Walter Sparrow glaubt beim Lesen des Buches “Die Zahl 23” dass die
Geschichte von ihm handelt. Deswegen macht er sich auf die Suche nach
dem mysteriösen Autor dieser Zeilen...
23, Pi und 32...
„23“ ist ein guter Film, dennoch freute ich mich zu hören, dass mit „Number 23“ ein Werk herausgekommen sein sollte, das die ominöse Zahl etwas mehr in den Mittelpunkt stellt, als es in dem deutschen Spionage-Thriller der Fall war. Als wäre meine Neugierde nicht ohnehin schon genug geweckt, lockte mich das Filmchen zusätzlich noch mit der großartigen Entscheidung Jim Carrey in der Hauptrolle zu besetzen. Filme mit einem ernst spielenden Carrey gibt es ja leider viel zu wenige, obwohl er bisher noch in jedem überzeugen konnte.
Nach dem Kauf der DVD dauerte es keine 24 Stunden, bis die Disk abgespielt wurde. Klar, ich bin mit etwas viel Erwartungen herangegangen, das machte die Ernüchterung beim Sichten dieses Routine-Thrillers etwas extrem. Es ist nicht so, dass der Film nicht wüsste Spannung zu erzeugen, die plätschert fröhlich im Mittelmaß vor sich hin. Sie ist in einer Dosis enthalten die für Unterhaltungszwecke reicht. Das Thema selbst muss ja nun auch nicht die Nerven kitzeln. Viel wichtiger ist immerhin der Paranoia-Faktor, und den hat man nicht vergeigt.
Wie die Rolle Carreys vom Wahn der Zahl 23 eingeholt wird, ist gut herausgearbeitet, kommt nicht zu ruppig, allerdings auch nicht so schleichend wie man vielleicht vermuten könnte. Die Idee als Auslöser den Glauben zu nehmen, ein Buch handle von einem selbst, war ein guter Kniff, um die Hauptfigur in diesen Sog aus Nummern- und Mathematik-Irrsinn hineingleiten zu lassen.
Verschwörungstheorien über die Zahl 23 gibt es tatsächlich, die realen Beispiele wie Gläubige mit dieser Nummer umgehen, werden auch in diesem Film verwendet und entlarven sich dort beim Sichten bereits als Blödsinn, wenn man mit ansehen muss wie auch die 32 als umgedrehte 23 herhalten muss, wie Daten addiert werden um auf die Summe 23 zu kommen, im Gegenzug aber Daten, in der die 23 bereits enthalten ist, nicht mehr zusammengerechnet werden. So ist es natürlich logisch, dass man immer wieder auf die Zahl stößt, und auch dieser Fakt wird von Joel Schumacher herausgearbeitet. Das ist auch gut so, denn ein Ignorieren hätte das Werk lächerlich wirken lassen.
In der ersten Filmhälfte funktioniert das Erzählte eigentlich recht gut, wenn auch nicht mit einer so intensiven Wirkung, wie ich sie mir erhofft hatte. In der zweiten Hälfte wird die Geschichte nun aber in eine Richtung gelenkt, die ich nicht mehr so toll fand. Anstatt aus der 23 eine weltweite Verschwörung zu machen, bzw. die Hauptfigur darüber im Glauben zu lassen, wird der Kosmos der Figur Walter Sparrows immer kleiner. Die Lösung schimmert immer mehr in der näheren Umgebung durch, bis der Kosmos in einer Größe angekommen ist, wie er geringer nicht mehr sein könnte.
Die Lösung kommt etwas wackelig daher, sie ist möglich aber unglaubwürdig, ein paar Erklärungen mehr wären da vielleicht recht nett gewesen. Vielleicht auch nicht, da das Ende ohnehin in einem Meer aus Erklärungen versinkt, um das Gezeigte sinnvoll erscheinen zu lassen. Das ist zwar nicht unbedingt uninteressant, aber zuviel des guten und leider da abgebrochen, wo es nun interessant wäre näher einzutauchen. Findet man sich mit der Auflösung ab, ist immerhin der Schluss konsequent zu nennen, der zwischen einem versöhnlichen und einem bösen Ende hin und her pendelt und es dem Zuschauer überlässt zu überlegen, wie es weiter gehen könnte.
Die Schwachpunkte liegen in der zweiten Hälfte, dennoch kündigte bereits die erste die Vorwarnung an, dass man nicht zu viel erwarten sollte. Das merkte man z.B. anhand der Optik. Es ist lobenswert, wie die parallelen zwei Geschichten nebeneinander herlaufen. Es ist toll Carrey bei diesen zwei unterschiedlich gespielten Figuren zu beobachten und es ist natürlich besonders toll, wie ähnlich sie sich mit der Zeit werden. Aber die an sich gelungene Computeroptik, die für die Rückblicke verwendet wurde, ist zu überfrachtet. Man merkt regelrecht wie bemüht man war, künstlerisch wertvolle Bilder und Übergänge einfangen zu wollen, macht den Zuschauer damit aber oft genug kurzfristig lediglich zum Beobachter.
Wie erwähnt ist es aber erst die zweite Hälfte, in der „Number 23“ nun zu bröckeln beginnt. Je weiter es Richtung Finale geht, um so mehr wird kaputt gemacht, bis es schließlich in einer unbefriedigenden, da lückenhaften und unglaubhaften, Auflösung endet, deren Logik nur innerhalb des Filmes funktioniert. Aber gerade Filme, die sich mit Verschwörungstheorien befassen, sollten eigentlich auch in unsere, reale Welt übertragbar sein, um komplett schocken zu können. Schade dass darauf nicht geachtet wurde.
Weiß man dies vorher, wird man sicherlich besser unterhalten als ich. Es ist ja nun nicht so, dass wir mit „Number 23“ einen unbrauchbaren Film beschert bekommen hätten. Als kleiner Thriller für zwischendurch, so a la „The 4th Floor“, funktioniert er durchaus. Aber das war es dann auch schon. Gerade wenn man „Pi“ gesehen hat, kann „Number 23“ in letzter Konsequenz nicht mehr funktionieren.
„Pi“ zeigte viel deutlicher, nachvollziehbar und bedrohlicher, wie es sein muss unter der Paranoia einer Zahl zu stehen. „Pi“ machte den ganzen Irrsinn viel deutlicher, ließ den Zuschauer immer zwischen gläubig und ungläubig pendeln und arbeitete mit einer Optik, die einem das Gefühlsleben des Protagonisten wesentlich näher brachte, als es jeder Computereffekt aus dem Streifen mit Carrey je könnte. Dafür ist Joel Schumachers Film massentauglicher umgesetzt, „Pi“ dürfte nicht jedermanns Ding sein. Wer sich selbst als Cineasten sieht, sollte sich unbedingt erst „Pi“ anschauen, bevor er zu dem Carrey-Streifen greift. Der Normalo kann es auch ruhig bei „Number 23“ belassen, auf routinierter Ebene weiß dieser zu unterhalten, und einige wirklich kranke Ideen hat er ja nun auch zu bieten. OFDb
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