14.01.2024

DAY OF THE DEAD - STAFFEL 1 (2021)

Ging es in George A. Romeros "Day of the Dead" seinerzeit um eine Indianerlegende? Um Fracking? Um durch verseuchtes Wasser auferstandene Tote? Um den Beginn einer Zombieepidemie? Um Schwulenouting? Um einen Softie, der sich vor der Hochzeit gegen den dominanten zukünftigen Schwiegervater behaupten musste? Um eine Bürgermeisterwahl? Um Zombies, die nicht mit einem Kopfschuss zu erledigen waren und deren Einzelteile noch weiter leben, wenn sie vom Körper getrennt werden? Um eine Wissenschaftlerin, die ein Unsterblichkeitsserum erschaffen will, um ihre todkranke Tochter zu retten? Nein? In der hier besprochenen Serie aber sehr wohl, die im Vorspann behauptet auf besagten Romero-Film zu basieren. Dessen Remake "Day of the Dead" von Steve Miner und "Day of the Dead - Contagium" hatten bereits wenig Bezug zu "Zombie 2" (und beim bisher nicht von mir gesichteten "Day of the Dead - Bloodline" wird dies sicher auch der Fall sein), es ist also grundsätzlich schade, dass einfach jeder, der die Rechte am Titel besitzt, einfach ohne wirklichen Bezug Fortsetzung und Neuverfilmung rufen darf. 

Zur Zeit, bezogen auf die hier besprochene Serie, sind das die Köpfe des TV-Senders SyFy, der zwar mit "Z Nation" eine interessante Serienalternative zum Erfolgs-Hit "The Walking Dead" erschuf, in "Day of the Dead" jedoch nur sein billiges Filmniveau erkennen lässt, welches er üblicher Weise auf den Zuschauer los lässt. Dementsprechend dürfen wir allerhand Leuten bei ihren eigenen Erfahrungen mit dem Beginn der Zombiewelle zusehen, deren Schicksal zwar mit der Zeit verwoben wird, deren individuelle Erlebnissee und Motivationen jedoch Einzelbeispiele bleiben, die irgendwann zu Ende erzählt sind, ohne tieferen analytischen Bezug zum Rest, um vereint all das fallen zu lassen was für sie vorher wichtig war, um zu der solidarischen Einheit zu werden, die das 08/15-Ende für jede Art Fließband-Horror von ihnen erwartet. Freilich werden alle wichtigen Figuren auf dem Weg dahin geläutert, so dass die Vielschar an Figuren am Ende wie ein geklonter Charakter wirkt. Es sterben viele, selbst Sympathiecharaktere, man weiß also nicht welche der Figuren zu jenen gehört, welche die Ziellinie durchschreiten, das ist aber auch das einzig wirklich reizvolle an "Day of the Dead". 

In seiner abgeschlossenen Art weiß man nicht, ob er als 1-Staffel-Idee konzipiert ist, oder ob dem doch noch was folgt. Veröffentlicht wurde er auf DVD als erste Staffel, nicht als komplette Serie, und theoretisch könnte es weiter gehen. Aber die offenen Szenarien wirken wie ein augenzwinkernder, fast schon obligatorischer Schlussgag, und das was wirklich darauf bauen würde, würde andere, meist uns unbekannte Figuren zunächst betreffen. Es kann also am Schauspielerstreik liegen, dass die Serie bislang nicht fortgeführt wurde, aber auch daran dass keine zweite Staffel geplant ist. Wie auch immer, für mich persönlich müsste es nicht weiter gehen. Zwar wissen die Zombies nett auszusehen, kommen teilweise sogar endlich mal wieder aus dem Friedhofsboden gekrochen, anstatt einem Virus entsprungen zu sein, und manche Randgeschichten- und Charaktere wissen kurzfristig ebenfalls zu funktionieren, aber was sich zunächst sympathisch auf simple Art schaut, wird immer gewöhnlicher, austauschbarer und fühlt sich im letzten Drittel angekommen schließlich egal an, was echt schade ist. 

Die Idee der immer weiter lebenden Zombies wird aus "The Return of the Living Dead" übernommen (ebenso das Ansammeln/Weglocken einer Zombiegruppe durch das Zuwerfen von für die Zombies essbare Körperteile in einer der ersten Episoden), zu Beginn wirkt das Produkt eher wie eine Serie zu diesem Film, anstatt zum eigentlich anvisierten. Doch während Dan O'Bannon aus dieser Variante die Unmöglichkeit zauberte, der Situation Herr werden zu können, beschert uns "Day of the Dead - Staffel 1" hier und da mal einen umher krabbelnden Arm, wieder auferstehende Tote nach einem Kopfschuss, und das war es auch schon. Das Potential wurde nicht erkannt, wie auch wenn es nur ums Nachäffen und dem Zelebrieren bereits bekannter Szenarien geht? Und dies wird freilich unreflektiert vollzogen, so dass sich immer mehr Ungereimtheiten sammeln. So wird die Möglichkeit, dass sich die Zombieseuche weltweit ausbreiten könnte, immer darin gesehen, dass ein Untoter überlebt oder andernorts mit dem Serum der Wissenschaftlerin ähnliches geschehen könnte. Dass aber der Auslöser Wasser viel gefährlicher und relevanter ist, sich zu verbreiten, einmal ins Grundwasser gelangt, wird gar nicht erst in Betracht gezogen. 

Richtig dümmlich wird es gegen Ende, wenn möglichst alle Zombies gleichzeitig einem Köder folgen sollen, man dafür quer durchs verseuchte Gebiet tuckert, die Zombies aber trotzdem nur von einer Seite aus dem Köderfahrzeug folgen, selbst wenn sie zuvor von verschiedenen Richtungen kommen. Die ums Auto versammelten, mit wandernden Helden werden nicht attackiert und die Zombies tatsächlich komplett eingesammelt. Den Rest erzählten diverse Horrorfilmthematiken, von Bienen, über Außerirdische, über was auch immer, schon seit der 60er Jahre, die Auflösung ist nicht neu, ebenso der angehangene, böse Schluss. Hatte "Day of the Dead" nun gar nichts mit "Day of the Dead" am Hut? Nun ja, die Zombies sind langsam, fressen Menschen, und es gibt einen durch einen Wissenschaftler konditionierten Zombie. Dies in der SyFy-Welt freilich wesentlich plumper und schneller erschaffen, als es glaubwürdig wäre, und dessen Potential wird freilich kaum genutzt (nur einer der wenigen offenen Aspekte, der die Helden in eine Geschichte einer zweiten Staffel führen könnte, so dass das Potential vom intelligenteren Zombie eventuell absichtlich noch nicht genutzt wurde), das war es aber auch schon mit Parallelen zum Originalfilm, auf welchen man im Schriftzug in jeder der 10 Folgen zu Beginn verweist. 

Das ist arg wenig und leider auf Dauer auch zu einfallslos geraten, als dass man sich trotzdem von dem Produkt unterhalten lassen könnte. Mit fortschreitender Laufzeit wird immer deutlicher: es ist nur ein Produkt, ein Konstrukt, ein zu starres, alles imitierendes, nicht atmendes Stück geistloser Kopie, eine Auftragsarbeit, etwas an dem kaum wem etwas lag. Zumindest mancher Darsteller erweckt den Eindruck, dass ihm seine Rolle wichtig war.  OFDb

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