04.04.2024

DOCTOR WHO - DAS GRAB DER CYBERMEN (1967)

Doctor Who scheint die Cybermen schon erlebt zu haben, das macht ein Satz zu Beginn des auf vier Episoden laufenden Abenteuers deutlich. Ob er da laut dem Autor nur von spricht, um den Mythos um diese Wesen ein wenig zu puschen, oder ob es schon vorher eine Folge gab, in welcher die Cybermen tätig waren, ist mir nicht bekannt. Etliche Folgen der Serie "Doctor Who" sind verschollen oder nicht nach Deutschland gekommen, da ist es gut möglich, dass sich bereits ein Abenteuer diesen Robotermenschen widmete. Immerhin befinden wir uns seit "Doctor Who - Am Rande der Vernichtung" drei Jahre weiter, "Das Grab der Cybermen" ist Teil der fünften Staffel, und da haben wir es mittlerweile mit dem zweiten Doktor zu tun. Dessen Abenteuer wurden weitestgehend von der BBC im Archiv zerstört, der hier besprochene Zyklus ist einer der wenigen komplett erhältlichen. Das ist schon schade, zumal mir der zweite Doktor eine Spur besser gefällt, als der erste, so ungewöhnlich ruppig, wie er äußerlich wirkt, während er mir umgekehrt im Verhalten eine Spur empathischer vorkommt, als der komplette Egomane der ersten Interpretation. Was aus dessen Begleitern wurde, weiß ich nicht, dem zweiten Doktor folgen andere Menschen, möglich auch dass der Schotte im Rock ein weiterer Verwandter des Doktors ist, deutliche Worte sind diesbezüglich noch nicht gefallen. Die junge Frau hingegen, ist definitiv eine menschliche Begleiterin, schade dass man weder dem Wechsel zum neuen Doc, noch den Verbleib der ehemaligen, sowie das Hinzustoßen der neuen Mitreisenden miterleben durfte.

Das Abenteuer rund um die Wiedererweckung der Cybermen hingegen sehr wohl, und das ist eine recht interessant ausgefallene Geschichte, auch wenn die Cybermen von der Mentalität her sich nicht arg von den Daleks unterscheiden, die ebenfalls immer wieder die Wege des Doktors kreuzen. Bis zur Erweckung der Roboterwesen, deren Anführer ein Gehirn besitzt, vergeht einige Zeit. Und das ist ein Hinhalten der Erwartungen der angenehmen Art, denn die Neugierde auf diese feindliche Spezies wird mit kurz angerissenen Anekdoten über sie und einem Blick auf ihre Technik geweckt, und das Lösen diverser Rätsel, bis zum Erreichen der Waben-ähnlichen Grabkammer der vor 500 Jahren offiziell ausgestorbenen Cybermen, hält den Zuschauer ebenso auf Trab, wie die Zusammenkunft der Zeitreisenden mit dem Expeditionstrupp, den wir mit Beginn des Abenteuers kennen lernen dürfen. Einige von ihnen sind Bösewichte, da wird der Zuschauer früher drin eingeweiht als die Figuren. Und während es in vorherigen Abenteuern und bei vielen Science Fiction-Produktionen dieser Dekade und jener der 50er Jahre, meist die Helden und ihr Anhang sind, die besonders naiv und blauäugig wirken, so sind es hier insbesondere die menschlichen Schurken, die auch beim x-ten Scheitern gegen die Cybermen nicht begreifen, dass ihr Plan nicht fruchten kann.

Die Cybermen allein hätten schon ausgereicht, um angenehm unterhalten zu werden, die Situationen sie auf der einen Seite der Gefahr zu haben, und sich irre intelligent haltende Wahnsinnige auf der anderen, sorgt für den angenehmen Ping Pong-Effekt, der stets entsteht, wenn man der einen Seite der Bedrohung gerade die Stirn geboten hat. So gibt es stets Abwechslung darin, wer gerade die Macht über die jeweils aktuelle Situation besitzt. Und während der erste Doktor in den wenigen Geschichten, die ich mit ihm erleben durfte, eher ein Begleiter unter vielen war, der stark auf die Mithilfe der anderen, auch im Begreifen von Situationen und dem Lösen von Problemen, angewiesen war, plappert der zweite Doktor hier zurecht selbstherrlich, kommentiert die Fehler, die gerade in seiner Anwesenheit passieren, und beweist sich immer wieder durch seine reichhaltige Erfahrung als weiterentwickeltes Wesen, das zurecht größere Entscheidungen der Gruppe trifft. Ein Heimspiel wird es nicht für ihn, trotz seiner Kenntnis der Cybermen muss auch er erneut austüfteln, wie ihnen diesmal Einhalt geboten werden kann. Aber auch hierbei wirkt er trotz der Mithilfe der Gruppe wie ein Anführer, ohne dass er diese Position tatsächlich aktiv auslebt. Stets leben andere in der Täuschung Herr der Lage zu sein, ob es nun die Bösen oder die Guten sind.

Wie erwähnt, ich fand den Ausflug in die Gräber der Cyberman äußerst kurzweilig und charmant. Sicher muss man aufgrund des Alters der Produktion, die immerhin "nur" eine TV-Herkunft besitzt, das ein oder andere Auge zudrücken, so trashig wie manches auf uns wirken kann, ist es jedoch nicht zwingend ausgefallen. Naiv ist der Plot durchaus, trivial, ja, hier wird Unterhaltung geboten und keine intellektuelle Science Fiction, aber mit aufgeschlossenem Geist zeigt sich sehr wohl, dass die Reihe zu Recht ein lang laufendes Projekt wurde und sich seinen Kult-Status definitiv bereits in jungen Jahren verdient hat, auch wenn es noch ein weiter Weg zur reflektierteren Form ist, die "Doctor Who" endgültig aus den Kinderschuhen der Serienentwicklung befreien sollte.  Wiki

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