22.02.2021

BRIGHTBURN - SON OF DARKNESS (2019)

Man stelle sich vor Superman hätte seine übernatürlichen Fähigkeiten nicht zum Guten eingesetzt, sondern zum Schlechten. Dies ist die Prämisse von "Brightburn" (Originaltitel), die sich, im Gegensatz zu dem was uns der Covertext der deutschen DVD suggerieren will, nur grob am berühmten Vorbild orientiert, welches man spätestens durch "Superman - Der Film" kennen dürfte. Ließ man sich dort Zeit, um die Entwicklung des Jungen, der zum Mann heranwächst, aufzuzeigen, so macht der Horror-Science Fiction-Mix von "The Hive"-Regisseur David Yarovesky (womit nicht "Killerameisen" gemeint ist) direkt einen Sprung in die Gegenwart, in welcher der Rest der Geschichte spielt. Erst hier erlangt das Alien mittels Kontakt mit dem Raumschiff, mit dem es einst gelandet/abgestürzt ist, seine übernatürlichen Fähigkeiten. Zwar ist der Junge intelligent, dass er zuvor Übernatürliches konnte, und die Adoptiveltern deshalb darauf hofften er würde zum Segen für die Menschheit werden, wird jedoch im Gegensatz zu dem, was besagter Cover-Text behauptet, so nicht thematisiert. Stattdessen setzt der überraschend düster ausgefallene Film eher auf "Mikey"-Art an, sprich stolze Eltern wollen nicht wahr haben, dass mit ihrem adoptierten Sohnemann etwas nicht stimmt, während alle Bekannten um sie herum das fragwürdige Treiben des Knaben allmählich bemerken - was sie freilich mit dem Tode büßen. 

Im Gegensatz zu seinem Horror-Vetter aus den 90er Jahren läuft der kleine Brandon jedoch mit Maske und Umhang herum, damit die absichtliche Verwandtschaft zur Superhelden-Thematik deutlicher hervor sticht. Außerdem ist der hier besprochene Streifen wesentlich blutiger ausgefallen, als der Vergleichsfilm, der sich allgemein eher an "The Stepfather" orientiert. Wie man hier eine FSK 16 aussprechen kann, kann ich nicht verstehen. Allein der Tod des Onkels im Auto ist sehr heftig eingefangen und mit sehenswerten Spezialeffekten umgesetzt. Ohnehin wissen die Effekte, und somit auch die Bluttaten des Kleinen, zu gefallen. Aus einer augenzwinkernden Grundlage wird ein düsterer Streifen, dessen schwarzer Humor zu subtil und selten gestreut ausfällt, als dass das Genre der Komödie hier greifen könnte. Das weiß zu gefallen, zumal "Brightburn - Son of Darekness" kurzweilig ausgefallen ist und auch manch spannenden Moment zu bieten hat. Etwas schade finde ich es lediglich, dass das Ausmaß der Fähigkeiten des Jungen zum Bösen nur im Ansatz genutzt wird. Zwar macht die Geschichte die totale Überlegenheit des Jungen gegenüber seiner lediglich menschlichen Feinde deutlich, aber da wäre weit mehr möglich gewesen. Selbiges betrifft die Entwicklung des Jungen. Die hätte ruhig langsamer in einem Werk mit weit mehr Laufzeit stattfinden können, was meiner Meinung nach tatsächlich funktioniert hätte, so treffsicher wie die drei wichtigsten Rollen besetzt sind. Man interessiert sich für die gar nicht mal so tiefgehenden Figuren, teilweise sogar für die Randfiguren, wie der bitterböse Zusatzaspekt um eine von Brandon terrorisierte Mitschülerin zeigt.

Diese Randerscheinung um das Mädchen ist aber auch ein weiteres dieser Beispiele, was an "Brightburn" zu kurz kommt, denn so wie hier, so wirft das Drehbuch auch manch andere interessante Ansätze nach kurzem Thematisieren auf Nimmerwiedersehen über Bord. Da hangelt sich der Film doch etwas zu stark an seiner Pflichtgeschichte entlang, anstatt sich für die einzelnen Stationen intensiver und kompakter zusammengeschlossen zu interessieren. Das volle Potential der Möglichkeiten wurde somit nicht erkannt, manch eine davon ließe sich jedoch in einer Fortsetzung nachholen, die sich tatsächlich lohnen würde. Denn was wenn, wie der Abspann andeutet, die Welt allmählich auf den bösen Buben aufmerksam würde? Immerhin ist die Zerstörung der Erde das Ziel dieses außerirdischen Kuckuckskindes, und somit hätte das, was noch kommt, ebenso Potential zu einer erzählenswerten Geschichte, wie die hier erzählte. Aufgrund der Kurzweile, die "Brightburn", zu wenig anspruchsvoll, aber auch nicht völlig anspruchslos, serviert, würde ich mich persönlich über einen Teil 2 freuen. Ich habe mich aller Kritikpunkte zum Trotz gut unterhalten gefühlt. Zumal es das Drehbuch, die Inszenierung und die Darsteller schaffen neben dem düsteren Aspekt auch die Tragik der Figuren kompatibel in das Restgeschehen einzubinden, einfühlsam und zurückhaltend, anstatt den Film mit überbrodelnder Theatralik auszubremsen. Man ist zur Identifikation an die (herrlich satirisch eingebracht) vorbildlich handeln wollenden Eltern gebunden, anstatt an ihrem morbiden Adoptivsprössling. Dass der Film zudem satirisch Coming of Age-Elemente einbaut, ist zwar im Horror-Genre nichts Neues, weiß aber wieder einmal zu gefallen, wenn auch nicht so stark eingebunden, wie z.B. in "Ginger Snaps".  OFDb

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen