11.09.2022

THE WALKING DEAD - STAFFEL 10 (2019)

Ich gehöre zu den Minderheitenstimmen im Internet, die sich positiv über die Serienphase seit Alexandria äußern. Mit den Flüsterern in Staffel 9 wurde es jedoch selbst mir zu blöd, jedoch konnte sich besagtes Jahr durch ihren starken Einstieg und manch anderes retten, so dass man mit viel Augenzudrücken noch zu genüge unterhalten wurde. Staffel 10 ist nun in vielerlei Hinsicht eine Unverschämtheit. Die eigentliche Ironie ist, dass die anfangs dämlichen Flüsterer interessanter werden, je tiefer man in ihre Kultur eindringt. Dann bleibt zwar immer noch eine zu geschwätzige Anführerin, die stets an falscher Stelle Gnade walten lässt, damit die Geschichte irgendwie publikumsschonend erzählt werden kann, aber das sind keine Schwächen, die nicht auch die Negan-Phase beinhaltet hätte. Das wirklich ärgerliche am zehnten Jahr der einst so beliebten Zombieserie ist das zu dominante Hinhalten allen Geschehens. 

Schon immer musste man mit lahmen Phasen in diesem TV-Produkt leben, das zeigte uns bereits der Einstieg in Staffel 2. Diesmal durchlebt man mindestens sechs (!!!) ersten Folgen, in denen man zum Großteil mit derart plumpen Seifenoper-Geschwätz genervt wird, dass nichts mehr schön zu reden ist. Das wirklich traurige an diesen Szenen ist, dass jegliche Figur ähnlich argumentiert und schwafelt, die Autoren sie mental also nicht einmal mehr versucht zu unterscheiden. Und wenn zwischen allerhand Nichtigkeiten einmal Wichtigkeiten auftauchen, dann ist man sich selbst für blauäugige "Walking Dead"-Verhältnisse nicht mal mehr der Konsequenzen bewusst. Beide Ärzte sind verloren? Was das für das Leben und die Sicherheit bedeutet wird nie thematisiert. Kurz vor dem entscheidenden Umbruch der Geschichte grassierte noch eine Virenkrankheit? Trotz mangelndem medizinischen Personals wird sie nicht einmal mehr in einem Nebensatz erwähnt, als Element der Erzählung also völlig unter den Teppich gekehrt, wenn die Hauptereignisse rund um die Flüsterer losgehen. Die haben es zumindest in sich, hier wird die Geschichte an vielerlei Fronten interessant erzählt, gerade auch auf Seiten der wenigen Flüsterer, die das Lager verlassen haben, meist um auf die andere Seite zu wechseln. 

Zur Hälfte der Staffel angekommen wird das Thema Flüsterer allmählich beendet, wahrscheinlich so schnell, weil es beim Publikum höchst unbeliebt war. Aber anstatt sich die verärgerten Zuschauer nun zurückzuholen, bekommt man eine Fehlentscheidung nach der nächsten serviert. Mit Maggies Rückkehr werden zu schnell neue mögliche Feinde angesprochen, die dann jedoch doch nicht thematisiert werden. Eine andere bedrohliche Gemeinschaft wird einige Folgen vor Schluss kurz präsentiert, nur um dann nichts mehr dergleichen zu erzählen und die restlichen Episoden auf Einzelschicksale zu münzen, vergleichbar mit der langen Phase diesbezüglich in Staffel 4. Von diesen Folgen ist eine einzige interessant geraten, wenn der Pfarrer mit einem Begleiter von einem Fremden festgehalten wird, keine der vier Geschichten bringt jedoch das eigentliche Treiben vorwärts. Am langweiligsten ist die Episode ausgefallen, in welcher wir Daryl beim Reparieren seines Motorrades begleiten, während Carol parallel dazu Suppe kocht und eine Ratte jagt. Diese 45 Minuten sind penetrant langweilig und eine Beleidigung an den Zuschauer, da sie keinen versteckten Sehwert beinhaltet, nicht verschmitzt genug anmutet um als augenzwinkernde Folge zu gelten, noch eine Dramaturgie beinhaltet, der man verfallen soll, wie es beispielsweise die allerletzte Folge um Negan versucht, die uns einen Blick in seine Vergangenheit werfen lässt, um zu begreifen wie er wurde was er wurde. 

Selbstverständlich kann nur wer äußerst naives Negan all seine Schandtaten nun verzeihen, glücklicher Weise gehören die Figuren der Serie bislang nicht dazu. So oder so ist dieser Rückblick auf den Werdegang des einstigen Diktators jedoch zum völlig falschen Zeitpunkt gewählt, ebenso wie alle anderen Einzelschicksale, eben weil man einer großen Gesamtgeschichte beiwohnen möchte, die man uns jedoch penetrant verweigert. Was bleibt sind kommende Bösewichte in Sturmtruppen-Kostümen aus "Star Wars" und ein kommender Konflikt Negan gegen Maggie, der höchstwahrscheinlich gar nicht erst eskalieren kann, weil wir ja schließlich die angedrohte neue große Gruppe an Aggressoren haben, die an die Tore Alexandrias klopfen wird. Und das bedeutet, dass den Autoren von Staffel 11 erneut nichts anderes einfallen wird, als schon wieder eine Kriegsgeschichte zu erzählen. Nun ja, glücklicher Weise halte ich mich von den meisten Infos fern, die man im Internet zu der letzten Staffel erhält. Aber das was bis zu mir Hinterherhinkenden durchsickert, verheißt alles nichts Gutes. Und mit Blick auf diese bislang schlechteste Staffel, die selbst die mittelmäßige erste unterbietet, glaube ich zum ersten Mal den negativen Äußerungen die dort vorherrschen.  OFDb

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen