21.10.2022

SLUMBER PARTY MASSACRE (2021)

Wenn sich TV-Sender wie SyFy an Fortsetzungen/Remakes kleinerer und größerer Genre-Klassiker heranwagen, dann endet das meist in plumperen Varianten des Originals, wie "Lake Placid 2", "Deep Blue Sea 3" zeigen und wie es auch bei den TV-Fortsetzungen zu "Pumpkinhead" und "Anaconda" sein sollte. Etwas mühevoller umgesetzt sticht da schon "Slumber Party Massacre" hervor, der den gleichnamigen Horrorfilm von 1982 neu interpretiert und optisch definitiv professioneller anmutet, als die billig heruntergekurbelten Vergleichsfilme. Im Gegensatz zu diesen ist das Original des hier besprochenen Streifens in Deutschland sehr unbekannt, kam seinerzeit doch nur die Fortsetzung auf VHS heraus und dies auch noch unter dem Titel "Slumber Party Massacre", also mit einer fehlenden 2 versehen. 

In der Tradition der drei Original-Filme (die zwei "Cheerleader Massacre" nicht mitgezählt) ist auch die 20er Jahre-Version von Frauen umgesetzt, sprich wir haben es hier mit einer weiblichen Regie und einer weiblichen Autorin zu tun. Letztgenannte reißt sich zwar kein Bein aus anfangs Innovatives abzuliefern, aber zumindest schafft sie es einen nach 30 Minuten mit einer unerwarteten Wende zu überraschen. Dies hätte besser funktioniert, wenn die Umstände nicht trotzdem völlig sinnlos und unglaubwürdig anmuten würden, aber es lässt zumindest die Neugierde auf den Stoff aufrecht erhalten. Wenn nach einer weiteren halben Stunde die nächste Überraschung folgt, setzt das Drehbuch jedoch zu sehr auf ein Rätsel, das längst beantwortet ist, zumindest wenn man im Gegensatz zu den Protagonistinnen von der realen Welt, anstatt von einem Slasherfilm ausgeht, was zu den (sicherlich absichtlich lustig gemeinten) Unlogiken gehört. Dennoch behält der in Südafrika während der Corona-Pandemie entstandene und sympathisch besetzte "Slumber Party Massacre" seine kurzweilige Stimmung auch in dieser Phase bei, dank der stets dynamischen Umsetzung, die sich auch in monotoneren Phasen nie ausbremst. 

Zwischendurch darf der obligatorische Bohrer auch mal gegen andere Werkzeuge ausgetauscht werden, so dass kurzfristig auch Erinnerungen an Hoopers "The Toolbox Murders" aufkommen, sowie an "Nail Gun Massacre". Das ändert aber nichts daran, dass wir es hier mit einem Remake von "The Slumber Party Massacre" zu tun haben, so stark wie sich an diesem angelehnt wird und zur Ehrerbietung einzelne Einstellungen von einst kopiert und variiert werden. Selbst der Killer erinnert stark an den alten, ist freilich gewöhnungsbedürftig wie der komplette Film anzusehen, aber in einer Horror-Komödie, die hauptsächlich das erstgenannte Genre bedienen will, ist es ohnehin oft schwierig manche nicht klar definierten Punkte als freiwillig oder unfreiwillig humoristisch anmutend zu erkennen. 

In seinem Anliegen die Geschlechter gerechter Weise zu vertauschen kommt er hingegen überdeutlich daher. So weiß es auch in dieser überhaupt nicht subtilen Art zu gefallen, dass Männer sich wie planlose Hühner verhalten (dankenswerter Weise dennoch mit unnötig viel Testosteron versehen), sich für die weiblichen und homosexuellen Zuschauer sexy entkleiden dürfen (überdeutlich in einer Duschszene auf die Spitze getrieben) und Frauen dreier Generationen dort Stärke zeigen, wo Männer für Probleme sorgen oder versagen. Der dümmliche Blick der jungen Männer auf die Geschehnisse sorgt auch kurzfristig für einen Anflug eines "Tucker and Dale vs. Evil"-Deja Vu, was aber kaum ausgekostet wird. Insgesamt mutet das Ganze Geschlechtervertauschen sympathisch und lustig an, wird dabei nie männerfeindlich, sondern lebt ganz natürlich von einer Verdrehung, an deren Urzustand sich Filmemacher schlichtweg nur gewöhnt haben, selbst in Zeiten von Emanzipation. 

Obwohl "Slumber Party Massacre" ein Genre-Beitrag von Frauen ist und ihm dieses Anliegen am Herzen liegt, wird dies nicht zum Zentrum des Geschehens. Der Film besitzt diese Aussagen, ohne dabei den Slasher an sich zu vernachlässigen. Der Spaß am klassischen Treiben dieses Sub-Genres steht im Vordergrund, und so ist Danishka Esterhazy, die auch "Level 16" und den interessant klingenden, in Deutschland aber bislang nicht veröffentlichten "The Banana Splits Movie" inszenierte, ein Film für Horrorfans geglückt und kein reiner Frauenfilm. Für den Freund des Slasher-Bereichs gibt es nichts zu meckern, vorausgesetzt er mag auch die humorvolle Variante dieses Sub-Genres. Denn die Spielorte sind geradezu klassisch ausgefallen, der Lebenssaft fließt nicht zu knapp, die Mordmethoden ruhen sich nicht einzig auf den Einsatz des Bohrers aus und muten angenehm fies an, und über die Besetzung der jungen Frauen kann man weder in der Vorgeschichte meckern, noch angekommen im Hauptgeschehen. 

Für mich fühlte sich trotz dieser vielen Pluspunkte und der gegen den Strich thematisierten Neuerungen das Ganze jedoch dennoch zu austauschbar und bemüht an. "Slumber Party Massacre" ist nie richtig spannend, bleibt oft zu theoretisch in dem was er möchte, was besonders im Nutzen der zu gut ausgeleuchteten Spielorte auffällt, und ist mir leider, selbst für einen Slasher, zu unglaubwürdig ausgefallen. Die Wiederkehr des Killers, der Umstand dass die Polizei nie neugierig auf die vielen Todesfälle wurde, die extreme Planlosigkeit einer angeblich geplanten Aktion, die Motivation an dieser teilzunehmen, ja nicht einmal die Motivation des Bohrmaschinen-Killers weiß zu überzeugen. Ich tat mich aber ohnehin mit ihm schwer und hätte wen Maskiertes, Mystisches bevorzugt, auch wenn ich weiß warum der Mörder so eingesetzt wurde wie er es wurde. Kurzum ging ich trotz einiger positiver Elemente nie genug im Geschehen auf, um das alles nicht nur theoretisch zu erleben, und das ist bei dieser wundervoll kurzweiligen Umsetzung und den wirklich geglückten Spezialeffekten echt schade und kaum zu glauben. 

Freunde des Genres sollten trotz meiner reservierten Meinung also ruhig trotzdem einen Blick riskieren. Zwar ist "Slumber Party Massacre" oberflächlicher ausgefallen als er es mit seinen lobenswerten Aussagen sein möchte, aber das stört schließlich sonst bei dieser Art Film auch nicht. Also wagt Euch ruhig heran, liebe Leser, auch wenn der Streifen meine nimmersatte Gier nach Slasherunterhaltung nicht komplett zu sättigen wusste.  OFDb

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