war und nicht damit gerechnet habe, dass die Qualität des ersten Teils erneut eingefangen wird, einfach aufgrund der Verpflichtungen des Standard-Marvel-Publikums gegenüber. Schön dass die Geldgeber mutig genug waren einen Mittelweg zu gehen, der den Charme des Vorgängers erneut einfängt, die nötigen Schauwerte für das Stammpublikum liefert und dennoch nichts an Individualität in einer ansonsten meist genormten Marvelwelt einbüßt.  OFDb

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