Das Gefängnis von Dartmoor ist vom Sumpf umgeben, deshalb kamen
Ausbrecher nie sehr weit. Neuerdings gelingt immer mehr Häftlingen die
Flucht, und Chefinspektor Cromwell vermutet einen Helfer unter dem
Gefängnispersonal. Auch das Wirtshaus von Dartmoor, das ans andere Ende
des Sumpfes grenzt, scheint mit den mysteriösen 12 Ausbrüchen irgend
etwas zu tun zu haben...
Ein Moor voller Geheimnisse...
Zur Hochzeit der Wallace-Welle kramte man alles hervor, was an Thematik ähnlich war und sich auf gleicher Ebene verkaufen ließ. So erwischte es auch die Kriminalromane eines Victor Gunn, ein Pseudonym des Schriftstellers Edwy Searles Brooks. Viele seiner Bücher handelten vom Gesetzeshüter Cromwell, und so ist er auch hier Hauptperson des Kriminalfilms.
Statt seines Assistenten Johnny Lister bekommt er eine fragwürdige Person an die Seite gestellt, die unabhängig von ihm auf private Faust ermittelt, ein gewisser Mr. Smith, der sich später als Mann mit Nachnamen Nash entpuppt.
Ihn besetzte man mit Heinz Drache, der häufig Hauptfiguren in Wallace-Verfilmungen spielen durfte. Eine seiner besten Rollen innerhalb des Subgenres dürfte die in „Das indische Tuch“ gewesen sein, wo er ebenso wie hier auf freche Art ermittelt. Die unverschämte Umgangsweise mit seinen Mitmenschen und das lockere Mundwerk waren nicht nur sein Markenzeichen, sondern allgemein die Art der Ermittler in Filmen der damals sogenannten harten Welle.
Heinz Drache spielt mit leichter Hand, wirkt dabei nicht sonderlich professionell, aber er scheint Gefallen an der Rolle gefunden zu haben, die er unter anderen Namen immer wieder zum besten geben durfte. Die restliche Besetzung spielt auch sehr nett. Die meisten sind keine Größen ihres Faches, aber sie füllen ihre Figuren soweit aus, dass es für die kleine triviale Unterhaltung am Rande reicht.
Dieser Punkt rettet den Film auch vor dem Untergang in die uninteressante Mittelmäßigkeit. Zwar weiß die Geschichte samt Aufhänger zu gefallen, aber der Film selbst ist recht schludrig heruntergekurbelt. Schnitte sind nicht immer die besten, nicht alles was man sieht macht Sinn (Nash sitzt in Cromwells Privatwohnung beim Essen, obwohl eine solche Einladung zum restlichen Geschehen gar nicht passt, Schilder wie die Aufschrift „Zuchthaus Dartmoor“ sind in deutsch verfasst, obwohl der Krimi in England spielt, ...) und allgemein geht die Geschichte manchmal recht holprig vonstatten.
Regie führte Rudolf Zehetgruber, den die meisten Cineasten wohl eher als Schauspieler kennen. Er spielte in den Dudu-Filmen den Jimmy Bondie, führte auch dort Regie, und wer die Filme um den kleinen gelben Käfer kennt, der weiß dass auch sie keine Großereignisse auf der Kinoleinwand waren. Zehetgruber war kein Profi seines Fachs, aber er lockte mit seinen einfachen Filmchen zumindest ein Publikum. Auch „Das Wirtshaus von Dartmoor“ setzt er nicht vollkommen in den Sand, aber wie oben erwähnt ist es sein Glück, dass die Figuren so sympathisch besetzt wurden.
Neben Wallace-Veteran Heinz Drache wurde sich auch musikalisch an den großen Vorbildern orientiert. Wieder einmal darf Peter Thomas einen Soundtrack beisteuern, wohl den zur damaligen Zeit häufigsten Filmmusik-Komponisten.
Für einen Film seiner Zeit geht es im gewissen Rahmen recht freizügig zur Sache. Zumindest zeigt die Bekleidung der zwielichtigen Bardame mehr als zu seiner Zeit üblich, und ihr Umgang mit Männern wird überraschend lässig toleriert.
Wesentlich blauäugiger geht man mit dem Leben im Gefängnis um. Im letzten Drittel geht Nash als Köder in den Knast, und von Vergewaltigung und anderen düsteren Alltags-Elementen hat man hier noch nie gehört. Das muss aber eigentlich auch so sein, schließlich ist bereits die Aufteilung Kriminalist und Verbrecher sehr schlicht gehalten. Wer Gutes ist immer gut und wer Schlechtes ist immer schlecht. Letztendlich ist es aber auch diese Versimplung, die solchen Filmen einen gewissen Reiz beschert.
Wer Filme wie „Das Gasthaus an der Themse“, „Das siebente Opfer“ und „Das Phantom von Soho“ mag, wird auch hier gut unterhalten werden. Zehetgruber liefert alles andere als Kunst ab, aber einer kurzweiligen Unterhaltung steht eigentlich nichts im Weg. OFDb
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