26.01.2025

IN A VIOLENT NATURE (2024)

Weil an dem Ort, an dem er begraben ist, ein Schmuckstück entwendet wird, erhebt sich ein in seiner ewigen Ruhe gestörter Serienkiller,  streift durch das Waldgebiet seiner Heimat auf der Suche nach dem gestohlenen Utensil, und ermordet dabei bestialisch jeden der seine Wege kreuzt...

100 Stiche vom weiter gewanderten Bären...

Mag er anstatt eines Sacks oder einer Eishockeymaske auch eine traditionelle Feuerwehrmaske tragen, so ist doch dennoch unschwer erkennbar dass Jason hier als Vorbild für den Auferstandenen dient, und die nahe Orientierung an ihn muss sein, damit das gewagte Experiment des hier besprochenen Filmes funktionieren kann. Denn "In a Violent Nature" geht der Idee nach, dass man an einem Wesen wie Jason aus "Freitag der 13. 2" und den meisten seiner Fortsetzungen orientiert die dort erzählte, schlichte Geschichte erleben darf. Entsprechend heftet sich die Kamera stets hinter den Killer, wenn er im Wald umher stampft, und zeigt auch bei anderweitiger Kameraorientierung meist den stillen Aggressor. Die Figuren, die sonst im Zentrum stehen würden, rücken in den Hintergrund, und mit ihnen die typischen Dialoge und Klischees, denen der Film zum vollendeten Gelingen seines Versuchs auch möglichst allen nachgeht. Denn da wo Dialoge im Hintergrund nur leise ablaufen und manche Tat der Teens nur angedeutet wird, bzw. deren Beweggrund ausgelassen wird, ist es wichtig das Szenario, auf welches man anspielt, zu kennen. Der oft vorgeworfene Nachteil des immergleichen Geschehens derartiger Slasher wird zum Vorteil, bzw. zum Motor, um überhaupt funktionieren zu können. 

Schnitte werden gesetzt, da sich der Handlungszeitrum ebenfalls klassisch auf ein Wochenende beschränkt. Sonnenauf- und untergänge helfen uns beim Orientieren. Und obwohl Schnitte zum Zeigen der Fortschritte des gegangenen Weges gesetzt werden, ist dies, so wie vieles andere hier, mit einer Ruhe und Langsamkeit inszeniert, die so sein muss, wenn man Jason und Co gekonnt imitieren möchte. Da wird beobachtet, viel gegangen, es kommt zu starren Kameraeinstellungen, um mit der Erwartung des Handelns des Killers zu spielen. Und wenn dieser dann immer wieder mal das Ableben seiner Störenfriede verursachen darf, dann macht er das derart gewalttätig, wie es im heutigen Slasher der Fall ist, und nicht wie es in den 80er Jahre-Filmen, an denen man sich eigentlich orientiert, gehandhabt wurde. Das finde ich zwar schade, andererseits sind die perversen Ideen, auf welch grausame und geradezu groteske Art die Menschen sterben müssen, schon recht reizvoller Natur und tricktechnisch überzeugend umgesetzt. Wie so vieles andere, so funktionieren sie vom logischen Aspekt nur auf naive Horrorfilm-Art, ebenso wie das ewige Rennen durch den Wald eines der Opfer, trotz einer Fußverletzung. Wo mit Klischees gearbeitet wird, dürfen solche nicht fehlen, und übertriebene Kills ebenso. Der Perspektivwechsel aus der Sicht des Aggressors weiß zu gefallen, weiß manches auch vom Bewusstsein her auf eine andere Ebene zu hieven, gerade was verletzte Opfer betrifft, denen der Tod noch bevor steht. 

"In a Violent Nature" mag aufgrund des stets Bekannten keinen eigentlichen Spannungsbogen besitzen, seine verdrehte Perspektive fasziniert jedoch einen Spielfilm lang, so dass seine Idee nicht nur auf Kurzfilmbasis funktioniert, was durchaus hätte der Fall sein können. Längere Ausnahmen nicht die Perspektive des Monsters einzunehmen gibt es zwei. Das ist zum einen das Ritual des Gruselgeschichtenerzählens am Lagerfeuer, das mit seiner umher kreisenden Kamera auf eigene Art zu gefallen weiß, und bei der man regelrecht darauf wartet im Hintergrund irgendwann den Killer erhaschen zu können. Zum anderen ist dies nach einer bestimmten Tat im Finale der Fall, welches uns urplötzlich an das obligatorische Final Girl bindet, eine Entscheidung welche die Gemüter spalten wird, selbst bei einem Publikum, das mit dem bisher Gezeigten zufrieden war. Nun wird gerannt und gerannt, und selbst nach einer scheinbaren Rettung geht die Szene noch lange weiter, diesmal mit Dialogen, deren Hauptanteil eher aus einem Monolog besteht. Hier wird nun auf andere Art trickreich mit den Kenntnissen aus den Vergleichsfilmen gespielt, um eine wundervolle Pointe zu setzen, die uns, ähnlich wie bei "Summer of 84", aber auch gleichzeitig das veränderte Bewusstsein der Hauptfigur verdeutlicht, sprich was diese bis zu ihrem Ableben durch machen wird, wann auch immer es eintreffen mag. In dieser längeren, letzten Phase herrscht nun extrem viel Ruhe und Monotonie, doch sie ist meiner Meinung nach interessanter Natur, psychologisch gekonnt dargeboten und auf mehrere Arten täuschend. Deswegen "verzeihe" ich den Verantwortlichen auch die theoretische Inkonsequenz, von der eigentlichen Grundidee des Filmes, sich an den Killer zu heften, loszulassen.  OFDb

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