28.01.2024

FLETCHERS VISIONEN (1997)

Zu einer Zeit, in der ich weit mehr Massenware geschaut habe, als heutzutage, war ich von "Fletchers Visionen" richtig begeistert. Kurzweilige Unterhaltung ist er auch heute noch, aber anspruchsvoll erzählt sieht anders aus. Klar, technisch ist er bei solch einer Großproduktion professionell ausgefallen, die Stars, welche den Zuschauer ins Kino locken sollen, sind sympathischer Natur und relativ gut in dem was sie tun, und der Aufhänger der Geschichte weiß definitiv zu locken. Aber die Möglichkeiten, die mit der Thematik von Verschwörungstheorien vorhanden gewesen wären, werden nur oberflächlich abgegrast, dienen eher als Aufhänger und Freakshow und bedienen sich jeglichen Klischees. Doch die Fesseln, welche der Autor seiner Geschichte unnötig zumutet, entstehen erst so richtig durch die allmählich durchsickernde Auflösung. Warum muss alles was geschah im direkten Zusammenhang mit den Figuren stehen? Warum wird solch eine Geschichte in einem derartigen Mikrokosmos festgehalten? Ähnlich wie in "Number 23" 10 Jahre später, schnappt man sich ein Thema, welches durch eine unübersichtliche Reichweite gereizt hätte, und engt diese dann mit einer leicht zu überblickende Population an Beteiligten ein, sowie mit einem zu begrenzten Zeitfenster. 

Faszinierender Weise wäre die gar nicht einmal uninteressante Auflösung des Ganzen eigentlich wesentlich erzählenswerter und reizvoller ausgefallen, wenn man sie der natürlichen Zeitlinie der Ereignisse nach erzählt hätte, sprich all das Schritt für Schritt thematisiert hätte, was uns im Nachhinein enthüllt wird. Den Aufhänger einer aufgedeckten Verschwörung hätte man dann nicht gebraucht, mit dem Fehlen dieser entsprechend keine Erwartungen geschaffen, die es nicht einzuhalten gibt, und man hätte eine tolle Geschichte parat gehabt. Ganz verkehrt ist "Conspiracy Theoriy" (Originaltitel) freilich auch in seiner tatsächlich angegangenen Form nicht ausgefallen, aber er wird nur zur Lightversion dessen was er hätte werden können, ob nun bezogen auf die Auflösung oder alternativ auf den Aufhänger. Die Übervorsichtigkeit Fletchers wird freilich nach einer etwas belustigenden Phase, die zudem durch sein wirres Zusammenwürfeln unabhängiger Ereignisse in der Welt gefördert wird, zu einem funktionierenden Motor einer bedrohlicher werdenden Geschichte. Wunderbar schaut sich seine abgesicherte Wohnung, der Mechanismus sie zu zerstören für den Ernstfall, schockend ist seine überraschende Entführung und die packende Flucht im gefesselten Zustand, welche die Orientierungslosiglkeit im reinen Überlebensinstikt vortrefflich inszeniert einzufangen weiß.

Den leichten Anflug an Humor und den im Zentrum stehenden Thrill beherrscht Regisseur Richard Donner jedoch weit mehr als die Gefühlsebene. Und auf diese setzt man im Drehbuch ungemein. Aber die Figuren bleiben zu distanziert, trotz des harmonisierenden Teams Roberts/Gibson, und so will dieser Aspekt nicht wirklich fruchten. Die Schuldgefühle Fletchers kommen da noch eher an, aber auch sie wirken in diesem zu theoretisch emotionalen Film lediglich aufgesetzt. Damit geht viel vom Charme verloren, und auch die Schlusspointe ergreift einen damit nicht derart, wie gewünscht. Mit wenig Erwartungen weiß "Fletcher's Visionen" (Alternativtitel) aber zumindest zu unterhalten. In seinen 130 Minuten entsteht nie Stillstand oder eine sperrige Phase. Große Überraschungen im Plot oder eine nennenswerte Figurenentwicklung braucht man bei diesem typischen Stück Popkornkino jedoch nicht erwarten.  Wiki

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