Eine Forschergruppe fliegt zum Mond und wird dort von den Bewohnern des Erdtrabanten attackiert...
Ein Film der Spezialeffekte wegen – nicht nur ein Thema der Moderne...
Als der putzige Streifen „Die Reise zum Mond“ gedreht wurde, steckte das Medium Film noch in den Kinderschuhen. Um so erstaunlicher ist es, was Georges Méliès auf die Beine gestellt hat. Was man hier zu sehen bekommt sind optische Experimente. Hier werden Spezialeffekte getestet, die zur damaligen Zeit sicherlich großes Erstaunen verursachten. Es fällt schwer sich hineinzudenken, welche Gefühlsregungen „Die Reise zum Mond“ damals verursacht haben muss, wenn man in einer Welt aufgewachsen ist, in der technischer Fortschritt nur noch geringe Bewunderung erntet und zum Alltagsgeschehen gehört.
So ist Georges Méliès sicherlich als einer der Pioniere visueller Filmkunst zu nennen. Und es ist schön dass sein Experimentieren nicht in völliger Sinnlosigkeit endete, sondern dass basierend auf einem Buch von Jules Verne auch eine wertvolle Grundlage vorhanden war. Filmhistorisch gesehen ist dieses Werk als sehr wichtig einzustufen. Geht man allerdings vom reinen Unterhaltungswert aus, kann dieser Science Fiction nicht so ganz überzeugen.
Was mich wirklich beeindruckt hat, war die Aufnahme vom Mond selber. Sicherlich mag es veraltet wirken dem Mond naiv ein Gesicht zu geben, aber eben weil dies heute so fremd ist, wirkt dieses Mondgesicht doch auf merkwürdige Art unheimlich. Es ist kein freundliches Gesicht, die Art wie es in den Mond hineingetrickst wurde verkommt aus heutiger Sicht, wenn man das naive Kind in sich wecken kann, zu etwas leicht angsteinflößendem.
Auf dem Mond selber müssen gemalte Kulissen als Mondlandschaft herhalten. Das mag billig klingen, baut aber eine gewisse Atmosphäre auf, die mehr ist als bloßer nostalgischer Charme. Aber so ergeht es fast allem im Film. Die olle Rakete, das Mondgesicht, die Mondkreaturen, die Raketenlandung, dies alles sind zwar nostalgische, sehr naive Elemente, sie wecken aber noch heute eine Faszination, die mehr als bloßes Belächeln vergangener Tricks und Erzählweisen ist.
Nicht dazu zählen darf sich der Tod der Mondbewohner. Wie die Kreaturen hier vermöbelt werden, um danach in Rauch aufzugehen, ist aus heutiger unfairer Sicht nur noch lächerlich, wenn auch wegen der simplen Spezialeffekte interessant zu gucken.
Auch ein Film solchen Alters muss sich aber einen wichtigen Kritikpunkt gefallen lassen. Es ist der selbe Kritikpunkt, der auch heute noch häufig Filme betrifft, die tolle Spezialeffekte präsentieren möchten: Das andere wurde zu sehr vernachlässigt. Wenn Georges Méliès nur hätte tricksen wollen, hätte er theoretisch gesehen auch einen reinen Experimentalfilm drehen können. Scheinbar war sein zweites Anliegen aber auch das Erzählen einer Geschichte. Heutzutage kann man auf ein breitgefächertes, erforschtes Gebiet zurückgreifen, was das Entwickeln einer guten Atmosphäre heutzutage einfacher macht.
Méliès verlässt sich allerdings nur auf seine Effekte. Die Charaktere wirken matt und zeichnen sich auch nur durch ihre Kleidung aus. Und viel wichtiger: Die Begegnung mit den Mondbewohnern wird viel zu plötzlich inszeniert. Der Mond war fremd, und die Idee, dass es dort oben Leben gibt, dürfte damals noch echte Spannung erzeugt haben. Warum nutzte man diese dann nicht auch filmisch aus? Da hätte man schon damals einen Hauch gruseliger mit umgehen können.
Zugegeben, das sind harte Worte für einen solch alten Film, aus dem Mund eines verwöhnten Cineasten unserer Zeit. Wichtig an meiner Stellungnahme ist allerdings die Hintergrundaussage, nicht meine speziellen Vorschläge. Es geht mir um das Nichtbeachten der nicht zu den Spezialeffekten zugehörenden Elementen. Es geht mir allgemein darum, dass man das Drumherum um die Effekte hätte mit irgend etwas füllen können, mit etwas das nicht rein auf Optik beruht. Das ist auch in einem Stummfilm machbar, der ja nun stark auf Optik achten muss. Trotz dieses harten Kritikpunktes steht allerdings fest: „Die Reise zum Mond“ ist eine wichtiges Werk frühen filmischen Schaffens. OFDb
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