04.10.2012

DR. MED. HIOB PRÄTORIUS (1965)

Der fähige Arzt Prätorius geht seiner Arbeit nach dem Prinzip nach, dass Humor die beste Medizin ist. Damit kommt er bei den Patienten sehr gut an, die reizende Violetta verliebt sich gar in den älteren Mann und beide heiraten. Prätorius’ Erfolg bringt leider auch Neider auf den Plan. Der völlig humorlose Dr. Speiter wühlt in der Vergangenheit des guten Mannes und scheint etwas entdeckt zu haben, womit er die Karriere seines verhassten Kollegen beenden kann…

Ein Dr. Fröhlich vor Roy Black…
 
„Dr. med. Hiob Prätorius“ ist die dritte Verfilmung des selben Stoffes, der zunächst 1950 als „Frauenarzt Dr. Prätorius“ und ein Jahr später in der US-Variante „People Will Talk“ verfilmt wurde. Die Vorgänger kenne ich nicht. Aus dem Frauenarzt ist jedoch mittlerweile ein Allgemein-Mediziner geworden. Mag sein dass die exakte Branche aus biederen Gründen gewechselt wurde, das würde nämlich zum Gesamtbild passen.

Kurt Hoffmanns Film ist bieder. Und das ist ein Adjektiv, das man nach heutigen Sehgewohnheiten wohl für viele Rühmann-Filme benutzen könnte. Allerdings hat mir dieser Zustand bislang nie einen Rühmann-Film vermiest. Meist hat es mich nicht gestört, manchmal stimme ich der versteiftenund überholten Art mit ihren Ansichten zu. Diesmal fühlte ich mich unwohl, so verkrampft begegnete mir der Film. Mehr noch, seine biedere Art ließ ihn mehr wie einen Heimatfilm gucken, weniger wie eine Komödie.

Ein wenig schade ist dieses magere Ergebnis schon, denn die etwas arg dick aufgetragene Propaganda „Humor gegen Dummheit“ ist noch heute aktuell, auch wenn sie in heutiger Zeit bekämpft wird mit „Humor für die Dummheit“. Die Botschaft von „Dr. med. Hiob Prätorius“ (womit ich sowohl Film als auch zentrale Figur meine) ist eine herzensgute und eine logische noch dazu. Obwohl sie auf Pessimismus baut strahlt das Werk einen Optimismus aus, der fast nicht mehr zu ertragen ist.

Das ist ebenfalls nicht neu für einen Heinz Rühmann-Film, jedoch wirkt der übertriebene Optimismus in übertrieben biederer Umsetzung im Gewand eines Heimatfilms besonders brutal. Erst recht wenn man bedenkt, dass der komplette Film fast gar keine Geschichte erzählt. Der Charakter des Arztes bleibt zu oberflächlich um allein auf ihn zu bauen. Die Geschichte um ihn herum ist seidendünn, kommt sogar dann erst in Fahrt, wenn die Hauptfigur sich den anderen Ärzten aufgrund Vorwürfen aus der Vergangenheit stellen muss, was jedoch ebenfalls ein wenig ins Leere läuft. Zumindest hat man am Ende den Eindruck, dass man sich den ganzen Zirkus auch hätte sparen können.

Hoffmanns Film wird nicht langweilig, er ist nur so unglaublich belanglos. Was nutzt da noch das Engagement Rühmanns jede Rolle mit Vollblut zu spielen und sein Markenzeichen, die markante Stimme? „Dr. med. Hiob Prätorius“ ist ein guckbarer Film, aber alles andere als eine Empfehlung.  OFDb

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